Christoph Menke: „Mich interessiert die Knechtschaft, die im Inneren wirksam ist“
Wir sind frei und doch nicht frei. Unsere Gewohnheiten halten uns gefangen in Mustern, Bequemlichkeiten und Strukturen, die es zu überwinden gilt. Aber wie? Ein Gespräch mit dem Philosophen Christoph Menke über die Kraft ästhetischer Erfahrung.
Herr Menke, Sie haben eine Theorie der Befreiung geschrieben. Wer oder was soll befreit werden?
Alles! Und das meine ich tatsächlich im umfassenden Sinn. Der Begriff der Befreiung, so wie ich ihn verstehe, bezieht sich nicht nur auf Personen, sondern vor allem auf Vollzüge, Handlungen und Lebensweisen. Diese können frei oder unfrei genannt werden. Wir müssen davon wegkommen zu glauben, der Ausdruck Freiheit hätte einen ausschließlichen Bezug auf einzelne Menschen oder Kollektive. Wir sagen, dass wir in unserem Denken frei sind, dass eine künstlerische Produktion frei ist, dass eine Handlungsweise frei ist oder dass eine Lebensform frei ist. Wenn wir sagen, Personen sind frei, dann sind diese frei, indem sie etwas sind, indem sie etwas tun: Ich bin frei in einem bestimmten Vollzug. Ich bin nicht unabhängig davon frei.
Kann man zwischen guten und schlechten Formen der Befreiung unterscheiden?
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Christoph Menke: „Bevor wir die Befreiung tun, erfahren wir sie“
Was ist eine gelungene Befreiung? Im Gespräch macht Christoph Menke deutlich, dass unser aktuelles Verständnis von Befreiung defizitär ist, weil sie neue Formen der Knechtschaft erzeugt. Eine radikale Befreiung hingegen ist eine ästhetische Erfahrung, die jeder machen kann.

Lieber Etienne, lieber Christoph …
Ein deutscher und ein französischer Philosoph debattieren über den Krieg: Christoph Menke hat einen Appell unterzeichnet, der sich für einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine einsetzt. Etienne Balibar begründet im Mailaustausch mit Menke, warum er nicht unterzeichnet, aber einzelne Aspekte ähnlich sieht. In seiner letzten Antwort fragt Christoph Menke nochmals eindringlich nach der Rolle der Intellektuellen und zieht Bilanz.

Lieber Etienne, lieber Christoph…
Ein deutscher und ein französischer Philosoph debattieren über den Krieg: Anlass ist ein Appell, in dem bekannte Persönlichkeiten einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine fordern. Christoph Menke ist einer der Unterzeichner und hat Etienne Balibar gefragt, ob er sich dem Appell ebenfalls anschließen will. Unter den beiden Denkern entspinnt sich ein Mailwechsel: In seiner ersten Mail hatte Balibar begründet, warum er nicht unterzeichnen möchte. Hier lesen Sie die Antwort von Christoph Menke, in der er unter anderem folgenden Gedanken entwickelt: Aus dem Rechtsurteil, dass Russland klar der Aggressor ist, folgt nicht, was jetzt zu tun ist.

Christoph Menke: „Wir müssen Individualität und Gemeinschaft miteinander verbinden“
Da, wo wir selbstbestimmt und unberührt von gesellschaftlichen Zwängen entscheiden können, so eine weitverbreitete Annahme, sind wir frei. Nicht so für Hegel. In seiner Philosophie sind Freiheit und Recht untrennbar miteinander verwoben. Ein Interview mit Christoph Menke.

Lieber Christoph, lieber Etienne…
Ein deutscher und ein französischer Philosoph debattieren über den Krieg: Christoph Menke hat einen Appell unterzeichnet, der sich für einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine einsetzt. Etienne Balibar begründet im Mailaustausch mit Menke, warum er nicht unterzeichnet, aber einzelne Aspekte ähnlich sieht. In seiner heutigen Antwort skizziert Balibar, warum „wir“ längst Teil des Krieges sind und es die moralische Pflicht der UNO ist, zwischen den Parteien zu vermitteln.

Lieber Christoph, lieber Etienne…
Ein deutscher und ein französischer Philosoph debattieren über den Krieg: Anlass ist ein Appell, in dem bekannte Persönlichkeiten einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine fordern. Christoph Menke ist einer der Unterzeichner und hat Etienne Balibar gefragt, ob er sich dem Appell ebenfalls anschließen will. Unter den beiden Denkern entspinnt sich ein Mailwechsel: In einer ersten Antwort begründet Balibar, warum er viele Sorgen teilt, aber dennoch nicht unterzeichnen möchte. Die Reaktion Christoph Menkes lesen Sie hier.

Warum machen wir nicht mehr aus unserer Freiheit?
Wir sind so frei wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Und doch fühlen wir uns oft gefangen, erdrückt von Anforderungen, getrieben durch inneren Leistungszwang. Was wäre das für ein Dasein, könnten wir es auskosten. Den Augenblick genießen, anstatt ihn zu verpassen. Aus schalen Routinen ausbrechen, weniger arbeiten, Neues wagen – im Zweifelsfall auch gegen gesellschaftlichen Widerstand. Mehr Muße, mehr Lebendigkeit, mehr Spontaneität: Warum packen wir Kairos nicht beim Schopfe, wagen den entscheidenden Schritt? Sind wir zu feige? Zu vernünftig? Zu faul? Christoph Butterwegge, Claus Dierksmeier, Nils Markwardt, Robert Pfaller, Richard David Precht und Nina Verheyen über Wege in eine freiere Existenz.
Jetzt am Kiosk: Bin ich meine Gewohnheit?
Gewohnheiten geben uns Halt, festigen unsere Fähigkeiten und formen unseren Charakter. Und doch können sie uns fremd werden, uns vorkommen wie ein blinder Automatismus. Was tun angesichts dieser Ambivalenz? Wie lassen sich Gewohnheiten verändern, wenn wir – wie vielleicht jetzt zum Jahresbeginn – neue Wege einschlagen wollen?
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