Silke van Dyk: „Wir dürfen soziale Probleme nicht demografisieren“
Warum denken wir in Generationen? Und welche politischen Konsequenzen hat das? Ein Gespräch mit der Soziologin Silke van Dyk über die Klimajugend, Seniorendemokratie und falsche Frontstellungen.
Von der Arbeitsunwilligkeit der Generation Z über die Instagram-Babys, bis hin zum Slogan „Ok, Boomer“, mit dem die Perspektiven älterer Menschen halbironisch abgekanzelt werden – das Denken in Generationen ist allgegenwärtig. Was hat es damit auf sich?
Es ist eine spannende Frage, ob das Reden über Generationen ein gegenwärtiges Phänomen ist oder ob es immer präsent war. Gerade in der Aufmerksamkeit, die auf Generation X, Y und Z gerichtet wird, drückt sich etwas aus, das eine sehr lange Geschichte hat: das Wundern über „die Jugend“. Verhandelt wird die uralte Frage, was die Jüngeren machen oder was sich durch sie verändert. Es ist eher die Geschwindigkeit, in der neue Generationen medial verhandelt werden, die sich verändert hat. In einer sich beschleunigenden Gesellschaft scheint sich auch die Identifizierung neuer Generationen zu beschleunigen. Man hat das Gefühl, gerade waren wir noch bei Generation Y, dann kommt schon Generation Z.
Woher kommt die Einteilung in Generationen?
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