Paul Feyerabend und die Wissenschaftskritik
Für Paul Feyerabend ähnelt Wissenschaftsentwicklung, so seine provokant ironische Zuspitzung, den wechselvollen Trends der Kunst. Gerade heute hat uns seine Philosophie des „anything goes“ Wesentliches zu sagen. Sie weist uns einen Weg zwischen Expertokratie und Faktenleugnung.
Wie leistungsfähig ist unsere Vernunft? Inwieweit verdankt sich Wissenschaft einer methodischen Ordnung? Folgt die Ablösung einer wissenschaftlichen Theorie durch eine andere Theorie rationalen Prinzipien? Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Paul Feyerabend, geboren vor 100 Jahren in Wien, dämpft unser Vernunftvertrauen. Das Woher und Wohin von Wissenschaft, die Abfolge von Theorien und Überzeugungen, ist für ihn alles andere als ein Resultat ungebrochener methodischer Disziplin. Ein Blick in die Wissenschaftsgeschichte bringt irrationale Effekte ans Tageslicht. Es zeigen sich Diskontinuitäten, Sprünge, sogar Revolutionen. Man denke etwa an den aristotelischen Begriff der Kraft als Qualität und seine Ablösung durch die Mechanik der Kräfte in der neuzeitlichen Physik. Die Entdeckungen Albert Einsteins gehen für Feyerabend einher mit Fiktionen und einem „irrationalen Positivismus“.
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Am 13. Januar 1924 kam Paul Feyerabend zur Welt. Für ihn läuft Wissenschaftsentwicklung nicht nach rationalen Prinzipien ab, sondern ähnelt, so seine provokant-ironische Zuspitzung, den wechselvollen Trends in der Kunst.

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