Sanfte Schläge fördern das Wachstum?
Die elektrische Stimulation von Pflanzen könnte die Zukunft der „Düngung“ in der Landwirtschaft sein. Das legen derzeit einige Studien nahe. Wirft man jedoch einen Blick in die Geschichte, stellt sich die Frage, warum sie nicht schon die Gegenwart ist.
Können landwirtschaftliche Erträge durch die elektrische Stimulation von Pflanzen gesteigert werden? Obwohl diese Frage im ersten Moment absurd klingen mag, legt eine jüngst in der Zeitschrift PNAS veröffentlichte Studie genau dies nahe. Der von den Forscherinnen und Forschern untersuchte eSoil, eine Art elektrischer Boden, soll den Ertrag von Nutzpflanzen mittels elektrischer Schläge fördern.
Dabei ist diese Idee der „Elektrokultur“ trotz ihrer vermeintlichen Neuartigkeit schon lange bekannt und in Teilen auch praktiziert worden. Bereits im 18. Jahrhundert führte der britische Forscher Dr. Maimbray entsprechende Experimente durch, die zeigten, dass elektrisch stimulierte Myrten neue Zweige und Knospen entwickelten, wodurch das Interesse an derartigen Methoden auch über die Landesgrenzen hinauswuchs. So reproduzierte auch der französische Geistliche und Physiker Jean-Antoine Nollet ähnliche Experimente und hielt die Ergebnisse in seinem Werk Recherches sur les causes particulières des phénomènes électriques, et sur les effets nuisibles ou avantageux qu'on peut en attendre (Forschung über die besonderen Ursachen der elektrischen Phänomene und über die schädlichen oder vorteilhaften Wirkungen, die man von ihnen erwarten kann) aus dem Jahr 1749 fest.
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