Die Sache mit den Luftballons
Die beliebten Party-Accessoires sind Allegorien unserer Existenz: Nur durch Widerstände hauchen wir ihnen Leben ein. Doch das Erschlaffen ist unabwendbar. Die Frage ist, wie wir damit umgehen.
Wer liebte sie nicht – Luftballons. Bis heute sind sie unersetzlicher Schmuck eines jeden Lebensfestes. Und dies aus besten Gründen. Verdankt sich ihre Existenz doch eben jenem rhythmischen Akt, mit dem alles in Wahrheit Gute seinen Anfang nimmt: dem tiefen Luftholen sowie entschiedenen Ausatmen. Nur so – wir wissen es alle – können die auf dieser Welt wesentlichen Widerstände aus eigener Kraft überwunden werden. Ist die initiale Enge per Pressatmung durchbrochen, wächst das Volumen stetig an. Fröhlich bläht sich das Werk. Zug um Zug und vor aller Augen wird es sodann an die absolute Grenze der Belastbarkeit geführt.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Lifestyle-Katholizismus
Katholische Symbole werden in den USA zu angesagten Accessoires. Ihre religiöse Bedeutung spielt dabei keine Rolle. Ist das die Selbstüberwindung des Katholizismus?

Das sehr schmutzige T-Wort
2019 hat der Künstler Saâdane Afif eine Basecap mit dem simplen Aufdruck „Tourist“ geschaffen. Dieses Accessoire hält die existentiellste Erfahrung unserer Gegenwart bereit – gerade jetzt in der Urlaubszeit. Dieser Text ist zuerst bei Monopol erschienen.

Orhan Pamuk: „Es bedarf einer Ethik des Widerstandes“
Okzident und Orient, Europa und Asien, osmanische Tradition und westliche Moderne: Orhan Pamuk ist der Denker des Dazwischen. Im Gespräch erläutert der Literaturnobelpreisträger, welche Philosophen sein Schreiben prägten, was ihn an der Türkei ängstigt und warum er trotzdem stolz auf seine Heimat ist.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Die neue Ausgabe: Wer wäre ich, wenn …?
Viele Möglichkeiten, sich zu entwerfen, bleiben im Laufe eines Lebens unverwirklicht. Was aber geschieht mit all den nicht realisierten Versionen unseres Selbst? Und wie können wir mit ihnen umgehen? Ein Dossier über das Ich, andere Welten und Wege in eine Existenz ohne Reue.
Hier geht's zur umfangreichen Heftvorschau!

Braucht mein Leben ein Ziel?
Und, wie lautet Ihr Ziel im Leben? Sie haben doch eins, oder? Kaum ein Mensch, der sich dem Druck dieser Frage entziehen könnte. Sie trifft das Zentrum unserer Existenz, legt tiefste Wünsche und Hoffnungen frei – und nicht zuletzt auch Ängste. Was, wenn ich mein Ziel nicht erreiche? Was, wenn ich mein Ziel noch gar nicht kenne? Und vor allem: Was, wenn es gerade selbst gesetzte Ziele wären, die mein Leben einengen und mich unglücklich machen? In der Frage nach dem Lebensziel prallen zwei menschliche Sehnsüchte aufeinander. Die nach einem tätigen Leben in dauerhaft sinnvoller und zielgerichteter Selbstbestimmung. Und die nach einer tief entspannten Existenz in lustvoller Gelassenheit. Wie sähe wohl ein Leben aus, dessen Ziel darin bestünde, beide Ideale miteinander zu vermitteln?
Ewiger Schlaf durch logischen Fehlschluss?
Das Klischee der jungen Partygeneration verblasst. Auf den eigenen Schlaf zu achten, wird jungen Menschen immer wichtiger, sie gehen immer früher ins Bett. Doch wie früh ist früh genug?

Meine Alternative
Das menschliche Dasein zeichnet sich auch durch die Möglichkeiten aus, die uns verstellt sind. Die wir nicht gelebt haben und nicht leben werden. Fünf Menschen erzählen, wie sie damit umgehen.
