Direkt zum Inhalt
Menu Top
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
 Philosophie Magazin - Impulse für ein freieres Leben
Menu du compte de l'utilisateur
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
Tag - Body
Tag - Body

Bild: © Michael Ochs Archives/Getty Images

Essay

Der Fremde mit einer Note Punk

Agnès Gayraud veröffentlicht am 14 April 2022 5 min

1978 veröffentlichte die britische Band The Cure ihren berühmten Song Killing an Arab. In dem Lied verband der Sänger Robert Smith die nihilistische Provokation des Punks mit der Philosophie des Absurden – und setzte sich damit denselben Fehlinterpretationen aus wie schon Camus’ Roman.

 

Der Existenzialismus hat immer die jungen Leute angesprochen. Im Nachkriegsparis ist es mehr als eine Philosophie – es ist ein Style, eine Haltung, zur Schau getragen von Jungs „mit zerzausten Haaren“, „in bis zum Bauchnabel aufgeknöpften Hemden, sommers wie winters“, entsprechend der ironischen „Personenbeschreibung“ von Boris Vian in seinem Saint-Germain-Führer („Manuel de Saint-Germain-des-Prés“, 1951). Alle wussten die Absurdität der Existenz zu ermessen, hatten Sartres „Der Ekel“, Camus’ „Der Fremde“ und Vians’ „Ich werde auf eure Gräber spucken“ gelesen. Mochte dieses leicht aufbrausende Völkchen drei Dekaden später auch in die Jahre gekommen sein, so war die Jugend doch immer noch da, und die Philosophie des Absurden hatte ihr noch immer etwas zu sagen.

Crawley, 1977: 35 Jahre nach dem Erscheinen von „Der Fremde“ hat Hunderte Meilen von Saint-Germaindes-Prés entfernt, im hintersten Winkel von Sussex, ein 17-Jähriger leidenschaftlich Camus „im französischen Original“ gelesen und findet darin einen kraftvollen Ausdruck seiner eigenen Eindrücke von der Welt. Die Welt ist für ihn das instabile England vom Ende der 1970er-Jahre, aus dem sowohl die mit eiserner Hand geführte Politik des Thatcherismus als auch die Explosion der Punk-Bewegung im Umfeld von den Sex Pistols, den Buzzcocks und The Clash hervorgehen wird. Dieser junge Kerl ist Robert Smith, der gerade The Cure gegründet hatte – die Band, der es verheißen war, eine Kultband zu werden, die Generationen unverwechselbarer Fans hervorbringen würde: schwarz geschminkte Augen, Lippenstift, das Haar zum Vogelnest toupiert …

In der englischen Tristesse jener Zeit ist das Lebensgefühl der Jugendlichen aufseiten der Punkrevolte: bewusst nihilistisch, regressiv, alles übertreibend und schlecht gekämmt – die Punkästhetik will die Obszönität einer Musikindustrie aufdecken, die einträglicher als je ist und doch nur dazu taugt, die Leute einzulullen. Doch während Johnny Rotten singt: „I am an antichrist / I am an anarchist“, entscheidet sich der melancholischer und literarischer veranlagte Robert Smith, seine Verzweiflung fürs Erste in den kargen Gefilden der Philosophie des Absurden anzusiedeln. So ist „Killing an Arab“, die 1978 bei dem kleinen Label Small Wonder erschienene Debütsingle der Band, direkt von „Der Fremde“ inspiriert. In Manchester gibt sich eine andere Punkband den Namen The Fall, in Anlehnung an den Roman „Der Fall“: Camus steht damals hoch im Kurs, die Verzweiflung auch.

Ist das einseitige Vereinnahmung oder Gerechtigkeit, die man dem jugendlichen Gehalt der Philosophie des Absurden widerfahren lässt? Was beim Hören von „Killing an Arab“ beeindruckt, ist die außergewöhnliche Qualität der Aneignung. Zunächst einmal, weil Robert Smith den Roman bestens kennt; er verschickt ihn übrigens systematisch gemeinsam mit der Platte an die Musikpresse, als die Single herauskommt. Der Song schildert den Mord an einem Araber, mit dem der erste Teil des Romantextes abschließt. Und alles ist vorhanden: die „Zymbeln der Sonne“, von denen die Stirn schmerzt und alle Adern unter der Haut pochen, der Sand, der Himmel, die Leere. Zwei Minuten zwanzig Musik in e-Moll, akzentuiert durch Drones und kleine Soli, die aus exotischen Tonleitern (namentlich der phrygischen, der ungarischen und der dorischen) zusammengesetzt sind.

Philosophie Magazin +

 

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein


- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Einfache Registrierung per E-Mail
- Im Printabo inklusive

Hier registrieren


Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden


Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige
Tag - Body

Weitere Artikel

Artikel
9 min

Der blinde Fleck im Absurden

Lea Wintterlin 14 April 2022

In seinem Roman Der Fremde hat Albert Camus den Kolonialismus auffällig unthematisiert gelassen. Der algerische Schriftsteller Kamel Daoud hat deshalb einen Gegenroman geschrieben. Doch verrät die Lücke auch etwas über Camus’ Philosophie?

Der blinde Fleck im Absurden

Gespräch
2 min

Sébastien Tellier - Der Gestrandete

Philippe Nassif 01 Januar 2014

Langhaarig, bärtig, messianisch: Sébastien Tellier ist nicht von dieser Welt. Der 38-jährige französische Sänger startete 2008 beim Eurovision Song Contest, sein Album „Sexuality“ wurde von Daft-Punk-Mitglied Homem-Christo produziert. Seine Stimme: ein Heilsversprechen. Seine Anzüge: eine Wucht. 


Artikel
6 min

Philippe Sabot: „Camus verurteilt die revolutionär entfesselte Gewalt“

Sven Ortoli 14 April 2022

Nachdem Camus bereits in Die Pest Distanz zu den großen Ideen hält, entwickelt er diese Haltung in Der Mensch in der Revolte zu einer philosophischen Kritik. Camus warnt vor einem revolutionären Verständnis der Geschichte. Sein Gegenentwurf ist die Revolte. Philippe Sabot erläutert Camus’ Position.

Philippe Sabot: „Camus verurteilt die revolutionär entfesselte Gewalt“

Artikel
1 min

Die neue Sonderausgabe: Camus

Philomag Redaktion 14 April 2022

Engagiert, sinnlich, mutig, charismatisch: Es gibt kaum einen Philosophen, der mehr Anziehungskraft besäße als Albert Camus. Zumal in diesen Tagen, in denen sich Camus als der Denker unserer Zeit zeigt. In dieser Sonderausgabe stellen wir Ihnen Werk und Leben des französischen Existenzialisten vor.

Werfen Sie einen Blick auf unsere umfangreiche Heftvorschau!

Die neue Sonderausgabe: Camus

Gespräch
10 min

Alain Finkielkraut: „Der ,erste Mensch‘ ist eine Figur, die neue Fäden knüpft“

Bérénice Levet 14 April 2022

In Camus’ letztem, unvollendetem Roman Der erste Mensch sieht Alain Finkielkraut den Entwurf einer neuen Metaphysik, die mit der Vision des Absurden bricht. Ein Gespräch über die Feier der Natur, Maßhaltung und die Überwindung menschlicher Geschichte.

Alain Finkielkraut: „Der ,erste Mensch‘ ist eine Figur, die neue Fäden knüpft“

Artikel
10 min

Ein Leben zwischen Sinnlichkeit und Engagement

Jana C. Glaese 14 April 2022

Freiheit braucht Mut. Kaum ein Denker des 20. Jahrhunderts stand für diese Überzeugung vehementer ein als Albert Camus. Als Philosoph, Romancier, Journalist suchte er nach Sinn in einer absurden Welt. Gegen starre Ideologien und abstrakte Werte verschrieb er sich dem täglichen Einsatz für Menschlichkeit.

Ein Leben zwischen Sinnlichkeit und Engagement

Artikel
9 min

Kann uns die Liebe retten?

Nils Markwardt 01 Juni 2017

Der Markt der Gefühle hat Konjunktur. Allen voran das Geschäft des Onlinedatings, welches hierzulande mit 8,4 Millionen aktiven Nutzern jährlich über 200 Millionen Euro umsetzt. Doch nicht nur dort. Schaltet man etwa das Radio ein, ist es kein Zufall, direkt auf einen Lovesong zu stoßen. Von den 2016 in Deutschland zehn meistverkauften Hits handeln sechs von der Liebe. Ähnlich verhält es sich in den sozialen Netzwerken. Obwohl diese mittlerweile als Echokammern des Hasses gelten, strotzt beispielsweise Facebook nur so von „Visual-Statement“-Seiten, deren meist liebeskitschige Spruchbildchen Hunderttausende Male geteilt werden. Allein die Seite „Liebes Sprüche“, von der es zig Ableger gibt, hat dort über 200 000 Follower. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich eine Liebesbotschaft auch ins Zimmer stellen. „All you need is love“, den Titel des berühmten Beatles-Songs, gibt es beispielsweise auch als Poster, Wandtattoo, Küchenschild oder Kaffeetasse zu kaufen.


Gespräch
1 min

Meret Becker - Die Waschechte

Eva Maria Gerstenlauer 15 April 2015

Manche Frauen sind perfekt, Meret Becker ist echt. Egal ob als Sängerin oder Schauspielerin, Becker trifft in jeder Rolle ihren ganz eigenen Ton: frech, schrill, rau, anarchisch. Genau wie die Stadt Berlin, in der sie nun als neue Tatort-Kommissarin für Ruhe, Ordnung und Aufklärung sorgen soll. Spannungen garantiert …


Artikel aus der Sonderausgabe Nr.Sonderausgabe 21 März 2022 Online Vorschau
Anzeige
Tag - Body
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Zweimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Der Fremde mit einer Note Punk
Philosophie Magazin Nr.Nr. 64 - Mai 2022
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Juni/Juli 2022 Nr. 64
Online Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Rechtliches
  • Werbung
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • RSS
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

Mit unseren Denkanstößen philosophische Ideen regelmäßig in Ihrem Postfach

Jetzt anmelden!