Christoph Möllers: „Zu sagen: ‚Das tut mir weh!’ reicht nie“
Liberalismus wird oft gleichgesetzt mit einer Verteidigung individueller Freiheit gegen staatliche Gewalt. In seinem soeben erschienenen Buch Freiheitsgrade macht sich Christoph Möllers, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, für ein anderes Verständnis des Liberalismus stark, das den Staat weniger als Bedrohung, denn vielmehr als Schutz begreift. Wie weit aber darf dieser Schutz reichen? Ein Gespräch über Freiheit in Zeiten von Corona, gesellschaftliche Verletzbarkeiten und Freiheitsräume, die produktiv irritieren.
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Christoph Butterwegge: „Der private Reichtum weniger Hochvermögender ist gestiegen“
Die Corona-Pandemie tritt die Wirtschaft schwer. Welche klassenspezifischen Folgen aber zeitigt die Krise genau? Christoph Butterwegge, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Universität zu Köln, über öffentliche Armut, falschen Neid gegenüber Beamten und den Zusammenhang zwischen Tierschutz-Aktivismus und den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Soeben ist Christoph Butterwegges Buch Ungleichheit in der Klassengesellschaft (PapyRossa) erschienen.

Christoph Möllers: „Ich halte die individualliberale Sicht für verfehlt“
Pandemie und Klimakrise wecken bei vielen die Furcht, die kollektive Freiheit dränge die individuelle Freiheit an den Rand. Aber stimmt das? Der Verfassungsrechtler Christoph Möllers über das komplexe Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft.

Individuelle Freiheit – ein Auslaufmodell?
Ob Coronapandemie, Klimawandel oder geopolitische Spannungen: Je massiver die Großkrisen, desto lauter wird der Ruf, den Handlungsspielraum der Einzelnen dem Wohl aller unterzuordnen. Ist individuelle Freiheit nicht mehr als egozentrische Ideologie – oder doch Kern menschlicher Autonomie? Der Philosoph Peter Sloterdijk diskutiert mit dem Verfassungsrechtler Christoph Möllers auf dem Festival Philo.live!

Was ist eigentlich leistungsgerecht?
Die Klagen über astronomisch hohe Gehälter von Fußballspielern oder die chronische Unterbezahlung von Pflegekräften sind weitverbreitet. Doch woran kann eine Gesellschaft genau bemessen, was ein gerechter „Verdienst“ ist? Dieser Frage geht der Rechtsphilosoph Christoph Möllers nach dem Besuch eines Schachturniers nach.

Freiheit auf Abwegen
Der Liberalismus steckt in der Krise. Damit er auch künftig im Kampf der Systeme bestehen kann und sein zivilisatorisches Erbe nicht verloren geht, müssen wir laut Christoph David Piorkowski besonders eines tun: den Liberalismus vor sich selbst bewahren.

Steffen Mau: „Man ist unendlich naiv in die Wiedervereinigung hineingegangen“
Dieser Tage wird das 30-jährige Jubiläum der deutschen Einheit gefeiert. Doch wie steht es heute um das Ost-West-Verhältnis? Der Soziologe Steffen Mau, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, erklärt im Gespräch, warum Ostdeutschland eine „frakturierte Gesellschaft“ ist, die ehemalige DDR als Labor neoliberaler Wirtschaftsreformen diente und ein Fortbestehen von Unterschieden auch eine Normalisierung bedeuten kann.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Elon Musk und der altruistische Liberalismus
Jüngst wurde Elon Musk vom Time-Magazine zur „Person des Jahres“ gekürt. Das stieß im Netz auf reichlich Empörung. Zurecht, meint unsere Autorin, denn Musks altruistischem Liberalismus wohne ein fundamental anti-politischer Gestus inne.
