Gottlob Frege und die Sprache
Gottlob Frege, dessen Todestag sich am 28. Juli 2025 zum 100. Mal jährte, gilt als Wegbereiter der analytischen Philosophie: jener Strömung, die sich von metaphysischer Spekulation abwandte und nach einer präzisen, an die Mathematik erinnernden Sprache suchte. Was hat uns Frege über Funktionsweise und Fallstricke der Sprache zu sagen?
Für das außerakademische Publikum eher ein unbeschriebenes Blatt, für die heutige philosophische Fachwelt eine Schlüsselfigur – bei kaum einem Klassiker divergieren die Sichtweisen so wie bei dem Philosophen, Mathematiker und Logiker Gottlob Frege, der vor 100 Jahren, am 26. Juli 1925, im mecklenburgischen Bad Kleinen starb. Frege gilt nicht nur als Begründer der modernen mathematischen Logik, sondern auch als Galionsfigur der philosophisch-semantischen Analyse der Sprache und ihrer Wahrheitsbedingungen. Die Inhalte eines heutigen Logikstudiums gehen ebenso auf Frege zurück wie die Motive und Grundlagen der analytischen Philosophie, jener Strömung der Gegenwartsphilosophie, die vor allem um Sprachkritik kreist.
In Fragen wie der, was Zahlen überhaupt sind, was das Wort „Zahl“ eigentlich bedeutet, fallen Freges Interessen als Mathematiker und Sprachphilosoph unmittelbar zusammen. Nach seiner Promotion 1873 in Göttingen mit einer geometrischen Abhandlung folgte bereits 1874 in Jena die Habilitation über den Begriff der Größe. Der Jenenser Universitätskurator allerdings bekundete an höhere Stelle, Freges Lehrtätigkeit sei nicht auszeichnungswürdig, sondern von „untergeordneter Art und für die Universität ohne besonderen Vorteil“. Damit verkannte er den unstrittigen Rang und die Verdienste eines herausragenden Wissenschaftlers und Erneuerers der Philosophie. Frege selbst war zu introvertiert und bescheiden, um sich ins rechte Licht zu setzen. Als unscheinbarer, ältlich wirkender Sonderling flutete er, dem Publikum den Rücken kehrend, die Tafel mit fremdartigen Formeln.
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