Silvia Federici: „Ich betrachte die Welt aus der Perspektive der Reproduktion“
Karl Marx hatte einen blinden Fleck, so Silvia Federici. Er dachte jene Sphären nicht mit, in denen vor allem Frauen tätig sind. Ein Gespräch über die Produktivkraft weiblicher Körper als Fundament kapitalistischer Wertschöpfung.
Wie kann Marx’ Werk heute noch helfen, die Unterdrückung von Frauen zu erklären?
Ich habe viel von Marx gelernt und kehre immer wieder zu seinen Schriften zurück. Ich nehme drei wesentliche Dinge aus seinen Arbeiten mit. Erstens verstand er den Kapitalismus als ein soziales System mit einer dahinterliegenden Logik. Die Ausbeutung und das Elend, das Menschen im Kapitalismus erfahren, sind nicht zufällig oder das Ergebnis einzelner Akte der Grausamkeit, sondern systematisch miteinander verbunden. Zweitens wurde dieses System historisch geformt, anstatt sich einfach durch Evolution zu entwickeln. Dass Geschichte entscheidend für das Verständnis jedes Aspekts des sozialen Lebens ist, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich durch meine Arbeit und das Studium von Marx gewonnen habe. Drittens und vielleicht am zentralsten ist, dass der Kapitalismus auf der Enteignung von Land, der Ausbeutung menschlicher Arbeit und der Akkumulation von Kapital aufgebaut wurde.
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