Die Sache mit dem Festnetz
Wenn alles ins Rutschen gerät, ist es gut, etwas zu haben, an das man sich halten kann: zum Beispiel ein Festnetztelefon, von dem sich Wolfram Eilenberger nur schwer trennen kann, wie er in seiner Abschiedskolumne zugibt.
Die Absicht war, mir diesen Abschied nicht zu schwer zu machen. Schließlich hat mich bereits seit Jahren niemand, dessen Stimme ich hören wollte, unter meiner Festnetznummer mehr angerufen. Nicht einmal ich selbst wüsste sie noch auswendig herzusagen. Dieses Spiel ist also aus. Wer den Vertrag jetzt nicht kündigt, wird es nie mehr tun. Sondern lebenslang Gebühren zahlen und ohne Trost auf Meldung warten.
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Kennen Sie auch solche Abende? Erschöpft sinken Sie, vielleicht mit einem Glas Wein in der Hand, aufs Sofa. Sie kommen gerade von einem Empfang, viele Kollegen waren da, Geschäftspartner, Sie haben stundenlang geredet und kamen sich dabei vor wie ein Schauspieler, der nicht in seine Rolle findet. All diese Blicke. All diese Erwartungen. All diese Menschen, die etwas in Ihnen sehen, das Sie gar nicht sind, und Sie nötigen, sich zu verstellen … Wann, so fragen Sie sich, war ich heute eigentlich ich? Ich – dieses kleine Wort klingt in Ihren Ohren auf einmal so seltsam, dass Sie sich unwillkürlich in den Arm kneifen. Ich – wer ist das? Habe ich überhaupt so etwas wie ein wahres Selbst? Wüsste ich dann nicht zumindest jetzt, in der Stille des Abends, etwas Sinnvolles mit mir anzufangen?
Wolfram Eilenberger: „Philosophie kann direkt in die Existenz eingreifen“
Hannah Arendt, Simone de Beauvoir, Ayn Rand und Simone Weil: Das sind die Protagonistinnen in Wolfram Eilenbergers neuem Buch Feuer der Freiheit. Schon in Die Zeit der Zauberer, dem zum Weltbestseller avancierten Vorgänger, hatte Eilenberger Leben und Denken von vier Geistesgrößen zusammengeführt. Damals waren es Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger. Nun also vier Frauen, die ihr Denken in den finsteren 1930er und 40er Jahren entwickeln. Ein Gespräch mit dem Autor über ein Jahrzehnt, in dem die Welt in Scherben lag - und vier Philosophinnen, die die Freiheit verteidigten.
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Alles eine einzige Katastrophe?
Die Probleme unserer Zeit verdichten sich zunehmend. In ihrer Abschiedskolumne setzt Eva von Redecker den Hebel am Kulminationspunkt an: Wir müssen uns aus der Logik der Sachherrschaft befreien.
Kann uns die Liebe retten?
Der Markt der Gefühle hat Konjunktur. Allen voran das Geschäft des Onlinedatings, welches hierzulande mit 8,4 Millionen aktiven Nutzern jährlich über 200 Millionen Euro umsetzt. Doch nicht nur dort. Schaltet man etwa das Radio ein, ist es kein Zufall, direkt auf einen Lovesong zu stoßen. Von den 2016 in Deutschland zehn meistverkauften Hits handeln sechs von der Liebe. Ähnlich verhält es sich in den sozialen Netzwerken. Obwohl diese mittlerweile als Echokammern des Hasses gelten, strotzt beispielsweise Facebook nur so von „Visual-Statement“-Seiten, deren meist liebeskitschige Spruchbildchen Hunderttausende Male geteilt werden. Allein die Seite „Liebes Sprüche“, von der es zig Ableger gibt, hat dort über 200 000 Follower. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich eine Liebesbotschaft auch ins Zimmer stellen. „All you need is love“, den Titel des berühmten Beatles-Songs, gibt es beispielsweise auch als Poster, Wandtattoo, Küchenschild oder Kaffeetasse zu kaufen.
Wolfram Eilenberger: „Die Super League wäre die schlechteste aller möglichen Sportwelten“
Zwölf Top-Clubs schlossen sich jüngst zu einer exklusiven Super League zusammen und lösten ein Erdbeben im europäischen Fußball aus. Wolfram Eilenberger erläutert, warum die kapitalistische Logik keinen Wettbewerb schätzt und die Vereine zunehmend ortlos werden.
Wolfram Eilenberger: „Das 20. Jahrhundert war ein großes Jahrhundert der Philosophie“
In drei Bänden stellt Wolfram Eilenberger die Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts vor. Nun ist mit Geister der Gegenwart der letzte erschienen, in dem es um Leben und Werk von Michel Foucault, Theodor W. Adorno, Susan Sontag und Paul Feyerabend geht. Im Gespräch erläutert der Philosoph unter anderem, wie sie aus dem Labyrinth veralteter Denkmuster ausbrechen.
Kulturanzeiger – Wolfram Eilenberger: „Geister der Gegenwart“
In unserem Kulturanzeiger stellen wir in Zusammenarbeit mit Verlagen ausgewählte Neuerscheinungen vor, machen die zentralen Ideen und Thesen der präsentierten Bücher zugänglich und binden diese durch weiterführende Artikel an die Philosophiegeschichte sowie aktuelle Debatten an. Diesmal im Fokus: Geister der Gegenwart von Wolfram Eilenberger, erschienen im Verlag Klett-Cotta.