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Bild: Gerhard Leber; ZUMA Press Wire (Imago)

Impuls

Trump, ein Karthager?

Moritz Rudolph veröffentlicht am 21 Januar 2025 6 min

Ist der nun zum zweiten Mal ins Amt des US-amerikanischen Präsidenten eingeschworene Donald Trump der neue Cäsar, Augustus oder Commodus? Vermutlich nicht. Denn Amerika ist nicht Rom, sondern Karthago.

 

Auf TikTok trendeten vor einem Jahr Videos, in denen Frauen Männer fragen, wie oft sie ans Römische Reich denken. Die Antworten schwankten zwischen mehrmals täglich und wöchentlich und hinterließen durchweg erstaunte Fragestellerinnen, die offenbar nicht so häufig an Rom denken. Vielleicht ist diese Reaktion das eigentlich Erstaunliche, denn es wird einem ziemlich schwergemacht, Rom auszublenden, wenn man die Nachrichten verfolgt. Der Rom-Vergleich ist so etwas wie die Königsdisziplin des geschichtsphilosophischen Kommentars. Er wird gern bemüht, um unsere Gegenwart in ein anderes, meist bedrohliches Licht zu rücken.

Ex-FDP-Chef Guido Westerwelle zum Beispiel beklagte vor einigen Jahren eine „spätrömische Dekadenz“ und meinte damit kurioserweise nicht die Exzesse der Reichen, sondern der Armen, die wie die Made im Speck der Sozialhilfe leben und uns in den Untergang treiben. Wenig später sah der Althistoriker David Engels die Europäische Union „auf dem Weg ins Imperium“. Wie das spätrepublikanische Rom sei Europa divers, chaotisch und nicht ordnungsfähig. Nach einer Zeit des Verfalls werde ein Kaiser kommen, der den Kontinent mit eiserner Klammer zusammenhält.

 

Imperator Trump

 

Das Zentrum der römischen Vergleichspublizistik bildet jedoch Amerika, das sich seit jeher in der Tradition der antiken Großmacht sieht. Davon zeugen Institutionennamen wie „Senat“ und „Kapitol“ oder der Leitspruch „e pluribus unum“, der auf Cicero zurückgeht.

Seit dem Auftauchen Donald Trumps wächst vor allem das Interesse an den instabilen Über- und Untergangsperioden Roms. So sieht der rechtskonservative Publizist Michael Anton eine Parallele mit Julius Cäsar, die Trumps autokratische Absichten rechtfertige: Wenn die Gesellschaft gespalten ist und die Institutionen handlungsunfähig sind, müsse man sie außer Kraft setzen, um die Ordnung wiederherzustellen. Wie Cäsar sei Trump ein Mann des Volkes, der gegen das Establishment kämpft. Notfalls auch als Diktator, wie er inzwischen unumwunden zugibt.

Der Historiker Niall Ferguson hat nun einen anderen Vergleich ins Spiel gebracht: Amerika habe am 5. November die Wahl zwischen Republik und Imperium. Wenn Biden gewinnt, mögen die Institutionen überleben, der Rechtsstaat und die Republik, aber nicht das Imperium. Amerikas Weltgeltung können nur der „credible mad man“ Trump verteidigen, den Putin und Xi Jinping mehr fürchten als den schwächelnden Biden. Dafür würde Trump die Republik zerstören – so wie Octavian, der sich zum Kaiser Augustus krönen ließ.

 

American Decline

 

Der Vergleich hinkt jedoch an mehreren Stellen. Trumps derber Stil dürfte international mehr Porzellan zerschlagen als Respekt einbringen, der maßgeblich auf Zustimmung beruht. Ein Imperium braucht soft power, die Biden eher verkörpert als der unberechenbare Trump.

Zudem befinden sich die USA 2024 in einer anderen geopolitischen Lage als Rom im Jahr 31 v. Chr. Rom war eine aufstrebende Macht. Die USA haben ihre besten Tage hinter sich. Im Zenit standen sie nach dem Zweiten Weltkrieg und noch einmal nach 1989. Seither sind andere Großmächte hinzugekommen. Der überhastete Rückzug aus Afghanistan 2021, Putins Angriff auf die Ukraine 2022 und das Massaker der Hamas 2023, das den Nahen Osten umpflügt, sind Anschläge auf die amerikanische Macht, Symptome des Rückzugs auf eine Defensivposition. Augustus aber war ein Mann der Offensive. Mit ihm überschritt Rom die „augusteische Schwelle“, die in der Imperienforschung am Anfang einer stabilen Weltordnung steht. Die USA hingegen leiden spätestens seit George W. Bush an einer „imperialen Überdehnung“, die in Rom im 2. Jahrhundert einsetzte, als das Reich so groß wurde, dass es nicht mehr überall für Ordnung sorgen konnte.

Es gibt daher Versuche, einen Kaiser aus dieser Epoche heranzuziehen, um Trump zu verstehen. Der ehemalige polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hat Commodus vorgeschlagen – Mark Aurels Adoptivsohn, der mit Jähzorn, Grausamkeit und unvernünftigen Entscheidungen den Untergang des Reiches einleitete. Doch auch hier gibt es Probleme. Trump mag zwar Persönlichkeitsanteile von Commodus haben, und auch bei Caligula, Nero und Claudius, die alle eine tyrannische Ader hatten, wird man fündig. Jedoch scheint der gesamte Vergleichsrahmen fraglich. Denn Amerika sieht zwar römisch aus, ähnelt aber eher Karthago, Roms großem Kontrahenten.

 

Neu-Karthago

 

Beides sind Kolonialgründungen – Karthago als Abkömmling Phöniziens, die USA als Spross Europas –, die in kurzer Zeit zu eigenständigen Mächten heranwuchsen. Rom hingegen ist eine Originalschöpfung, dessen Aufstieg sich langsam vollzog. Es stützte sich, zweiter Unterschied, aufs Militär, während Karthago eine Handelsmacht war, die Armeen vor allem zum Schutz der Handelsrouten aufstellte. Auch hier gibt es eine Parallele zu den USA, die als geoökonomische Macht Weltwirtschaftsströme kontrollieren, von direkter Besetzung aber in der Regel absehen. Drittens war Karthago eine Seemacht, Rom eine Landmacht, die sich von Feinden umzingelt sah. Karthago-Amerika hat hingegen keine Konkurrenten in seiner Nachbarschaft, sondern erfreut sich beinahe einer Insellage, die den Wohlstand fördert.

Diese Ähnlichkeiten hatte bereits der Großmeister der geschichtsphilosophischen Parallele, Oswald Spengler, erkannt, als er vor 100 Jahren eine Neuauflage der Punischen Kriege beobachtete: Preußen stand als Wiedergänger Roms den neokarthagischen Mächten England und Amerika gegenüber.

Heute haben wir es mit einem anderen Konflikt zu tun, einem anderen Rom, einer neuen Landmacht, von der wir nicht wissen, wer es ist. Russland könnte es sein, das sich seit den „Romanows“ als drittes Rom bezeichnet und tatsächlich dem römischen Militärstaat ähnelt. Doch es ist zu schwach. Russland kann die Weltordnung stören, aber keine eigene aufbauen. Hierzu ist gegenwärtig nur China in der Lage, das vielleicht zum neuen Rom wird. Allerdings war Rom anfangs auch nicht sehr stark und hatte nur seinen Willen zu Macht, der auch Putin auszeichnet, was ihn vielleicht doch zum Rom-Kandidaten macht. Kaiserparallelen sind wohl eher in Moskau oder Peking zu suchen.

 

Hanno oder Hamilkar?

 

Die Frage, wessen Wiedergänger Trump ist, muss dagegen innerkarthagisch beantwortet werden. Hier standen sich im 3. Jahrhundert v. Chr. zwei Parteien gegenüber: eine pro- und eine antirömische. Die eine betrieb Appeasement, die andere hielt den Großmachtkonflikt für unausweichlich und wollte ihn lieber früher als später austragen. Anführer der Prorömer war Hanno der Große, der das Flottenbauprogramm aussetzte und den Römern somit Zeit zum Aufrüsten verschaffte. Ähnelt dies nicht Trumps prorussischem Kurs, der verspricht, den Ukraine-Krieg in einer Nacht zu beenden? Gegen Trump als Wiedergänger Hannos spricht jedoch, dass China, und nicht Russland, das neue Rom sein könnte. Und gegenüber China ist Trump unerbittlich. Dann wäre er Fraktionsführer der karthagischen Kriegspartei – also Hamilkar Barkas. Dessen Sohn Hannibal kam mit Elefanten über die Alpen und hätte Rom beinahe besiegt. Möglich, dass wir uns am Vorabend eines ähnlichen Konflikts befinden. Auch spricht für den Hamilkar-Vergleich, dass die Barkiden eine Verfassungsreform auf den Weg brachten, die Karthago aus der Herrschaft der Richter befreite. Klingt das nicht wie Trumps Angriff auf den Rechtsstaat? Er kämpft wie die Barkiden gegen das Establishment.

Es bleibt also offen, welchem karthagischen Führer Trump ähnelt. Sicher ist nur, dass die Rom- und Kaiser-Vergleiche in die Irre führen, weil Amerika Neu-Karthago ist. Hilfreicher für das Verständnis der Gegenwart wäre es daher vielleicht, nicht Männer, sondern Frauen nach ihren täglichen Gedanken zu fragen. Die kreisen nämlich, wie eine Umfrage ergab, weniger um das Römische Reich als um griechische Mythologie, jenen Götterhimmel, dem auch Dido entstammt. Die phönizische Prinzessin gründete der Legende nach Karthago und steht am Anfang eines phänomenalen Aufstiegs von der Handelskolonie zur Weltmacht. Hier wäre man auf der richtigen Spur und könnte der großen Parallele zwischen Amerika und Karthago nachgehen, die noch viel Forschung braucht, um herauszufinden, was aus Amerika und der Welt wird. •

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