Richard David Precht: „Die freiheitliche Gesellschaft begrenzt die freiheitliche Entfaltung ihrer Bürger"
Unsere Meinungstoleranz schwindet, weil wir zu gefühlig geworden sind, meint Richard David Precht. Worin sich dies zeigt, warum unser Fokus auf Unterschiede problematisch ist und worüber wir eigentlich sprechen sollten, erklärt er im Interview mit Timm Lewerenz. Ein Gespräch über die Infantilisierung der Gesellschaft und die Gefahren des Kulturkampfs.
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Richard David Precht: „Die Logik des Krieges führt zu keinem positiven Ende“
Woran sollte sich in Zeiten der Kriege und Konflikte unsere Außenpolitik orientieren? An Werten, meint Richard David Precht. Doch gelte es, diese pragmatisch zu priorisieren – und zu tolerieren, dass nicht alle Länder liberale Demokratien sein wollen.
Richard David Precht: „Sind alle Fragen beantwortet, ist die Philosophie am Ende“
Von Henri Bergson bis Ludwig Wittgenstein: Im aktuellen Band seiner Philosophiegeschichte führt Richard David Precht durch das intellektuelle Trümmerfeld des frühen 20. Jahrhunderts. Im Interview spricht er über die Unmittelbarkeit des Lebens, philosophische Selbstvermarktung und die Faszination des Banalen.
Richard David Precht: „Man tut den Menschen keinen Gefallen, wenn man ihnen die Pflicht nimmt“
Die Digitalisierung der Arbeitswelt wird durch die Corona-Pandemie zusätzlich befeuert. Viele Jobs werden zukünftig überflüssig, Künstliche Intelligenz ersetzt den Menschen. Im Interview spricht der Philosoph Richard David Precht über die Ambivalenz dieser Entwicklung - und die große Herausforderung, Sinn auch jenseits der Arbeit zu finden. Sein Buch „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ (2020) ist bei Goldmann erschienen.
Was ist die Aufgabe der Philosophie, Herr Precht?
Am 2. September vor 10 Jahren startete die Fernsehsendung Precht. Ein Gespräch mit Richard David Precht über das Verhältnis von Philosophie, Öffentlichkeit und Politik.
Was heißt hier Struktur?
Wenn in Debatten von „Struktur“ die Rede ist, stehen sich zwei Lager gegenüber: Die einen sprechen von „struktureller Benachteiligung“ bestimmter Gruppen und fordern Gegenmaßnahmen. Die anderen halten „Struktur“ für ein leeres oder gar gefährliches Konzept, weil es Menschen ihrer Handlungsmacht beraubt. Doch um gut zu streiten, müssen wir erst einmal wissen, worüber wir eigentlich reden, wenn wir von „Struktur“ sprechen. Eine Aufklärung.
Jens Timmermann: „Wir sind alle nicht so gut, wie wir sein sollten“
Im Zentrum der Kritik der praktischen Vernunft steht die Freiheit. Unter dieser verstand Kant jedoch etwas anderes als wir heute: Nicht wenn wir unseren Wünschen folgen, sind wir frei, sondern wenn wir dem moralischen Gesetz gehorchen. Jens Timmermann erklärt, warum wir Kant zufolge alle das Gute erkennen, doch nur selten danach handeln.
Warum machen wir nicht mehr aus unserer Freiheit?
Wir sind so frei wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Und doch fühlen wir uns oft gefangen, erdrückt von Anforderungen, getrieben durch inneren Leistungszwang. Was wäre das für ein Dasein, könnten wir es auskosten. Den Augenblick genießen, anstatt ihn zu verpassen. Aus schalen Routinen ausbrechen, weniger arbeiten, Neues wagen – im Zweifelsfall auch gegen gesellschaftlichen Widerstand. Mehr Muße, mehr Lebendigkeit, mehr Spontaneität: Warum packen wir Kairos nicht beim Schopfe, wagen den entscheidenden Schritt? Sind wir zu feige? Zu vernünftig? Zu faul? Christoph Butterwegge, Claus Dierksmeier, Nils Markwardt, Robert Pfaller, Richard David Precht und Nina Verheyen über Wege in eine freiere Existenz.
Gefangen im Dilemma?
Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.