Kafka – Der Briefliebhaber
Der Briefwechsel mit Felice Bauer zeigt: Kafka ist kein entrückter Sonderling, sondern Grenzgänger und Brückenbauer. Doch gelingt ihm die postalische Erweiterung der Wirklichkeit?
Entgegen der üblichen Auffassung besaß Kafka, der „Junggeselle der Weltliteratur“, eine charmante und einnehmende Art gegenüber Frauen. Ein glückliches Leben zu zweit blieb ihm dennoch versagt, was meist als Konsequenz seiner Selbstzweifel und seines Schaffensdrangs gedeutet wird. Für Kafka stehen „Leben“ und „Schreiben“ in einem unvereinbaren Widerstreit zueinander. Sie bilden das unentrinnbare Entweder-oder, zwischen dessen Fronten er sich eingespannt sieht, ohne je den rettenden Mittelweg zu finden. Wenn Philosophieren, wie Montaigne festhält, sterben lernen heißt, ist Kafka über diesen Punkt gar hinaus: Er will schon gestorben sein, um endlich schreiben zu können. Jedenfalls würde er sich seinem Werk am liebsten in völliger „Abgeschiedenheit“ widmen, „nicht ‚wie ein Einsiedler‘“, so Kafka selbst, „das wäre nicht genug, sondern wie ein Toter“.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo