David Greenberg: „Der Antisemitismus reicht bis in die Führungsebene der Universitäten“
Nimmt der Antisemitismus an US-Universitäten zu? Unbestreitbar, meint der Historiker David Greenberg. Ein Gespräch über altlinkenen Antiimperialismus, neuen Race-Essentialismus und Kritik am Staat Israel.
Harvard-Präsidentin Claudine Gay sah sich zum Rücktritt gezwungen, nachdem Plagiatsvorwürfe gegen sie erhoben wurden – vor allem jedoch nach ihrer Anhörung vor dem US-Kongress, wo sie zusammen mit zwei weiteren Universitätsleiterinnen vorgeladen war, um über den Verdacht des Antisemitismus auf dem amerikanischen Campus auszusagen. Auf die Frage einer republikanischen Abgeordneten, die, nachdem sie festgestellt hatte, dass mehrere ihrer Studenten zu einer „Intifada“ gegen Israel aufgerufen hatten, fragte, ob „der Aufruf zum Völkermord gegen die Harvard-Regeln für Einschüchterung und Belästigung verstößt“, hatte die Präsidentin geantwortet, dass „es auf den Kontext ankommt“. Diese Sequenz löste einen Aufschrei der Empörung aus. David Greenberg, Geschichtsprofessor an der Rutgers University in New Jersey, ordnet den Fall ein.
Wie haben Sie auf die Anhörung von Claudine Gay im Kongress reagiert?
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Kommentare
Vielleicht hilft für die Regulierung von Antisemitismus ein Standpunkt:
Juden sind normale Menschen.
So einfach wie er daherkommt, hält er doch für beide Extreme des Konflikts einen Kompromiss bereit, manchmal attraktiv und manchmal schmerzhaft, dafür gut für Versöhnung.
Vielleicht hilft für den Konflikt Israel-Palästinenser ein Standpunkt:
Juden sind normale Menschen und Palästinenser sind normale Menschen.
So einfach wie er daherkommt, hält er doch für beide Extreme des Konflikts einen Kompromiss bereit, manchmal attraktiv und manchmal schmerzhaft, dafür gut für Versöhnung.
ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.
Antwort auf Vielleicht hilft für die… von armin.schmidt
Habe einen erheblichen Verbesserungsvorschlag zu meinem vorigen Kommentar:
Der Mensch, welcher über Überlegenheit nachdenkt, will meiner Erfahrung nach nur weniger als die Hälfte der Zeit normal sein. Lieber und öfter will er überlegen sein.
Vielleicht hilft für die Regulierung des Spannungsverhältnisses Juden-Nichtjuden ein erst auf den dritten Blick logischer Standpunkt:
Alle Menschen sind so überlegen wie Juden und Nichtjuden.
So einfach wie er daherkommt, hält er doch für beide Extreme des Konflikts einen Kompromiss bereit, manchmal attraktiv und manchmal schmerzhaft, dafür vielleicht gut für Versöhnung.
Vielleicht hilft für den Konflikt Juden-Muslime der Standpunkt:
Alle Menschen sind so überlegen wie Juden und Muslime.
So einfach wie er daherkommt, hält er doch für beide Extreme des Konflikts einen Kompromiss bereit, manchmal attraktiv und manchmal schmerzhaft, dafür vielleicht gut für Versöhnung.
Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.
Kommentar 3 hierzu:
ich habe im Detail Zweifel an beiden vorherigen Kommentaren, und habe beschlossen, erst wieder etwas dazu zu sagen wenn ich eine Weile eine stabile Meinung habe. Die Richtung ist in Ordnung, im Detail ändert sich noch dies und jenes.
Ich danke für die Möglichkeit, mich zu korrigieren.
Antwort auf Kommentar 3 hierzu: ich habe… von armin.schmidt
#4
Habe einen erheblichen Verbesserungsvorschlag zu meinen 2 vorigen Kommentaren:
Schätze es geht vielleicht im Sinne der Sache weniger darum, wer was ist, und mehr, wer welche Zukunft haben soll.
Ich schätze Muslime sollen von allem genug sein und haben können, und das Beste für alle tun können, und ich schätze Juden sollen von allem genug sein und haben können, und das Beste für alle tun können.
Jüdische Eigner vom Philosophiemagazin, bitte verzeihens, wenn ich in Kommentaren 1 und 2 noch suboptimaler war. Schätze, normal sein und überlegen sein sind beides Eigenschaften, die wohl jeder Mensch nur zum Teil inne hat.
Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, mich hier wieder einmal zu korrigieren. Bis zu nächsten.