Der amerikanische Evangelikalismus und ich
Spätestens seit der Trump-Wahl 2016 ist der Bevölkerungsblock der weißen US-amerikanischen Evangelikalen auch von Europa aus sichtbar geworden. Rund 80 Prozent von ihnen haben bereits damals ihre Stimme für Donald Trump abgegeben und stehen acht Jahre später allen Umfragen zufolge weiterhin hinter ihm. Wie denken diese Menschen, woraus speist sich ihr Weltbild? Eine persönliche Spurensuche.
Ich kenne diese weißen Evangelikalen gut. Zwei von ihnen sind meine Eltern, dazu kommen so gut wie alle Verwandten, Kollegen und Freundinnen meiner Eltern, ehemalige Schulkameradinnen und Lehrer. Meine Eltern sind evangelikale Missionare, bis zur Wende undercover in der DDR, seitdem offen in ganz Osteuropa. Ich habe im Schwarzwald eine Schule für Missionarskinder besucht, das gesamte Lehrpersonal sowie fast alle Eltern meiner Mitschüler kamen aus den USA oder Kanada und waren weiß und evangelikal. Ich habe den Evangelikalismus mit der Muttermilch aufgesogen.
Die Bibel ist Gottes Wort, so wie er sie den Autoren mitgeteilt hat; sie ist unfehlbar und ohne Interpretationsspielraum. Gott hat die Welt vor circa 6000 Jahren in sechs Tagen geschaffen. Wir kommen alle aufgrund des Sündenfalls als Schuldige zur Welt und müssen erlöst werden, sonst werden wir die Ewigkeit in der Hölle verbringen. Jesus Christus ist für unsere Sünden gestorben, diese Erlösung muss von jeder und jedem einzeln reklamiert werden, indem er oder sie in einer Bekehrungserfahrung eine persönliche Beziehung zu ihm eingeht. Die Frau hat sich in der Ehe dem Mann unterzuordnen. Homosexualität und Abtreibung gehören zu den schwersten Verstößen gegen den Willen Gottes.
Aufwachen aus einem Dämmerzustand
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