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Bild: © Nobel Foundation Archive

Essay

Der blinde Fleck im Absurden

Lea Wintterlin veröffentlicht am 14 April 2022 9 min

In seinem Roman Der Fremde hat Albert Camus den Kolonialismus auffällig unthematisiert gelassen. Der algerische Schriftsteller Kamel Daoud hat deshalb einen Gegenroman geschrieben. Doch verrät die Lücke auch etwas über Camus’ Philosophie?

 

Ein einsamer Strand in Algerien. Das unerträgliche Brennen der Sonne. Schweiß, der in die Augen läuft. Es ist vor allem diese eine Szene in Camus’ „Der Fremde“, die im Gedächtnis bleibt: Der Algerienfranzose Meursault befindet sich wie im Delirium. Er ist geblendet, vermutlich steht er kurz vor dem Hitzschlag. Es gibt nur ihn, die Sonne und das Meer. Und einen „Araber“, der ihm im Weg liegt. Flach ausgestreckt räkelt sich dieser an einer Quelle und spielt auf einer Flöte. Meursault nimmt den Revolver aus seiner Tasche, den er kurz zuvor seinem Freund abgenommen hat. Und als der andere ein Messer zückt, drückt er ab. Erst einmal. Dann vier weitere Male. Der „Araber“ ist bereits beim ersten Schuss tot. Ab diesem Zeitpunkt spielt er schon keine Rolle mehr. Nicht einmal während des Prozesses, bei dem Meursault schließlich zum Tode verurteilt wird, erfährt man seinen Namen.

„Ich bestehe darauf und ich will, dass du ihn in Großbuchstaben schreibst“, lässt der algerische Schriftsteller Kamel Daoud dagegen die Hauptfigur seines Romans sagen: „Mein Bruder hieß Moussa“. In seinem Buch „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“, das im Jahr 2015 mit dem französischen Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, erzählt Daoud die Geschichte des namenlosen Arabers neu. Als alter Mann spricht der Bruder des Ermordeten über die Lücke, die Moussas Tod in sein Leben und in das seiner Mutter gerissen hat. Doch er reicht nicht einfach eine Geschichte nach, die in „Der Fremde“ unerwähnt blieb, er arbeitet sich im Gegenteil an genau diesem Unerwähnt-Bleiben ab: „Aber Moussas Körper wird ein Mysterium bleiben. (…) Er (…) wird unauffällig aus der Szenerie herausgezogen und wer weiß wo eingelagert. Nicht gesehen und nicht gekannt, nur getötet. Man könnte glauben, er wäre von Gott persönlich versteckt worden! Kein Hinweis in den Protokollen der Kommissariate und während des Prozesses, im Buch oder auf den Friedhöfen. Nichts.“ Der Erzähler thematisiert den Ermordeten so, wie er sich auch bei Camus zeigt: als Leerstelle. Damit legt er einen Finger in die Wunde. Denn mit Aufkommen der Postcolonial Studies in den 1970er-Jahren verändert sich auch die Lesart der Texte Camus’, bei denen zunehmend auch die kolonialen Verstrickungen seines Schreibens in den Blick genommen werden: Obwohl die Handlung des Romans „Der Fremde“ eindeutig im französisch besetzten Algerien der 1930er-Jahre angesiedelt ist, wird dieser Umstand in keiner Weise kommentiert. Das handelnde Personal besteht ausnahmslos aus Algerienfranzosen: Da ist Marie, die Geliebte Meursaults, sein Nachbar Salamano oder der zweifelhafte „Freund“ Raymond. Doch am auffälligsten ist das Fehlen der „Araber“, wie die algerischen Einwohner das ganze Buch über bezeichnet werden, während des Prozesses. Weder taucht die Familie des Ermordeten als Nebenkläger auf, noch spielt der Mord bei der Anklage eine große Rolle. Am Ende wird Meursault vor allen Dingen deswegen verurteilt, weil er nicht um seine zu Anfang des Buches verstorbene Mutter trauerte.

Die ausbleibende Thematisierung des kolonialen Hintergrunds ragt als große Lücke in den camusschen Text. Doch wie ist diese Leerstelle zu bewerten?

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