Der Geisterseher
Der Schriftsteller Georg Klein lockt seine Leser in fantastische Zwischenwelten voller Zeitschleifen, Kippmomente und übersensibler Körper. Die Wirklichkeit wird dabei virtuos infrage gestellt.
In A. Zett, einer Geschichte in Georg Kleins neuem Erzählungsband Im Bienenlicht, lernt ein 16-jähriger Gymnasiast 1969 auf dem Augsburger Zentralfriedhof einen charismatischen, großzügig mit Sentenzen um sich werfenden Drogenfreak kennen, der auf seine Jünger immensen Eindruck macht. Bis irgendwann eine Theologiestudentin die Luft aus diesem „A. Z.“ lässt – was der so eindrucksvoll von sich gebe, seien lediglich althergebrachte Nietzsche-Sprüche. Fortan hat A. Z. unter seinen Gefolgsleuten den Spitznamen „Nietzsche“ weg.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Was weiß mein Körper?
Die Frage irritiert. Was soll mein Körper schon wissen? Ist das Problem denn nicht gerade, dass er nichts weiß? Weder Vernunft noch Weisheit besitzt? Warum sonst gibt es Gesundheitsratgeber, Rückenschulen, Schmerztabletten, viel zu hohe Cholesterinwerte. Und wieso gibt es Fitness-Tracker, diese kleinen schwarzen Armbänder, die ihrem Träger haargenau anzeigen, wie viele Meter heute noch gelaufen, wie viele Kalorien noch verbrannt werden müssen oder wie viel Schlaf der Körper braucht. All das weiß dieser nämlich nicht von selbst – ja, er hat es bei Lichte betrachtet noch nie gewusst. Mag ja sein, dass man im 16. Jahrhundert von ganz allein ins Bett gegangen ist. Aber doch wohl nicht, weil der Körper damals noch wissend, sondern weil er von ruinöser Arbeit todmüde und es schlicht stockdunkel war, sobald die Sonne unterging. Wer also wollte bestreiten, dass der Körper selbst über kein Wissen verfügt und auch nie verfügt hat? Und es also vielmehr darum geht, möglichst viel Wissen über ihn zu sammeln, um ihn möglichst lang fit zu halten.
Und ewig lockt der Prinz?
Eine US-Studie untersucht den Zusammenhang von Einkommen und Partnerschaftsaussichten und stellt dabei eine Beharrlichkeit von traditionellen Rollenbildern fest. Bei den Schlussfolgerungen daraus wird jedoch ein wesentlicher Aspekt unterschlagen.

Catherine Malabou: „Kryptowährungen stellen die Idee des Staates infrage“
Die chinesische Zentralbank hat Mitte September ihr Vorhaben bekräftigt, einen digitalen Yuan einzuführen. Das ist nur eines von vielen Beispielen für den zunehmenden Willen von Staaten, auf dem Gebiet der Kryptowährungen mitzuhalten – die Philippinen, Schweden, Uruguay, Mexiko und selbst die Eurozone verfolgen ähnliche Projekte. Für die Philosophin Catherine Malabou ist dies ein Widerspruch in sich, da Kryptowährungen auf anarchistischen Prinzipien von Horizontalität und Dezentralisierung beruhen, die die Währungshoheit von Staaten und Zentralbanken infrage stellen.

Smarte Technologie, dumme Leser?
Das textgenerierende KI-System ChatGPT scheint Roland Barthes’ These vom „Tod des Autors“ zu bestätigen. Wo aber bleibt die Geburt souveräner Leser? Führt ChatGPT nicht zu getäuschten Lesern? Die Antwort, sagt Philipp Schönthaler, liegt auf der Textebene selbst.

Netzlese
Fünf philosophische Klicktipps für den Sonntag. Diesmal mit den Sinnfragen von Charlie Brown, Snoopy und Co., einer Dokumentation über George Orwell und Aldous Huxley, der Aktualität von Judith. N. Shklar, Friederike Mayröcker als Leserin Jacques Derridas sowie einer kleinen Geschichte der Konjunkturforschung.

Rückwärts leben
Sprünge durch die Zeit, so das Ergebnis einer Cambridge-Studie, sind durch simulierte Zeitschleifen möglich – Erfolgsquote: 25 Prozent.

Smudo - Der Gemütliche
Smudo, mit bürgerlichem Namen Michael Bernd Schmidt, wurde als Jugendlicher Schmuddel genannt. Früh aufstehen, sich waschen: nicht Smudos Ding. Erfolgreich ist er trotzdem. Mit seiner Band „Die Fantastischen Vier“, die ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum feiert, ist der Texter und Rapper gerade auf Deutschlandtournee. Das neue Album heißt „Rekord“ – fragt sich nur, worin?
Von Mittelerde zum Metaverse
Auch wenn Tolkien sein Werk nie als Allegorie verstanden wissen wollte, zeigt es doch tiefe Verbindungen zur außerliterarischen Welt. So steht der Kosmos von Mittelerde auch für die Suche nach fantastischen Zweitwelten, die Tech-Pioniere bis heute antreibt.
