Mein höllisches Leben mit Duolingo
Unsere Autorin Apolline Guillot versuchte Russisch mit Duolingo zu lernen – vergeblich. Die ständigen, autoritären Erinnerungen der App verfehlten nämlich das Wesentliche des Spracherwerbs: echte Auseinandersetzung mit dem Fremden.
„Привет, как дела?“ Am Flughafen von Bischkek stürze ich mich in ein Taxi und beginne schnell ein Gespräch mit dem Fahrer. Hallo, wie geht es Ihnen? Vier Monate bei Duolingo und schon bin ich auf dem Weg, das weitestgehend russischsprachige Kirgisistan zu bereisen. Auf meine begeisterte Begrüßung antwortet mein Gesprächspartner höflich mit einigen Sätzen, die ich kaum verstehe. Panisch sortiere ich im Geiste alle möglichen, über Monate hinweg gelernten Repliken: „У меня есть молоко и вино“ („Ich habe Milch und Wein“), „Доброе утро, свинья“ („Guten Morgen, Schwein“), „Мое полотенце в озере“ („Mein Handtuch ist im See“). Ich entscheide mich schließlich resigniert für ein schüchternes „Я не русски, извините“ („Ich bin keine Russin, tut mir leid“) und muss mich damit abfinden, dass die App mich wohl nicht auf die wirkliche Welt vorbereitet hat.
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