Uwe Wittstock: „In ökonomischer Hinsicht war Marx’ Leben ein Desaster“
Wie war Karl Marx als Mensch? Im Gespräch zeigt Uwe Wittstock ihn als jungen Dichter, selbstgewissen Revolutionär mit Geldsorgen – und nachdenklich gewordenen, kranken Mann, der nach Algier reist und sich seinen Bart abrasieren lässt.
War bereits in seinen jungen Jahren abzusehen, dass Marx sich zu einem Revolutionär entwickeln würde?
Man ist natürlich gerne bereit, im Nachhinein in die Lebensäußerungen eines Jugendlichen das hineinzuinterpretieren, was ihn später als Erwachsenen auszeichnet. Es gibt ein paar Hinweise darauf, dass Marx schon als Schüler eine gewisse Aufsässigkeit und große Ambitionen entwickelt hat. So schreibt er etwa in seinem Abituraufsatz, das einzig richtige Berufsziel sei, für „das Wohl der Menschheit“ zu kämpfen und sich um „Taten“ zu bemühen, die „ewig wirkend“ fortleben. Höher kann man seine Ziele kaum stecken.
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