Annekathrin Kohout: „Die Reaktionen bemächtigen sich der Inhalte“
Die Sozialfigur unserer Zeit ist der hyperreaktive Mensch, meint die Kulturwissenschaftlerin Annekathrin Kohout. Im Gespräch blickt sie auf die problematische Entwicklung Sozialer Medien und die darin gewachsene "Reaktionskultur". Kohout erklärt, warum Soziale Medien ein Ort des Zynismus sind und was wir dagegen in der Hand haben.
Frau Kohout, die Anfangszeit der Sozialen Medien in den späten 2000er Jahren war geprägt von einer Aufbruchstimmung und dem Versprechen von Partizipation und Mitbestimmung. Wie sieht es heute aus?
Wir blicken gegenwärtig sehr pessimistisch auf die Sozialen Medien. In der Anfangszeit herrschte das Gefühl vor, dass sich Diskursräume öffnen, die vorher vielen Menschen verschlossen geblieben sind, und Stimmen zugelassen werden, die vorher niemals den öffentlichen Diskurs hätten mitbestimmen können. Das war eine Verheißung, von der wir jetzt spüren, dass sie sich nicht einlösen konnte. Das hat viel mit dem zu tun, was ich „Reaktionskultur“ nenne. Ich beziehe mich auf Jean Baudrillard, der die klassischen Massenmedien als eine „Rede ohne Antwort” beschrieben hat, also als eine Kultur, in der man alles lesen kann, aber nicht die Möglichkeit hat, zu antworten. Die Anfangszeit der Sozialen Medien war erstmal eine Rede mit Antworten. Es war jetzt möglich, auf das, was uns von den sogenannten Massenmedien vorgesetzt wurde, zu reagieren. Das hat sich mittlerweile umgekehrt: Die Antworten sind wichtiger geworden als der Inhalt. Das nenne ich „Antwort ohne Rede“. Am Anfang meines Buchs stand die Erkenntnis, dass Reaktionen selbst einen Werkcharakter angenommen haben und im Zentrum der kulturellen Produktion stehen.
Wie kam es zu dieser Veränderung: Haben sich die Plattformen verändert oder das Verhalten der Nutzer?
Zum einen haben sich die Plattformen in den vergangenen Jahren sehr stark verändert. Der Algorithmus priorisiert nicht mehr das soziale Netzwerk und Beziehungen, sondern Themen und Interessen. Dadurch haben bestimmte Arten von sozialer Interaktion an Relevanz verloren, die in der Anfangszeit noch wichtiger waren. Das Verhalten der Nutzer hat sich aber auch insofern verändert, als sie besser verstehen, wie Soziale Medien funktionieren und dass mit diesem Verständnis auch eine gewisse strategische Umgangsweise entstanden ist.
Gerade die Möglichkeit zu reagieren, die ursprünglich Teilhabe und Mitbestimmung versprach, ist nun ins Gegenteil umgeschlagen und löst Gefühle von Ohnmacht und Kontrollverlust aus. Woran liegt dieser Umschlag?
Aufgrund der Sichtbarkeit von Reaktionen und Kommentaren haben wir jetzt eine Verantwortung, die vorher nur Prominente oder Personen des öffentlichen Lebens hatten. Das ist ein enormer Druck, weil man nicht nur für sich spricht, sondern oft auch für andere. Man wird eine Person, die andere Menschen repräsentiert, die auch eine Verantwortung für andere und nicht nur für sich selbst hat. Gleichzeitig führt das dazu, dass man sich handlungsunfähig fühlt, weil man sich der Beurteilung aussetzt. Aus dieser Angst heraus wird sich häufig in einem vorauseilenden Gehorsam auf eine bestimmte Art oder gar nicht geäußert.
Likes werden subjektiv als passive Handlung erlebt. Gleichzeitig gelten sie im sozialen Raum als politische Positionierung. Die TU-Präsidentin Geraldine Rauch wurde im Mai 2024 zum Rücktritt aufgefordert, nachdem sie ein Bild von einer Demonstration in der Türkei geliked hatte, auf dem der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Hakenkreuzen bemalt wurde. Welche Verantwortungszuschreibung ist für Reaktionen angemessen?
Vor der Reaktionskultur war in einem solchen Fall eine derartige Verantwortungszuschreibung nicht angemessen. Interessant an dem Fall ist, dass alle ein Like mit „Gefällt mir“ gleichsetzen. Und das kann natürlich auch der Fall sein. Es kann aber auch etwas geliked werden, um sich etwas zu merken, als Speicherfunktion. Manchmal liked man auch automatisch etwas oder aus Versehen. Doch in dem Moment, in dem der Like in der Öffentlichkeit stattfindet und man ein Bewusstsein von dieser Sichtbarkeit hat, muss man Verantwortung für diesen Like übernehmen und ihn zumindest gut erklären können. So ist das im Zeitalter der Reaktionskultur. Aber es greift noch ein zweiter Mechanismus: Autorschaft ist extrem fragil geworden. Bestimmte Deutungsgemeinschaften haben eine so massive Macht über den Inhalt, dass die ursprünglich für den Inhalt verantwortliche Person, oder in diesem Fall die für den Like verantwortliche, nichts mehr gegen die Deutungen ausrichten kann. Auch wenn Geraldine Rauch argumentiert, sie habe den Post nur als Privatperson geliked, macht das in der öffentlichen Deutung keinen Unterschied: Die Reaktionen bemächtigen sich der Inhalte. Es bräuchte eine Deutungsgemeinschaft, die die eigentlich gemeinte Lesart digital unterstützt, und die muss groß und mächtig sein.
Welche Verantwortung tragen wir für Inhalte, die wir nicht selbst produziert, deren Reichweite wir aber durch unsere Reaktionen möglicherweise verstärkt haben?
Erstmal haben wir zwar beschränkte Handlungsmöglichkeiten, weil Plattformbetreiber von einem auf den anderen Tag etwas an den Algorithmen ändern können, dem wir dann ausgesetzt sind. Die Kultur Sozialer Medien kann sich durch marginale Veränderungen komplett wandeln und darauf haben wir keinen Einfluss. Trotzdem sind Soziale Medien per se eine Reaktionskultur und insofern haben wir eine Mitverantwortung. Denn die Inhalte sind so gestaltet, dass sie uns zu Reaktionen auffordern. In dieser Hinsicht sollte man besser zügeln, zivilisieren, denn durch Reaktionen werden auch Inhalte priorisiert, die idealerweise gar nicht beachtet werden sollten. Insofern sollte sich jeder Einzelne, der durch seinen Feed scrollt, bewusst werden, dass das eigene Like etwas bewirkt. Die Summe all dieser kleinen Likes macht aus, worüber wir sprechen und manchmal sogar, was am nächsten Tag in der Zeitung zu lesen ist.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass eine Form der Reaktion die Hyperinterpretation ist. Wodurch zeichnet sich Hyperinterpretation aus?
Hyperinterpretationen sind instrumentelle Interpretationen, die oft einen destruktiven Zweck verfolgen und mit der Zerstörung einer anderen Bedeutung einhergehen. Damit widersetzen sich Hyperinterpretationen einem hermeneutischen Ideal von Interpretation, demzufolge der Kontext der Entstehung zu betrachten ist und das „Principle of Charity“ herrscht, demzufolge man etwas mit Wohlwollen, mit der Unterstellung, grundsätzlich ok zu sein, wahrnimmt. Im Buch nenne ich das Beispiel eines Posts von Greta Thunberg, in dem sie ankündigt, auf eine Pro-Palestine-Demonstration zu gehen. Im Hintergrund des Fotos war ein Plüsch-Oktopus zu sehen. Im Kontext der Pro-Palestine-Demonstration war es naheliegend, zumindest nicht absurd, das Bild als antisemitisch zu interpretieren, schließlich kennt man den Oktopus – die Krake – aus der Ikonographie des Antisemitismus. Aber wenn die Kommentare im gleichen Atemzug der Interpretation die gesamte Klimabewegung delegitimieren wollen, werden sie instrumentell. Die Interpretation dient dann nicht dazu, das Bild verstehen zu wollen und die Frage zu klären, ob es sich dabei um Antisemitismus handelt, sondern der Diskreditierung der gesamten Klimabewegung. Hyperinterpretationen sind Teil einer großen Verdachts- und Misstrauenskultur, in der erkenntnisstiftende Methoden und Wissenschaft gezielt unterlaufen werden.
Aber ist es nicht die Aufgabe des Interpretierens, einen Zusammenhang zwischen Einzelfakt, dem Oktopus, und der Struktur, der Klimabewegung, herzustellen? Ist die Interpretation das Problem oder die Instrumentalisierung der Deutung bzw. die (Hyper)Politisierung? Und wenn das Problem in der Interpretation liegt, worin besteht es?
Genau, es geht um die Instrumentalisierung, die oft auch eine Politisierung ist! Natürlich ist es Aufgabe von Interpretation, Verbindungen zwischen einem Detail und größeren Strukturen herzustellen. Ohne diese Bewegung vom Konkreten ins Allgemeine gäbe es keine Ideologiekritik, keine politische Bildanalyse. Problematisch wird es, wenn die Deutung nicht mehr ergebnisoffen ist, sondern taktisch. Hyperinterpreten tun zwar so, als würden sie etwas aufdecken, in Wahrheit steht das Urteil aber schon vorher fest. Für andere Deutungen, etwa, dass der Oktopus ein beliebtes Plüschtier in der Autismus-Community ist, sind sie nicht mehr offen.
Ein zentrales Moment der Hyperinterpretation scheint ihr Verdachtsmoment zu sein, dessen inhärentes Ziel die Entlarvung ist und damit an Verschwörungstheorien erinnert. Wo verläuft die Grenze zwischen Hyperinterpretation und tatsächlichen Verschwörungstheorien?
Der Übergang zwischen Hyperinterpretationen und Verschwörungstheorien ist fließend. Verschwörungstheorien sind allerdings Theorien mit einem relativ geschlossenen Weltbild. Hyperinterpretation bezeichnet dagegen eine alltägliche Praxis, die versucht, in Narrative zu intervenieren. Das geschieht nicht im Geiste eines größeren Weltbildes. Als Technik ist Hyperinterpretation aber durchaus interessant für Verschwörungstheoretiker, weil sie damit ihre eigenen Ansichten gut verteidigen können.
Ist die Nutzung von strategischer Hyperinterpretation emblematisch für eine politische Richtung oder erstreckt sie sich über das gesamte politische Spektrum hinweg?
Hyperinterpretationen werden von allen politischen Richtungen verwendet. Der bewusste Einsatz von Hyperinterpretationen ist allerdings insofern in der neurechten Szene verbreiteter, als sie öffentlich über deren Nutzen nachdenkt und Hyperinterpretationen in einem anderen Bewusstsein zur Anwendung bringt. Linke Communitys neigen eher zu Überinterpretationen. Überinterpretation würde ich für Fälle reservieren, in denen zwar sehr weit ausgelegt und viel in ein Motiv hineingelesen wird, der Antrieb aber von einem Erkenntnisinteresse und nicht von Disruption beherrscht ist. Als Beispiel bespreche ich eine Dove-Werbung, in der T-Shirts in Hautfarben ausgezogen werden, unter dem T-Shirt findet sich eine neue Haut. An einer Stelle zieht ein Model ihr schwarzes T-Shirt aus, darunter ist ein weißes. Deswegen wurde Dove Rassismus unterstellt. Man kann durchaus argumentieren, dass diese Lesart überzogen ist. Aber sie folgt erstmal dem Impuls, sichtbar zu machen, dass sich im – wenn auch nur versehentlich aufgegriffenen – Motiv der Weißwerdung die rassistische Vorstellung von weißer Haut als „rein“ und schwarzer Haut als „unrein“ verbirgt. Die Unterscheidung zwischen Hyper- und Überinterpretation ist natürlich erstmal eine theoretische, und sie ist nicht eindeutig auszumachen. Es ist aber notwendig und hilfreich, sie zu kennen, um sich reflektierter durch das Social Web zu bewegen.
Sie sehen Soziale Medien als Ort eines systemischen Zynismus, einer spöttisch-höhnischen Haltung zur Welt, die sich in der Figur des (Internet-)Trolls zuspitzt. Woher kommt dieser Zynismus?
Schon die technische Situation der Sozialen Medien, dass man die ganze Zeit reagieren muss und Reaktionen die zentrale Aktionsform sind, bildet die beste Grundlage für Zynismus. Reaktionen sind immer auch Handlungen, in denen man Verantwortung sehr leicht von sich weisen kann. Und das ist der Nährboden für jeden Zynismus. An zynischen Postings ist der Moment zentral, dass man etwas extrem Krasses behauptet, aber sich der Verantwortung komplett entzieht. Das spielt dem postfaktischen Zeitalter in die Karten, in dem nichts mehr eine Bedeutung hat. Indem wir durch Zynismus Misstrauen in Sozialen Medien kultivieren, machen wir uns kritikunfähig und damit auch handlungsunfähig. Hannah Arendt schrieb in Bezug auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten, dass derjenige Mechanismus, der nicht mehr erlaubt, etwas als wahr oder falsch einzustufen, der beste Nährboden für autoritäre Kräfte ist, weil man niemanden mehr verantwortlich machen kann. Autoritäre Kräfte, die Bedeutung und Ordnung anbieten können, haben dann beste Voraussetzungen. Akteure, die sich Autoritarismus wünschen, arbeiten mit an dieser Verdachtskultur und versuchen strategisch, jede Art von Wahrheitsfindung zu unterbinden.
Dieser Zynismus, so könnte man argumentieren, bricht sich zunehmend auch in realen Taten Bahn: Sowohl bei dem Mord an Charlie Kirk als auch jenem an dem United-Health-CEO Brian Thompson spielte die Meme-Kultur eine zentrale Rolle. Die Taten wurden wiederum in den sozialen Netzwerken verharmlost – Luigi Mangione avancierte zum Online-Helden. Wie real ist die Gefahr durch „Memefizierung“ tatsächlicher Gewalt?
Ich schätze die Gefahr als sehr real ein, weil Gewalt online kultiviert wird. Bestimmte Hemmschwellen sind gesunken und sinken immer weiter. Das fängt nicht erst bei Verherrlichung oder Romantisierung von Mord an, sondern auch in der Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren. Auch Angriffe auf Politiker sind reale Ausdrucksformen dieser Gewalt. Diese Artikulation von einer Lust am Zerstören, Dekonstruieren und an Gewaltfantasien ist auch daran gekoppelt, dass auf bestimmten Plattformen von den Betreibern nicht mehr reguliert wird.
Sind die Sozialen Medien etwas qualitativ Anderes als die Einführung des Fernsehens oder Radios?
Es gibt Kontinuitäten, aber Soziale Medien verändern ein paar Parameter so radikal, dass man schon von einer anderen Qualität sprechen muss. Und ich habe das Gefühl, dass uns noch das begriffliche Handwerkszeug fehlt, um diese Qualität zu beschreiben. Viele mit Blick auf die Massenmedien des 20. Jahrhunderts etablierte Begriffe und Konzepte der Kulturindustriekritik helfen uns kaum weiter, Soziale Medien zu verstehen. Sind Soziale Medien überhaupt Massenmedien? Macht die Unterscheidung von Original und Reproduktion noch Sinn? Wie sieht es mit Autorschaft aus?
Noch nie haben so viele Menschen daran mitgewirkt, Öffentlichkeit herzustellen. In Sozialen Medien lernen wir zudem sehr schnell, uns selbst wie von außen zu betrachten – als Profil, als Feed, als „Auftritt“. Man entwickelt ein reflexives Wissen darüber, wie Plattformen funktionieren, welche Posts „laufen“, wie der eigene Alltag als Content aussieht. Dieses ständige Mitdenken der Mechanismen ist Teil der täglichen Praxis, nicht ein nachgelagerter medienkritischer Schritt.
Der tiefste Einschnitt liegt für mich jedoch darin, dass Soziale Medien die einst klare und klärende Trennung von privat und öffentlich, analog und digital, unvermittelt und vermittelt aufgelöst haben. Das Wohnzimmer ist zugleich Sendestudio, Freundeskreise werden zu Publika, das Handy ist immer dabei. Dadurch werden auch Konflikte und politische Aushandlungen in Bereiche hineingezogen, die früher vergleichsweise geschützte Zonen waren.
Die Diagnose in ihrem Buch ist ein hyperreaktiver Mensch. Wodurch zeichnet sich dieser Mensch aus?
Ich habe die Sozialfigur des hyperreaktiven Menschen gezeichnet, um aufzuzeigen, unter welchen Zuständen wir im weitesten Sinne agieren. Das Hauptmerkmal des hyperreaktiven Menschen liegt in der Gleichzeitigkeit von einerseits Handlungsmacht und Kontrolle, die uns die Möglichkeit zu reagieren die ganze Zeit verschafft. Andererseits ist der Druck, immer reagieren zu müssen, fordernd und führt zu einem Gefühl von Ohnmacht. Das ist die Spannung, in der sich der hyperreaktive Mensch bewegt. In „Hyperreaktiv“ steckt auch das Hyperaktive. Das beschreibt den Zustand der Übererregung: man ist einerseits neugierig, will immer mehr sehen, aber hat Angst vor dem, was kommt. Doom Scrolling ist eine gängige Praxis von hyperreaktiven Menschen. Aus dem Zustand der Hyperreaktivtät ergibt sich sowohl eine emotionale Überforderung, als auch eine intellektuelle. Denn wir spüren, dass all diese Interpretationsmechanismen strategisch sind und eigentlich was anderes von uns wollen. Wir versuchen die ganze Zeit, irgendeiner Bedeutung nahe zu kommen, aber schaffen es nicht.
Liegt der einzige Umgang vielleicht doch darin, sich aus den Sozialen Medien vollständig zurückzuziehen?
Ich glaube, das bringt nichts, weil Verhaltensweisen, die sich in dieser Reaktionskultur ausgebildet haben, auch jenseits der Sozialen Medien fortsetzen. Auch diejenigen, die nicht in den Sozialen Medien sind, werden irgendwann damit konfrontiert. Die Reaktionskultur ist in alle anderen gesellschaftlichen oder auch medialen Bereiche eingedrungen, etwa in den Journalismus oder auch die Wissenschaft. Auf einer persönlichen Ebene denke ich schon, dass man ein glücklicherer Mensch ist, wenn man sehr wenig Zeit in den Sozialen Medien verbringt. Wenn man an der Öffentlichkeit und den dort geführten Diskursen teilhaben will, wird man sich aber früher oder später damit auseinandersetzen müssen. Aber man kann an seinem Kommunikationsverhalten arbeiten und sich fragen: Wie kann ich Kontexte verstehen? Wie kann ich wohlwollend bleiben, auch wenn ich getriggert werde? Und man kann sich vor Augen führen, wie Interpretation funktionieren kann, wann sie instrumentell wird und welche Kommunikationsideale es gibt, nach denen es sich zu streben lohnt.•
Annekathrin Kohout ist promovierte Kulturwissenschaftlerin und freie Autorin. Sie studierte Germanistik, Kunstwissenschaft, Medientheorie, Philosophie und Fotografie in Dresden, Karlsruhe und Leipzig. Sie ist Mitherausgeberin der Buchreihe "Digitale Bildkulturen" im Verlag Klaus Wagenbach sowie der Zeitschrift "POP. Kultur und Kritik". Jüngst erschien „Hyperreaktiv. Wie in Sozialen Medien um Deutungsmacht gekämpft wird“ (Verlag Klaus Wagenbach).
Weitere Artikel
„Das Sylt-Video ist das Clown-Emoji unter den Virals“
Das Sylt-Video offenbart: Rechtes Gegröle war gestern. An dessen Stelle tritt zynischer Pop. Und der ist viel gefährlicher, weil er die Massen enthemmt. Ein Impuls von Annekathrin Kohout.
Nancy Sherman: „Eine Rüstung, die befreit“
Die stoische Philosophie kann Soldaten helfen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Die US-Philosophin Nancy Sherman erklärt im Interview, warum sie darüber hinaus auch dazu dienen kann, mit Schuldgefühlen umzugehen und innere Stärke als Ergebnis sozialer Bindungen zu begreifen.
Wie viel Ungleichheit ist gerecht?
In dieser Woche kürte die SPD in Martin Schulz zum zweiten Mal einen Spitzenkandidaten für die anstehende Bundestagswahl. Gerade für die Sozialdemokrate steht die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit zu allen Zeiten im Zentrum der Politik - zumindest idealtypisch. Doch wie lässt sich ihr wirksam entsprechen? Durch höhere Steuern, mehr Gemeinsinn, neue Bürgertugenden? Michael J. Sandel, einer der einflussreichsten Moralphilosophen der Welt, diskutierte darüber 2013 mit dem einstweiligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück . Das Gespräch führte Wolfram Eilenberger.
Gerd Gigerenzer: „Wer mit seinen Daten bezahlt, ist nicht der Kunde, sondern das Produkt“
Der jüngste Ausfall von Facebook demonstrierte die Macht großer Tech-Unternehmen auf erschreckende Weise. Der Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt im Interview, warum soziale Medien versuchen uns die Mündigkeit zu rauben und gibt konkrete Ratschläge, wie man sich dagegen wehren kann.
24. Türchen
Von der Neuerscheinung bis zum Klassiker: In unserem Adventskalender empfahl das Team des Philosophie Magazins vom 1. Dezember bis heute jeden Tag ein Buch zum Verschenken oder Selberlesen. Im 24. Türchen: zum Abschluss eine weihnachtliche Überraschung!
Wir verlosen 3x ein Jahresabo Plus. Darin enthalten sind alle 6 regulären Ausgaben, 3 Sonderausgaben sowie der Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten.
Zur Teilnahme schicken Sie einfach eine Mail mit dem Betreff „Weihnachten“ an gewinnspiel@philomag.de Einsendeschluss ist der 26.12.2020 um 23:59 Uhr. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden per Zufallslos bestimmt und am 27.12.2020 per Mail benachrichtigt.
Viel Glück und ein frohes Fest!
6. Türchen
Von der Neuerscheinung bis zum Klassiker: In unserem Adventskalender empfiehlt das Team des Philosophie Magazins bis Weihnachten jeden Tag ein Buch zum Verschenken oder Selberlesen. Im 6. Türchen: eine Überraschung.
Wir verlosen 3x ein Jahresabo Plus. Darin enthalten sind alle 6 regulären Ausgaben, 3 Sonderausgaben sowie der Zugang zu sämtlichen Online-Inhalten.
Zur Teilnahme schicken Sie einfach eine Mail mit dem Betreff „Advent“ an gewinnspiel@philomag.de
Die Gewinnerinnen und Gewinner werden bis zum 10.12.2020 per Mail benachrichtigt.
Viel Glück und einen schönen zweiten Advent!
Sean Illing: „Die Freiheit der Demokratie ist zugleich das, was sie von innen heraus zu zerstören vermag“
Soziale Medien scheinen demokratische Debatten in ungekanntem Maß auszuhöhlen. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt: neue Medien begünstigten schon immer Aufwieglertum und politische Turbulenzen. Im Interview erklärt Sean Illing, warum Demagogie und Demokratie so oft gemeinsam auftreten.
Zwilling des Todes
Schon immer wurden Schlaf und Tod miteinander in Verbindung gebracht. Das löst gegensätzliche Reaktionen aus: Für die einen ist der Schlaf der Feind der Lebensfülle, für die anderen ein Zustand glückseliger Ruhe. Darin zeigt sich das grundlegende Dilemma unseres Lebens.