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Bild: Landmark Media (Imago)

Besprechung

Superman: In Klamauk verpackter Antisemitismus?

Friedrich Weißbach veröffentlicht am 22 Juli 2025 7 min

In der Neuauflage der Superman-Saga verbindet Regisseur James Gunn politische Korrektheit mit einer humoristischen Persiflage des allzu selbstgefälligen Genres. Doch die ironische Brechung schützt nicht vor antisemitischen Motiven, die sich in der filmischen Parallele zu realen Konflikten Bahn brechen.

 

Einen Film über einen gottgleichen Mann zu machen, der die Welt aka die moralisch gute USA vor dem Bösen rettet, scheint mehr als aus der Zeit gefallen. Die Geschichte ist schlicht zu maskulin, zu heroisch und zu imperialistisch. James Gunn sah darin kein Hindernis, sondern eine Herausforderung und hat mit Superman einen neuen, dem heutigen Zeitgeist angepassten Teil der Saga herausgebracht. Mit allen möglichen Mitteln rückt er die Heldengeschichte in ein neues Licht – leider mit einem mehr als bedenklichen Ergebnis. 

Wie in allen Supermangeschichten kämpft der aus dem fernen Krypto stammende Superheld (David Corenswet) gegen einen die Weltordnung bedrohenden Bösewicht. In diesem Fall versucht der Technerd und Multimilliardär Lex Luthor (Nicholas Hoult) einen Krieg zwischen dem mit den USA verbündeten Land Boravia und seinem verarmten und militärisch unterlegenen Nachbarn Jarhanpur anzuzetteln. Er verfolgt dabei zwei Ziele: Zum einen soll der eroberte Staat mit seinen reichen Ölvorkommen ein Hightechutopia werden, in dem er all seinen Ambitionen jenseits staatlicher Kontrolle frei nachgehen kann. Zum andern möchte er Superman vor der US-amerikanischen Regierung und der Bevölkerung in Misskredit bringen, damit er eingesperrt wird. Die Ziele sind miteinander verzahnt. Indem er den machthungrigen Autokraten von Boravia Vasil Ghurkos (Zlatko Buríc) unterstützt, schafft er die Bedingungen für den Angriff auf das schutzlose und verarmte Volk von Jarhanpur. Damit konstruiert er eine Situation, die Superman, der immer für die Schwachen und Unschuldigen einsteht, zur Reaktion zwingt, in der er sich aber gleichzeitig gegen die Interessen der USA stellen muss. 

Sein gewiefter Plan – ohne zu viel vorwegzunehmen – scheint zu gelingen. Superman wird nach einer ersten von ihm verhinderten Invasion und einer öffentlich gegen ihn geführten Schundkampagne von Luthors Handlangern Ultraman (David Corenswet) und Engineer (María Gabriela de Faria) im Namen der USA festgenommen und in einem Hochsicherheitsgefängnis, das sich in einem Taschenuniversum befindet, eingesperrt. Der Weg für eine zweite Invasion und die endgültige Erfüllung des gemeinen Vorhabens scheint frei. 

 

Klamaukige Dekonstruktion überkommener Superheldenerzählung


Dass am Ende alles anders kommt und Superman und seine Freunde die Welt retten, ist nicht überraschend. Wie genau, davon muss sich jeder selbst ein Bild machen. An dieser Stelle soll vielmehr ein Blick auf den Umgang mit dem Heldenepos als Ausdruck unseres gesellschaftlich-kulturellen Selbstverständnisses geworfen werden. Zunächst einmal fällt das Genre des Films auf. Denn anders als in vergangenen Versionen verzichtet die jetzige Verfilmung auf jede Seriosität. Das Geschehen wird immer wieder durch klamaukige Szenen aufgelockert, in denen etwa ein Garagentor zum superschnellen Raumschiff Minuten braucht, um das Rollo hochzufahren oder eine Horde Affen vor unzähligen Computern sitzt und gegen Superman auf Social Media trollt. Der Film wird geradezu zu einer Komödie. Der überbordenden Selbstgewissheit vergangener Supermandarstellungen wird mit einem ironischen Zwinkern begegnet und so mit jedem aufkeimenden Pathos direkt gebrochen. 

Zudem ist man um politische Korrektheit und die Dekonstruktion der veralteten Supermanmotive bemüht. So bespielt der Film nahezu alle „woken“ Themen: Als feministischer Bruch mit gängigen sexistischen Klischees entpuppt sich etwa eine großbusige Blondine, die alle mit ihrer Haarfarbe verbundenen Klischees zu erfüllen scheint und zunächst nur belächelt wird, als kluge und mutige Spionin. Zudem wird der Mensch nicht länger als die Krone der Schöpfung behandelt. Tiere nehmen in dem Film eine auffällig präsente Stellung ein. Sie werden nicht nur genauso selbstverständlich gerettet wie die Menschen, sondern helfen im Kampf gegen das Böse selbst tatkräftig mit. Am Ende ist nicht ganz klar, ob nun Superman oder sein verspielter Superhund Krypto der eigentliche Held der Geschichte ist. 

Und nicht zuletzt kann Supermans Kampf gegen Luthor auch als ein Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gelesen werden. Denn Luthors Hass auf Superman entspringt einer tiefliegenden Angst vor dem Fremden. Und tatsächlich scheint sich sein Argwohn zunächst zu bestätigen: Es wird ein Video gefunden, das Supermans Eltern ihrem Sohn vor seiner Reise auf die Erde aufgenommen haben. Darin fordern sie ihn auf, die Welt zu beherrschen und sich einen Harem mit so vielen Frauen wie möglich zu halten. Die rechte Urangst schlechthin scheint wahr zu werden. Superman, der das vollständige Video nicht kannte, stürzt in eine tiefe Sinnkrise, dachte er doch bis dahin, er sei auf die Welt gekommen, um den Menschen zu dienen und zu schützen. Letztlich – so die Moral von der Geschicht' – kommt es aber nicht darauf an, woher man kommt, sondern wie man lebt und welche Werte man verteidigt. Die Message ist klar: Superman ist nicht nur wegen seiner Superkräfte ein Superheld, sondern vor allem aufgrund seines Herzens und seiner Menschlichkeit. Und die macht nicht an Staatsgrenzen halt und kann sich, wie im Konflikt zwischen Boravia und Jarhanpur, im Zweifel auch gegen die Interessen der eigenen Regierung richten. 

 

Politische Implikation


In der Auseinandersetzung der zwei Staaten findet man die politisch prägnanteste Implikation des Films. In der Solidarität mit dem angegriffenen Jarhanpur wird Superman zum antikolonialen Kämpfer, der sich gegen jedes imperialistische Vorhaben stellt. Die konkrete Konstellation des fiktiven Konflikts mit dem starken, von den USA unterstützten Boravia auf der einen Seite und dem verarmten, um seine Freiheit kämpfenden Jarhanpur auf der anderen erinnert dabei unweigerlich an den Israel-Gaza-Konflikt. Diese Assoziation wird gestützt durch die Bildsprache sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Darstellung der zwei Bevölkerungen als auch mit Blick auf die Invasion durch Boravia. So haben die hinter einem Zaun eingesperrten Menschen Jarhanpurs einen nordafrikanisch anmutenden Phänotyp und tragen verlotterte, an den arabischen Kulturkreis erinnernde Kleidung. Die Menschen aus Boravia sind dagegen weiß, wohlhabend und scheinen einen westlichen Lebensstil zu führen. Und wenn die hoch aufgerüstete Armee Boravias mit Panzern und Kampffahrzeugen gegen die nur rudimentär bewaffnete Bevölkerung Jarhanpurs in den Krieg zieht, haben die Szenen große Ähnlichkeit mit den erschütternden Bildern aus Gaza.

Auch wenn der Regisseur offiziell verneint, mit dem Film auf den Israel-Gaza-Konflikt eingehen zu wollen, ist die Referenz unübersehbar. Dabei ist die moralische Positionierung klar. Inhaltlich findet sie Ausdruck darin, dass das eine Land das andere angreift. Ästhetisch wird Boravia nur durch seinen machthungrigen Autokraten, der mit seiner großen Nase und wilden Haar an eine Judenkarikatur erinnert, oder durch ein hoch aufgerüstetes, aber unpersönlich bleibendes Militär dargestellt, während die Bevölkerung Jarhanpur in Form von hilflosen Kindern, Frauen und älteren Männern, also als individuelle Menschen mit Ängsten und Gefühlen, gezeigt wird.

 

Antisemitische Assoziation 


Sicher, man kann es geschmacklos finden, wenn Konflikte auf diese überspitzte Weise in die Popkultur übertragen werden. Ist der Rekurs auf den Konflikt und die klare moralische Positionierung aber auch problematisch? Die Darstellung und Behandlung gegenwärtiger politischer Auseinandersetzungen in Actionfilmen haben eine lange Tradition – man denke nur an die Reihe der James-Bond-Filme, in denen der Kalte Krieg ausgefochten und Russland als das Böse schlechthin dargestellt wurde. Und auch die eindeutige Positionierung – auch wenn es sicher nicht allen gefallen wird – ist nicht notwendig problematisch, sondern Ausdruck einer politischen Meinung. Mit gutem Recht kann man sich einen Superhelden wünschen, der die Menschen in Gaza rettet. Doch auch wenn der Bezug auf den Konflikt und die klare Stellungnahme an sich nicht schlimm sein mögen, entwickelt die Referenz im Gesamtkontext des Films doch eine abzulehnende Schlagseite. Denn durch die Engführung auf den Israel-Gaza-Konflikt bekommt die Figur des Lex Luthor eine andere Konnotation. Vor diesem Hintergrund ist Luthor nicht einfach nur ein gewöhnlicher Bösewicht, sondern erinnert unweigerlich an den spätestens seit der Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion“ von 1903 weltweit verbreiteten antisemitischen Topos des heimtückischen, reichen Juden, der die Regierung infiltriert und im Hintergrund die Fäden zieht. 

Man muss dem Regisseur James Gunn keine böse Absicht unterstellen. Jedoch zeigt der Film, wie tief sich manche antisemitischen Motive in das kulturelle Unterbewusstsein eingeschrieben haben und selbst bei den ehrenwertesten Ambitionen noch unreflektiert bedient werden. Hinsichtlich der Figur des Supermans ist es besonders zynisch, waren doch ihre Schöpfer Jerry Sieger und Joe Shuster zwei Juden, die Superman in den 1930ern als Antwort auf den Nationalsozialismus entwarfen. In den ersten Comics verprügelte der Held noch persönlich Adolf Hitler. Es steht außer Frage, dass die Figur des Supermans nach über achtzig Jahren in die Tage gekommen war und einer gründlichen Generalsanierung bedurfte. Doch bei aller notwendigen Dekonstruktion: Nicht alle Veränderungen führen zum Besseren. •

 

Friedrich Weißbach ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin und promoviert im Rahmen des Berliner Graduiertenkollegs „Normativität, Kritik, Wandel“. Er ist freier Journalist und fester Autor des Philosophie Magazins. Zuletzt ist beim Lukas Verlag sein Buch „Recht und Gemeinschaft. Zu Hannah Arendts Kritik der Menschenrechte“ erschienen.

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