Mithu Sanyal: „Kein erfolgreicher Widerstand war jemals komplett gewaltfrei“
In Mithu Sanyals gestern erschienenem Roman Antichristie findet sich die Protagonistin Durga im London des Jahres 1906 wieder. Vieles ist anders, nur ihre „race“ ist gleich. Im Interview spricht die Autorin über die Rolle der Vergangenheit für die Zukunft, Kolonialismus und Zeitreisen.
In Ihrem neuen Buch geht es um die in Deutschland sozialisierte Durga, Tochter eines Inders und einer Deutschen. Bewegt und erschüttert vom Umgang ihrer besten Freundin mit den Wunden der kolonialen Last, findet Durga sich wieder im Körper eines jungen Inders im Jahr 1906 in London und fragt sich: „Was bedeutet es denn, dass eine Person durch die Zeit reist und ihr Alter und ihr Geschlecht ändern kann, aber nicht ihre race.“ Was würden Sie Durga antworten?
Zunächst ist es offen, ob Durga wirklich durch die Zeit reist oder ob es sich um eine Art Traumvision handelt, denn vor allem ist ihre Mutter ja gerade gestorben, mit der sie ein schwieriges Verhältnis hatte, weil die Mutter die Familie sehr früh für die Politik verlassen hat. Wenn es nun aber wie eine Reise in frühere Zeiten und Körper ist, dann ist es meine Idee, dass immer ein Aspekt erhalten bleibt, während sich alles andere ändert. Im Fall von Durga wird race als einer der Identitätsmarker beibehalten, weil das auch die Auseinandersetzung ist, die sie gerade führt, zu einem anderen Zeitpunkt wäre es vielleicht das Geschlecht gewesen. Das Beibehalten dieses Markers ist also auch psychologisch begründet.
Warum ist Fluidität zwischen ethnischen Identitäten so schwer zu akzeptieren?
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