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Bild: Eugenio Mazzone (Unsplash)

Denkorte

Die Bibliothek des Jorge Luis Borges

Jana C. Glaese veröffentlicht am 05 Juli 2012 3 min

Der rettende Einfall im Garten, die Erleuchtung auf hoher See, der Geistesblitz in der Waldhütte: Gewisse Orte können philosophische Ideen entscheidend prägen. Hier spüren wir ihrer Magie nach. Diesmal in der Bibliothek des Jorge Luis Borges.

 

Kräftige Säulen schmücken die Fassade des Gebäudes. An den Eingängen, zu jeder Seite der hohen Torbögen, leuchten schmiedeeiserne Lampen. So pompös empfängt die alte argentinische Nationalbibliothek inmitten von Buenos Aires ihre Besucher. Geleitet wurde sie 1955 bis 1973 von dem Schriftsteller und Meister fantastisch-philosophischer Essays Jorge Luis Borges. Für Borges war das Gebäude nicht nur ein Ort der Weisheit und Erkenntnis. In einer seiner berühmtesten Erzählungen, Die Bibliothek von Babel, beschreibt er die Bibliothek als unheimliches Gemäuer. Es ist ein Ort der Irrungen und Wirrungen, bestehend aus identisch aussehenden Räumen, die sich in alle Richtungen zu einem Labyrinth verzweigen. Der Besucher irrt darin umher und stößt auf immer neue, ihm oftmals unverständliche Schriften. Vergeblich sucht er nach all dem Wissen, das sich doch hinter den Bücherdeckeln verbergen muss. Dieser fiktive Ort ähnelt der wirklichen Arbeitsstätte von Borges auffällig. Betrat er morgens die Nationalbibliothek, erwarteten ihn bereits im ersten Raum 900 000 Werke. Vom Erdgeschoss an bedeckten Holzregale die Wände. Die verschiedenen Stockwerke waren dabei lediglich durch die schmalen Balustraden zu unterscheiden, die an den Regalen entlangführten.

Nicht nur in der Bibliothek, sondern auch in der tatsächlichen Welt, glaubt Borges, ist der Mensch gefangen in einem chaotischen Dasein, das er weder verstehen noch überwinden kann. Wir werden nicht geboren in eine Welt der Ordnung und Harmonie. Wie auch, wenn es keinen vollkommenen Schöpfer gibt? Die Helden seiner Erzählung Die Bibliothek von Babel verzweifeln in dieser Welt. Auf der Suche nach den großen Antworten des Lebens, verloren zwischen unendlichen Wortkombinationen und zahllosen Buchseiten, verfallen sie dem Wahnsinn. Sie begehen Selbstmorde, fallen übereinander her und verbrennen ihre Bücher.

 

Chaos und Optimismus

 

Borges hingegen heißt als Denker die Welt der Ideen und unendlichen Möglichkeiten willkommen. Das Chaos ruft in ihm nicht Pessimismus, sondern Abenteuer- und Entdeckerlust hervor: Statt nach der einen, absoluten Wahrheit zu suchen, erfreut er sich an der Schönheit von Geschichten und Theorien. Nach der Philosophie des argentinischen Schriftstellers gibt es keine Alternative zur fantastischen Spielerei. Für Borges nämlich entsteht die Welt einzig und allein in unserer Vorstellung. Zu den Dingen an sich – sollte es sie denn geben – haben wir keinen Zugang. Das Einzige, dessen wir uns sicher sein können, sind unsere eigenen Wahrnehmungen. 

Dass die Welt ein Produkt der Vorstellung ist, war für Borges eine leibhaftige Tatsache. Denn er war blind. Bereits 1955, als er die Verfügungsgewalt über die argentinische Nationalbibliothek erhielt, hatte er sein Augenlicht fast vollständig verloren. Er lebte umgeben von Büchern, die er nicht lesen konnte. Die Bibliothek als Produkt seiner Vorstellungskraft aber musste Borges niemals verlassen. „Ich kann in London sein, ich kann in Tokio sein, vor kurzem war ich in Marrakesch, aber nachts, wenn ich schlafe, bin ich in der Nationalbibliothek, die ich geleitet habe.“ Die Bibliothek war seine lebenslange gedankliche Heimat. Das Abbild der Welt, wie Borges sie sah. •

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