10 weitere Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen
Wie gibt man eine gute Party? Warum schieben wir Entscheidungen auf? Und was ist das Problem mit Touristen? In unserem Format Q&A zeigen unter anderem Nietzsche, Huch und Schopenhauer, dass Philosophie keineswegs weltfremd sein muss.
Wie gebe ich eine gute Party, Herr Plutarch?
„Es ist üblich, den Trinkenden durch Reigen und Chortanz die Möglichkeit zu körperlicher Bewegung zu verschaffen. (...) Ganz ähnlich aktivieren einfache Diskussionsstoffe die Geister auf (...) heilsame Weise. (...) Aber beim Trinkgelage in zähe Fachsimpelei zu verfallen, ist nicht höflich.“
– Plutarch: Moralia (ca. 100 n. Chr.)
Warum reden Freunde nach dem dritten Bier so geschwollen, Frau Langer?
„Warum sie so reden, wie sie reden, hat seinen Grund nicht nur darin, dass sie dialektisch nicht gut ausgebildet sind (...). Ihr Vokabular ist metaphorisch, weil es plastisch und kraftvoll sein muss, damit sie ihre ernsten, oft schwierigen Gedanken auszusprechen imstande sind.“
– Susanne K. Langer, Fühlen und Form (1953)
Leben wir in der besten aller Welten, Herr Schopenhauer?
„Sogar aber lässt sich den Beweisen Leibnitzens, dass diese Welt die beste unter den möglichen sei, der Beweis entgegenstellen, dass sie die schlechteste unter den möglichen sei. (...) Wäre sie aber noch ein wenig schlechter, so könnte sie schon nicht mehr bestehn.“
– Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung (1819)
Haben Sie noch einen Urlaubstipp, Herr Konfuzius?
„Wer auf die Kenntnis der äußeren Dinge aus ist, findet Freude am Wasser. Wem es aber um sittliche Vollkommenheit geht, der erfreut sich an den Bergen. Der eine ist ständig in Bewegung, der andere voll innerer Ruhe. Der eine findet Vergnügen, der andere hat ein langes Leben.“
– Konfuzius (ca. 551 v. Chr. – 479 v. Chr.): Gespräche
Sind Sie ein Morgenmuffel, Frau Huch?
„Der gesunde Stimmungswechsel ist so, dass am Morgen die Negativität (...) aus dem neutralisierenden Bade des Schlafes hervorgeht und bis Mittag steigt, nachmittags einer (...) Unterspannung Platz macht, bis am Abend die (...) zunehmende Negativität eine neutrale Stimmung hervorbringt, die in den Schlaf überleitet.“
– Ricarda Huch: Natur und Geist als die Wurzeln des Lebens und der Kunst (1914)
Warum schieben wir Entscheidungen auf, Herr Hegel?
„Der Grund des Zauderns kann (...) in einer Zärtlichkeit des Gemüts liegen, welches weiß, dass im Bestimmen es sich mit der Endlichkeit einlässt, sich eine Schranke setzt und die Unendlichkeit aufgibt.“
– Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts (1820)
Haben Sie Pläne für den restlichen Sommer, Herr Alberti?
„Ich werde mich hinter meinen Büchern verschanzen und alleine bleiben. (...) Sosehr du (...) Dingen Gehör und Glauben schenkst, die dich von diesem Vorhaben abbringen, (...) so sehr wirst du dir selbst missfallen und so sehr wirst du weder dir selbst gehören noch frei sein.“
– Leon Battista Alberti: Über die Seelenruhe (1441)
Was ist Philosophie, Herr Novalis?
„Die Philosophie ist eigentlich Heimweh, ein Trieb, überall zu Hause zu sein.“
– Novalis, Fragmente (1798)
Lesen Sie Klatschmagazine, Frau de Pizan?
„Ich fing (...) an, darin zu lesen und kam auch ein Stück voran. Da mir aber der Inhalt für all jene, die an Verleumdung wenig Gefallen finden, nicht sonderlich erheiternd schien, da ich darin keinerlei Nutzen für den Entwurf eines ethischen oder moralischen Systems erblicken konnte (...), blätterte ich nur ein wenig darin herum und legte es (...) beiseite.“
– Christine de Pizan: Das Buch von der Stadt der Frauen (1405)
Was halten Sie von Touristen, Herr Nietzsche?
„Sie steigen wie Thiere den Berg hinauf, dumm und schwitzend; man hatte ihnen zu sagen vergessen, dass es unterwegs schöne Aussichten gebe.“
– Friedrich Nietzsche; Menschliches, Allzumenschliches (1878)
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