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Bild: ZUMA Wire (Imago)

Impuls

Donald Trump und die Versuchung des roten Cäsars

Jean-Marie Pottier veröffentlicht am 12 Januar 2024 6 min

Ist Trump ein Populist, ein Faschist, ein Tyrann? Manche Republikaner sagen: Er ist ein Cäsar, der die Ordnung wiederherstellt, und berufen sich auf Leo Strauss. Der allerdings gebrauchte den Begriff deutlich vorsichtiger. 

 

Sollte Trump 2024 wiedergewählt werden, wäre er „nur am ersten Tag” Diktator. Mit dieser Behauptung lieferte Donald Trump, der nach aktuellen Umfragen alle Chancen hat, wieder zum Präsident der Vereinigten Staaten gewählt zu werden, nicht nur ein beunruhigendes Eingeständnis seiner Absichten; er reiht sich auch in eine  konservative intellektuelle Strömung ein, die sich an antikem politischen Denken orientiert und Cäsarismus in gewissen Krisensituationen für notwendig hält. Eine Spurensuche mit dem Essayisten Michael Anton und dem Philosophen Leo Strauss.

 

Eine x-te Gemeinsamkeit zwischen Rom und den USA?

 

„How often do you think about the Roman Empire?” Im Herbst letzten Jahres machte ein seltsamer Trend auf TikTok die Runde: Frauen fragen ihren Partner, wie oft er an das Römische Reich denkt. Die Antwort: viel häufiger als man denkt! Dieser Trend veranlasste Journalisten und Historiker, sich erneut mit der Frage zu beschäftigen, inwiefern das Ende der Römischen Republik und der Aufstieg des Imperiums in unserer Zeit eine Rolle spielen. Ein Name tauchte in ihren Texten oder Interviews häufig auf: der Name Donald Trump. Drei Jahre nach dem Sturm auf das Kapitol zeigt sich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten und wahrscheinliche Kandidat der Republikaner im Jahr 2024 tatsächlich römischer denn je; besonders aufschlussreich sind seine Versprechen (2016 erklärte ich: „Ich bin eure Stimme.” Heute füge ich hinzu: „Ich bin euer Krieger, ich bin eure Gerechtigkeit und für diejenigen, die betrogen und verraten wurden, bin ich eure Vergeltung.”) und die Berufung zum Diktator - aber, so können wir beruhigt sein, nur für einen Tag. Die seit seinem Aufstieg wiederkehrenden Vergleiche von Trump mit römischen Tyrannen und besonders mit Cäsar werden damit erneut angeheizt. Dieser Vergleich nährt den Traum oder das Szenario, das seit Jahren von einem Teil der radikalen Rechten in den USA skizziert wird: die Machtübernahme durch einen „roten Cäsar”.

Besonders deutlich wird dies im Buch The Stakes: America at the Point of No Return des Essayisten Michael Anton aus dem Jahr 2020. Anton bezeichnet den Cäsarismus als einzige Alternative neben Bürgerkrieg oder Sezession. Ein Cäsarismus, den er sorgfältig von der Tyrannei unterscheidet: „Im genauesten Sinne des Wortes ist Cäsarismus nicht Tyrannei, die ein Regime ist, das eine legitime und funktionierende Regierung stürzt. [...] Die Cäsaren übernehmen die Verantwortung für eine Regierung, die nicht mehr funktioniert. Dementsprechend ist es möglich, den Cäsarismus als die autoritäre Herrschaft eines einzelnen Mannes zu definieren, die durch die Notwendigkeit teilweise legitimiert wird. Diese Notwendigkeit ist der Zusammenbruch der republikanischen Verfassungsregeln - oder, um es brutal auszudrücken, die Korruption des Volkes”.

 

Die zwei Farben des Königs

 

Anton unterscheidet zwei mögliche Arten von Cäsaren, einen blauen und einen roten, in Anlehnung an die Farben, die die demokratische und die republikanische Partei bezeichnen. Für ihn wäre der „blaue Cäsar” ein Vertreter der herrschenden Elite; der „rote Cäsar" ein Vertreter der „Menge”, der „einfachen Leute”. Dieser Cäsar könnte durch einen Militärputsch an die Macht kommen, aber das ist unwahrscheinlich; am ehesten sieht Anton die Möglichkeit, dass Trump die Präsidentschaftswahlen gewinnt und sich weigert, die Macht nach Ablauf seiner Amtszeit abzugeben - etwa, indem er gegen den 22. Zusatzartikel der US-Verfassung, der die Präsidentschaft auf zwei Legislaturperioden beschränkt, verstößt. 

Michael Anton ist für Trumpologen kein Unbekannter. Er hat nicht nur etwas mehr als ein Jahr lang für die Trump-Regierung im Nationalen Sicherheitsrat gearbeitet, sondern war ab Herbst 2016 auch daran beteiligt, den Machtantritt des Milliardärs vorzubereiten. Unter dem Pseudonym Publius Decius Mus (eine Linie römischer Konsuln, die sich opferten, um den Triumph ihrer Armeen zu sichern) unterzeichnete er damals „The Flight 93 Election”. In diesem viel gelesenen Artikel vergleicht er die Unterstützer von Donald Trump mit den Passagieren des vierten entführten Flugs bei den Anschlägen vom 11. September 2001. Diese Passagiere wurden vor dem schlimmen Schicksal der anderen Flüge gewarnt und zwangen die Entführer dazu, das Flugzeug in eine menschenleere Gegend statt in eine Stadt stürzen zu lassen: „Man kann eine Parallele zwischen der Wahl 2016 und dem Flug 93 ziehen: Entweder ihr stürmt das Cockpit oder ihr werdet sterben. Es ist möglich, dass ihr trotzdem sterbt. Sie oder der Anführer eurer Partei könnten es bis zum Cockpit schaffen und nicht wissen, wie man fliegt oder landet. Nichts ist garantiert, außer einer Sache: Wenn ihr es nicht versucht, ist der Tod sicher. Mischen wir die Metaphern: Eine Präsidentschaft Hillary Clintons ist gleichbedeutend mit dem Spielen von russischem Roulette mit einem Sturmgewehr. Mit Trump könnt ihr zumindest euer Glück versuchen, indem ihr die Trommel dreht”.

Anton bezeichnet den „Cäsarismus” als eines der möglichen Szenarien für die US-Politik. Damals war er mit Andrew Sullivan, einem heterodoxen konservativen Publizisten, aneinandergeraten. In einem Artikel machte er sich Sorgen über die Gefahr der Tyrannei und meinte, die politische Lage in den USA verifiziere ein Urteil aus Platons Republik: „Was ihren Ursprung betrifft, so ist es ziemlich offensichtlich, dass die Tyrannei von der Demokratie herrührt” Anton hatte ihm entgegnet, dass eine zerfallende Demokratie nicht in Tyrannei münde, sondern unweigerlich in Cäsarismus, der aus dem einen oder anderen Lager komme: „Wenn wir einen Cäsar haben müssen, aus welchem Lager soll er kommen? Aus ihrem? „Oder aus unserem?”

 

Katastrophe für die einen, kleineres Übel für die anderen

 

Kurz gesagt, die Tyrannei wäre das Übel, das die Demokratie auslöscht, und der Cäsarismus das notwendige Übel, das an die Stelle einer verrottenden Demokratie tritt. Diese Unterscheidung spiegelt sich auch in den „modernen” Cäsaren wider, die von der amerikanischen Rechten in ihren Trump-Plädoyers bejubelt werden: Dazu gehören Napoleon - von dem sie gerne den angeblichen Aphorismus zitieren: „Ich fand die Krone Frankreichs in der Gosse, ich hob sie mit meinem Schwert auf” - oder Charles De Gaulle, der 1958, auf dem Höhepunkt des Algerienkriegs, erneut an die Macht kam.

Anton kritisiert diesen Cäsarismus zwar, scheint sich aber mit ihm arrangieren zu können, wenn er denn eintreten müsse. Kürzlich wetterte er gegen die Art und Weise, wie die angelsächsische Presse, von der New York Times bis zum Guardian, die Versuchung des „roten Cäsar” darstellte: „Wenn Sie Ihr Auto mit 70 km/h gegen eine Mauer lenken, ist die Aussage: ‘Sie werden wahrscheinlich abstürzen’, eine Analyse, keine Empfehlung. Der Cäsarismus ist ein schlechtes Regime, das an sich niemals wünschenswert ist.”

Niemals wünschenswert, aber akzeptabel, so scheint es, in Ermangelung eines Besseren und um das Schlimmste zu verhindern. Der Essayist behauptet hier, der Denktradition seines Lehrmeisters zu folgen, des deutsch-amerikanischen Philosophen Leo Strauss (1899-1973). In dem 1948 veröffentlichtes Buch On Tyranny behauptete Strauss, dass die Diskussion politischer Regime nicht nur ihre Substanz, sondern auch die Bedingungen ihrer Errichtung berücksichtigen müsse; und, dass die absolute Herrschaft einer einzigen Person nicht allgemein behandelt werden könne, da entscheidend ist, auf welches Regime sie folgt. „Wenn in einer bestimmten Situation die 'republikanische Verfassungsordnung' völlig zusammengebrochen ist und es keine vernünftige Aussicht auf ihre Wiederherstellung in der nahen Zukunft gibt, dann kann die Errichtung einer dauerhaften absoluten Herrschaft an sich nicht gerecht abgelehnt werden; folglich unterscheidet sie sich grundlegend von der Errichtung einer Tyrannis...”.

Für Strauss kann „der Cäsarismus nicht von der Gesellschaft losgelöst werden, die den Cäsarismus verdient”. „Der Cäsarismus ist gerecht, während die Tyrannei ungerecht ist. Aber der Cäsarismus ist in dem Sinne gerecht, dass eine verdiente Strafe gerecht ist. Er verdient es so wenig, aufgrund seiner eigenen Verdienste gewählt zu werden, wie es eine verdiente Strafe ist.”

Ein Punkt seiner Analyse wird hingegen von seinen zeitgenössischen Epigonen weniger zitiert: Leo Strauss selbst hielt diese theoretische Rechtfertigung des Cäsarismus für „gefährlich” und hielt es für besser, wenn das Volk die aufstrebenden Cäsaren als potenzielle Tyrannen betrachten würde. Er schloss: „Aus der politischen Identifizierung von Cäsarismus und Tyrannei kann kein Schaden entstehen. Die Cäsaren können auf sich selbst aufpassen.”
 

Übersetzt von
Marion Köhler
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Kommentare

Armin Schmidt | Samstag, 13. Januar 2024 - 02:47

Zu jeder Zeit, in welcher Demokratie weiter verbessert wurde, wurde wohl auch Autokratie/Diktatur weiterentwickelt, und beide inspirieren einander. Auch Nordkorea meiner Kenntnis nach hat ein Parlament und trägt die Demokratie im offiziellen Namen. Ebenso nehmen wohl Demokratien Erfindungen aus Diktaturen zum Wohle des Staates und der Bevölkerung auf, in der EU zB. Viktor Orban.

Auch Donald Trump wird sich im Falle eines Wahlsieges meiner Einschätzung nach bemühen, eher nur gute autoritäre Politik zu replizieren, da er annehmbar in vielerlei Hinsicht die republikanische Partei brauchen wird.

Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.

Armin Schmidt | Sonntag, 21. Januar 2024 - 22:14

2. Versuch
Zu jeder Zeit, in welcher Demokratie weiter verbessert wurde, wurde wohl auch Autokratie/Diktatur weiterentwickelt, und beide inspirieren einander. Auch Nordkorea hat meiner Kenntnis nach ein Parlament und trägt die Demokratie im offiziellen Namen. Ebenso nehmen wohl Demokratien jüngere Erfindungen aus Diktaturen immerhin zum Teil zum Wohle des Staates und der Bevölkerung auf, in der EU zB. Viktor Orban oder in der Türkei R. T. Erdogan.

Auch Donald Trump wird sich im Falle eines Wahlsieges meiner Einschätzung nach bemühen, diesmal mehr, aber immer noch eher nur gute neue autoritäre Politiken zu replizieren, da er annehmbar in vielerlei Hinsicht die republikanische Partei auf lange Sicht weiterhin brauchen wird. Ihm steht dann noch immer eine, verglichen mit Vielparteiensystemen, geordnete, potente und geeinte Opposition gegenüber, welche in kurzen Abständen hier und da Wahlen gewinnt und hier und da regiert, wodurch der Anreiz bestehen bleibt, für die Mitte und potentielle Mehrheit zu regieren.

Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, mich zu verbessern.

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