Das Böse als ethische Kategorie
Die grauenvollsten Verbrechen werden menschheitsgeschichtlich als notwendig im Dienste des Guten legitimiert – und zwar bis heute. So berührt sich das Böse mit dem moralischen Gesetz in uns, das uns Kant zufolge auferlegt, selbst zu bestimmen, worin unsere Pflicht besteht. Die Folgen dieser Autonomie können teuflisch sein. Die Verantwortung für unser Handeln aber tragen wir allein.
Kant gerät in ein schwieriges Dilemma, wenn er zwischen dem „gewöhnlichen“ Bösen (der Verletzung der Moral aus einer „pathologischen“ Motivation heraus wie Gier, Lust, Ehrgeiz usw.), dem „radikalen“ Bösen und dem „teuflischen“ Bösen unterscheidet. Das „radikal“ Böse bezeichnet nicht einen bestimmten Typus böser Handlungen, sondern eine apriorische Neigung der menschlichen Natur (egoistisch zu handeln, pathologischen Motivationen den Vorzug vor der universellen ethischen Pflicht zu geben), die gerade den Raum für „normale“ böse Handlungen eröffnet, das heißt, sie in der menschlichen Natur verwurzelt. Im Gegensatz dazu bezeichnet das „teuflische“ Böse einen spezifischen Typus böser Handlungen: Handlungen, die nicht durch ein pathologisches Interesse motiviert sind, sondern „nur um der Sache willen“ begangen werden und das Böse selbst zu einer apriorischen, nichtpathologischen Motivation erheben. Kant behauptet zwar, dass das „teuflisch Böse“ nicht tatsächlich vorkommen kann (es ist für einen Menschen nicht möglich, das Böse selbst zu einer universellen ethischen Norm zu erheben), aber er behauptet dennoch, dass man es als eine abstrakte Möglichkeit postulieren sollte.
Normalität als Form der Psychose
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