Buchbindung – zwischen Autorschaft und Helikopter-Sorge
Ein Buch zu schreiben, verlangt viel Zeit, Liebe und Einsatz über die eigenen Grenzen hinaus. Der Erziehung eines Kindes ist das nicht unähnlich. Und so gilt es auch als Schriftstellerin, kein „Helikopter-Autor“ zu werden, meint Sumana Roy.
Als ich vor etwa fünfzehn Jahren auf den Begriff und das Phänomen „Helikopter-Elternschaft“ stieß, ließ ich ihn an mir vorbeiziehen. Ich konnte damit nichts anfangen – ich war kein Elternteil, und es gefiel mir auch nicht besonders, Menschen aufgrund ihres Erziehungsstils zu kategorisieren. Aber der Ausdruck muss irgendeinen Klebstoff enthalten haben, der ihn in meinem Bewusstsein verankert hat. Denn als Jennifer Banks, meine Lektorin bei „Yale University Press“, mich beiläufig, liebevoll und quasi rhetorisch fragte, welchen Rat ich für sie hätte, da ihr erstes Buch Natality. Toward a Philosophy of Birth kurz vor der Veröffentlichung stand, war ich von meiner Antwort selbst überrascht. „Ich habe für mich festgestellt, dass es am besten ist, kein Helikopter-Elternteil für sein eigenes Buch zu sein“, sagte ich.
Aber wo kam das denn plötzlich her? Wann hatte ich angefangen, einige Schriftstellerinnen und Schriftsteller als Helikopter-Eltern wahrzunehmen?
Stolz vs. Reichweite?
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Kommentare
Eine gewisses Ertragen im Falle von überraschend geringer Rezeption scheint mir vernünftig, und eine maßvolle Einführung in die Kreise jener Leserschaft, welche am interessiertesten eingeschätzt wird..
Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.