Mannheim vs. Sylt
Obwohl bei der islamistischen Attacke in Mannheim ein Mann starb und mehrere Menschen verletzt wurden, galt die weitaus größere mediale Empörung dem rassistischen Gegröle auf Sylt. Warum?
Seit 18 Jahren lebe ich unter Personenschutz durch das Landeskriminalamt. Unsere liberale Moschee ist markiert als Anschlagsziel beim ISPK (eine Regionalgruppierung des Islamischen Staates; Anm. d. Redaktion) und anderen Islamisten. Menschen wie ich haben Angst und werden bedroht von Islamisten, die sich ein Kalifat und die Einführung der Scharia in Deutschland wünschen. Solche Muslime bedrohen nicht nur unsere Demokratie und Deutsche. Sie bedrohen vor allem uns, die liberalen Muslime, Ex-Muslime, LGBTIQ+_Geflüchtete, demokratisch denkende Europäer und Europäerinnen, die vor islamistischen Diktaturen geflohen sind.
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„Das Sylt-Video ist das Clown-Emoji unter den Virals“
Das Sylt-Video offenbart: Rechtes Gegröle war gestern. An dessen Stelle tritt zynischer Pop. Und der ist viel gefährlicher, weil er die Massen enthemmt. Ein Impuls von Annekathrin Kohout.

Sylt als Schwellenland
Die Aufregung um die Punks auf der Reichen-Insel Sylt führt vor Augen, was meist unsichtbar bleibt: Die Disziplinierung von Individuen durch ihre räumliche Verteilung. Das durch die Punk-Migration entstandene Chaos kann man als „Hölle auf Erden“ verstehen – oder als Vorschein einer neuen Utopie.

Gibt es einen guten Tod?
Es ist stockdunkel und absolut still. Ich liege auf dem Rücken, meine gefalteten Hände ruhen auf meinem Bauch. Wie zum Beweis, dass ich noch lebe, bewege ich den kleinen Finger, hebe ein Knie, zwinkere mit den Augen. Und doch werde ich, daran besteht nicht der geringste Zweifel, eines Tages sterben und wahrscheinlich genauso, wie ich jetzt daliege, in einem Sarg ruhen … So oder so ähnlich war das damals, als ich ungefähr zehn Jahre alt war und mir vor dem Einschlafen mit einem Kribbeln in der Magengegend vorzustellen versuchte, tot zu sein. Heute, drei Jahrzehnte später, ist der Gedanke an das Ende für mich weitaus dringlicher. Ich bin 40 Jahre alt, ungefähr die Hälfte meines Lebens ist vorbei. In diesem Jahr starben zwei Menschen aus meinem nahen Umfeld, die kaum älter waren als ich. Wie aber soll ich mit dem Faktum der Endlichkeit umgehen? Wie existieren, wenn alles auf den Tod hinausläuft und wir nicht wissen können, wann er uns ereilt? Ist eine Versöhnung mit dem unausweichlichen Ende überhaupt möglich – und wenn ja, auf welche Weise?

Was tun?
Der Herbst des letzten Jahres ist bereits jetzt als einer der großen Wendepunkte unserer Nachkriegsgeschichte erkennbar. So wie einst der Herbst des Jahres 1989. Der Fall der Mauer bedeutete einen enormen Mobilitätsschub. Im Zeichen der Freiheit ordnete er die Landkarte Deutschlands, Europas, ja faktisch der ganzen Welt politisch neu. Wie nun wäre das zweite große Herbstereignis, also der faktische Kollaps der EU-Außengrenzen und die damit verbundene Entscheidung zur Aufnahme von mehr als einer Million Flüchtlinge allein in Deutschland einzuordnen? Wieder fallen Grenzen. Wieder stimmen ganze Völker mit den Füßen ab und marschieren – als Opfer von Bürgerkriegen und einem mittlerweile Staat gewordenen islamistischen Terrorregime – aus den kriegsversehrten Gebieten der arabischen Welt nach Kerneuropa: unterwegs in ein besseres Leben – oder auch nur Überleben.
Sind Frauenfreundschaften toxisch, Frau Fritz?
Freundinnen muten sich Kritik weitaus weniger zu als Männer, so die Autorin Sophia Fritz. Damit bestätigen sie noch heute ein Bild, das sich auch in der Philosophiegeschichte verfestigt hat.

Antonio Negri: „Der Klassenkampf ist kein Spaziergang“
Am Wochenende ist Antonio Negri gestorben, der als einer der einflussreichsten Denker der Gegenwart galt. Für sein politisches Engagement verbrachte der Kommunist mehrere Jahre in Haft. 2018 sprachen wir mit ihm über marxsche Begriffe im 21. Jahrhundert und seinen Traum von einer Welt der Unternehmer.

Sally Haslanger: „Um einen sozialen Wandel zu bewirken, müssen wir die Kultur verändern“
Wir leben in einer Gesellschaft, die von sexistischen, rassistischen und ökonomischen Ungerechtigkeiten geprägt ist, meint Sally Haslanger. Das macht einen sozialen Wandel unbedingt nötig. Wie genau dieser aussehen könnte und warum er auch eine neue Sichtweise des Rechts einschließt, erläutert die Philosophin und diesjährige Inhaberin des Benjamin Chair im Interview.

Wehrhafte Demokratie und ihre Eliten: Wie Karl Mannheim die Freiheit planen wollte
Wo gegenwärtig die Diagnose von der Krise der liberalen Demokratie gestellt wird, ist der Ruf nach „wehrhafter Demokratie“ nicht weit. Aber was ist damit gemeint? Die Begriffsgeschichte erschließt eine vergessene Wurzel des Begriffs: Karl Mannheims „Planung für Freiheit und Vielfalt“.
