Rudolf Steiner – Die andere Seite des Daseins
Rudolf Steiner war promovierter Philosoph – und wird dennoch an den Universitäten ignoriert. Woher kommt das? Notizen zu Steiners 100. Todestag am 30. März.
Es sah aus wie der Beginn einer erstaunlichen intellektuellen Laufbahn: Schon mit 21 wurde Rudolf Steiner Herausgeber von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften; mit Mitte dreißig lag bereits eine beachtliche Reihe an Publikationen vor, darunter sein frühes Hauptwerk „Die Philosophie der Freiheit“ und ein Buch über Nietzsche (er hatte den umnachteten Denker noch 1896 in dessen Kammer in Naumburg gesehen). Dann aber – als kristallisierten sich seine Gedanken auf einmal ganz anders aus – seit 1902 Werke mit einem anderen Duktus. Erst jetzt tauchen Begriffe wie Karma auf, und sein wohl populärster Buchtitel fragt: „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ Steiner war ein spiritueller Autor geworden. – Und schließlich, im Grunde erst in seinen letzten Jahren, wurde er eine Art Aktivist und Kulturreformer mit enormer Ausstrahlung, wenn man etwa an seine pädagogischen Impulse denkt (1919 die erste Waldorfschule) oder an seine Anstöße für eine ökologische „biodynamische“ Landwirtschaft.
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Sollen wir das tun, was der Mehrheit der Menschen dient? Diese utilitaristische Vorstellung lehnt Francis Herbert Bradley ab. Moralisch Handeln heißt, so argumentiert er mit Hegel, in Übereinstimmung mit der gesellschaftlich konstituierten Moral zu handeln. Dafür müssen wir Selbstverwirklichung neu verstehen.

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100 Jahre „Ich und Du“ von Martin Buber
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Kommentare
Welch eine Aufwertung für die Anthroposophen - der Hellseher und "Geisteswissenschaftler" - in dem hochkarätigem Philosophie-Magazin Reklame machen zu dürfen.