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Bild: Masha Kotliarenko (Unsplash)

Aus dem Leben

Tagebuch der Überforderungen: Doppelgänger

Jochen Schmidt veröffentlicht am 04 April 2025 3 min

Es sind die kleinen Dinge, die das Leben so unfassbar anstrengend machen. In seinem Tagebuch der Überforderungen hält Jochen Schmidt das Ringen mit dem Profanen fest. Diesmal: der Doppelgänger.


Neulich habe ich irgendwo gelesen, Trump sei gar nicht Trump, sondern er sei 1987 bei einem Besuch in Moskau heimlich gegen einen KGB-Agenten ausgetauscht worden. Das würde dieser Theorie zufolge seine auffällig moskaufreundliche Politik erklären. Eine Bekannte, die in Russland aufgewachsen ist und dort Physik studiert hat, ist der Meinung, Putin sei gar nicht Putin, sondern gegen gleich eine ganze Vielzahl Doppelgänger ausgetauscht worden, der richtige Putin sei längst an Krebs gestorben. Auch von Marschall Tito dachten viele Jugoslawen, er sei in Moskau gegen einen Doppelgänger ausgetauscht worden, was für sie seinen Akzent erklärte. Papst Johannes Paul II. war meiner Meinung nach in Wirklichkeit Pan Tau, denn er kam genau in dem Jahr ins Amt, in dem Pan Tau auf mysteriöse Weise verschwunden ist, die Ähnlichkeit der beiden ist verblüffend. Ich weiß allerdings nicht, ob auch in diesem Fall Moskau dahintersteckte, und was es mit diesem Austausch bewirken wollte. 

Wenn ich all diese Geschichten über Prominente höre, die gegen Doppelgänger ausgetauscht worden sind, meistens in Moskau, bin ich ein bisschen neidisch, weil ich weiter ich sein muss. Es wäre für mich die Lösung aller meiner Probleme, wenn ich heimlich ausgetauscht würde, und sich statt meiner ein Doppelgänger mit meinen finanziellen, privaten und beruflichen Sorgen herumschlagen müsste. In Moskau wird man als Original bestimmt nicht schlecht behandelt, es könnte ja sein, dass man eines Tages wieder zurückgetauscht werden muss. Vielleicht leben die Originale von Trump, Putin, Tito und Pan Tau dort in einem Luxus-Hotel, trinken Krim-Sekt und spielen abends zusammen Schach? Täglich schauen sie sich in den Nachrichten an, was ihre Doppelgänger so treiben. Ich könnte mir vorstellen, dass mein Doppelgänger seine Sache als Jochen Schmidt sogar besser machen würde als ich! Ich fühle mich schließlich oft genug überhaupt nicht wohl in meiner Haut, mein Leben passt eigentlich nicht zu mir. Bestimmte Aufgaben sind mir lästig, z. B. Geld zu verdienen. Ich würde mich sogar anbieten, mich bei Bedarf gegen jemand anderen zurücktauschen zu lassen, nur um nicht wieder ich sein zu müssen. Ich habe ja nichts gegen das Leben im Westen, als jemand anders würde ich es hier gut aushalten.

Aber vielleicht bin ich einfach nicht wichtig genug, vielleicht läuft es auch beim Ausgetauschtwerden so ungerecht wie immer, dass nur "bedeutende Männer" dieses Privileg genießen. Wir kleinen Leute müssen bis zu unserem letzten Tag als wir selbst durchhalten, wir bekommen keinen Urlaub vom Ich. Wir bekommen auch keine Wachsfigur bei Madame Tussaud und niemand würde sich unsere Doppelgängershow in Las Vegas ansehen. Es würde ja schon keiner zu der Show mit den Originalen kommen! Wir können nur davon träumen, eines Tages zu erleben, wie ein Doppelgänger sich die Vorwürfe unserer Ex-Frau anhören muss, unsere dementen Eltern versorgt und die Reisebelege für 2023 fürs Finanzamt heraussucht und kopiert. Und wenn ich mich den Behörden stellen und verraten würde, dass ich gar nicht ich bin, sondern ein russischer Agent, während Jochen Schmidt in Wirklichkeit mit Pan Tau und Tito in Moskau Schach spielt, würde mir niemand glauben! Dabei ist das auch nicht unwahrscheinlicher, als zu glauben, dass ein südafrikanischer Milliardär, der gerne auf dem Mars leben würde, und der zwölf Kinder hat, von denen eines "Techno Mechanicus" heißt, mit Hitlergruß die Wahl eines KGB-Agenten zum amerikanischen Präsidenten feiert und anschließend per E-Mail die halbe Regierung entlässt. Und das alles aus Rache an der "Wokeness", weil einer seiner Söhne sein Geschlecht umgewandelt hat. •


Jochen Schmidt wurde 1970 in Berlin geboren. Im Herbst 2025 wird bei C. H. Beck sein neuer Roman „Hoplopoiia“ erscheinen. 2004 erhielt er den Förderpreis zum Kasseler Literaturpreis für Grotesken Humor und 2023 den Stahl-Literaturpreis der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt.

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