Direkt zum Inhalt
Menu Top
    loginAnmelden shopping_basketHefte kaufen assignment_addAbonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
 Philosophie Magazin - Impulse für ein freieres Leben
Menu du compte de l'utilisateur
    loginAnmelden shopping_basketHefte kaufen assignment_addAbonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
Tag - Body
Tag - Body

Illustration: © Joni Majer

Kolumne von Wolfram Eilenberger

Die Sache mit dem Handtuch

Wolfram Eilenberger veröffentlicht am 22 März 2021 2 min

Wer aus der Dusche kommt, weiß: Auch ein nasses Handtuch trocknet den Leib. Solch einen „schmutzigen Pragmatismus“ sollten wir uns zu eigen machen.

 

Wie klaglos der Mensch mit suboptimalen Lösungen leben lernt, kein Gegenstand des täglichen Gebrauchs zeigt es eindrücklicher als das gemeine Handtuch. Seit Beginn unserer Zivilisation dasselbe, potenziell überlebensentscheidende Problem: Wie wird ein dem Bade entsteigendes Individuum wieder trocken? Und seit eben jenen Anfängen die eine, indes vielfach unzureichende Antwort: per Stoffhandtuch.

Gewiss, Art und Material der Textilien mögen sich entwickelt haben. Vor allem in Sachen Saugkraft und Flauschigkeit. Wodurch allerdings nur umso deutlicher ein Ausschließlichkeitsverhältnis hervortrat, das bis heute jeden Handtucheinsatz spürbar bestimmt und belastet: je flauschiger das Stöffchen, desto schwächer der erwünschte Effekt. Die existenzielle Grundspannung zwischen Komfort und Effizienz des Handtuchs offenbart sich bis heute als unauflösbar. Womit die Paradoxien aber erst eigentlich anfangen. Schließlich wissen wir alle aus ureigener Erfahrung: Mag man einander oder sich selbst auch noch so versiert rubbeln und schrubbeln, vollends trocken wird so doch kein Mensch. Es wirkt wie verhext: Stets bleibt ein kritisches Nässequantum unerfasst.

 

Lebensfrohe Vernunft

 

Ob dies nur daran liegt, dass es beim Handtuch just der Grad des faktischen erzielten Abtrocknungserfolgs ist, der dem Erreichen des Ideals, also dem vollends abgetrockneten Leib, im Wege stehen muss? Schließlich gilt bis heute in allen möglichen Badewelten: Je trockener der einst nasse Leib, desto feuchter das einst trockene Handtuch. Oder ginge die Handtuchproblematik sogar hierüber hinaus und verwiese mit aller Alltagsmacht auf ein geradezu ontologisches Grundverhältnis: das des uneinholbaren Rests? Kaum jedenfalls, dass man sein Rubbeln einstellte, perlt es erneut eigensinnig aus zahllosen Körperfalten und Nischen, besonders gern auch hinterrücks den Leib hinab.

Unbestreitbar richtig bleibt, gegen alle Erwartung und Semantik, indes dies: Man kann sich auch mit einem nassen Tuch abtrocknen. Womit das Handtuch geradezu beispielhaft für jene Erkenntnishaltung eines restfrohen Pragmatismus stünde, die größte und mutmaßlich reinste Forscher leitete. Wie einst etwa den Quantenphysiker Niels Bohr. Als dessen Kollege Werner Heisenberg, anlässlich eines gemeinsamen Aufenthalts auf einer Berghütte, mögliche hygienische Verwerfungen hinsichtlich des dortigen Geschirrhandtuchs anmahnte, erwiderte Bohr nämlich: „Mit dem Geschirrwaschen ist es doch genau wie mit der Sprache der Physik: Wir haben schmutziges Spülwasser und schmutzige Küchentücher, und doch gelingt es, damit die Teller und Gläser schließlich sauber zu machen.“

Eben. Einmal nass, werden wir so ganz und gar trocken auf dieser Welt nicht mehr werden. Und auch nicht ganz und gar rein. Weshalb sich „schmutziger Pragmatismus“ von jeher als erstes Prinzip der handelnden, lebensfrohen Vernunft anempfiehlt. Genau das ist es auch, was uns das Handtuch seit Jahrtausenden bereits am frühen Morgen bedeuten will. Gleich einem existenziellen Wink für alle Tage – und gerade die kommenden. •

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige
Tag - Body

Weitere Artikel

Artikel
5 min

Pragmatisch. Praktisch. Gut?

Philipp Felsch 01 Oktober 2017

Menschen als Pragmatiker zu bezeichnen, ist ein zwiespältiges Lob. Das gilt im Alltag, derzeit aber besonders in der Politik. Pragmatismus gehört zu den Kardinaltugenden unserer Epoche. Doch zugleich impliziert er Ideenarmut und Prinzipienlosigkeit. Besonders in Deutschland besitzt die aus den USA stammende Denktradition ein zweifelhaftes Image. Sie gilt als rein zweckorientiert, theoriefern und allzu marktkonform. Dabei ist der Pragmatismus eine philosophische Bewegung, der es vor allem um eines geht: eine radikale Erneuerung der liberalen Demokratie. Also auf zur Tat!


Essay
13 min

Es war einmal in Amerika - die Story des Pragmatismus

Martin Duru 07 Oktober 2017

Wer die zentralen Fragen des Lebens pragmatisch angeht, ist kein Theoretiker? Falsch gedacht! Unter dem Begriff „Pragmatismus“ bildet sich Ende des 19. Jahrhunderts an der amerikanischen Ostküste eine Denkschule heraus, die zu den inspirierendsten unserer Zeit zählt.

Es war einmal in Amerika - die Story des Pragmatismus

Artikel
7 min

Das Ideal der Intensität

Nils Markwardt 01 Dezember 2019

Man kennt es aus Filmen und Romanen: Die Frage nach dem Lohn des Lebens stellt sich typischerweise erst im Rückblick. Als Abrechnung mit sich selbst und der Welt. Wenn das Dasein noch mal vor dem inneren Auge vorbeifliegt, wird biografisch Bilanz gezogen: Hat es sich gelohnt? War es das wert? Würde man alles wieder so machen? Dabei läge es viel näher, die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, nicht so lange aufzuschieben, bis es zu spät ist, sondern sie zum Gradmesser von Gegenwart und Zukunft zu machen. Zum einen, weil sie so gegen spätere Reuegefühle imprägniert. Wer sich darüber im Klaren ist, was das Leben wirklich lebenswert macht, wird gegenüber dem melancholischen Konjunktiv des „Hätte ich mal …“ zumindest ein wenig wetterfest. Zum anderen ist die Frage als solche viel dringlicher geworden: In dem Maße, wie traditionelle Bindungssysteme an Einfluss verloren haben, also etwa die Bedeutung von Religion, Nation und Familie geschwunden ist, hat sich der persönliche Sinndruck enorm erhöht. Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen, ja, die Mühen des Lebens überhaupt auf sich zu nehmen? Was genau ist es, das einem auch in schwierigen Zeiten Halt verleiht? Und am Ende wirklich zählt – gezählt haben wird?


Essay
8 min

Machen Krisen uns stärker?

Wolfram Eilenberger 15 März 2015

Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“, formuliert Friedrich Nietzsche. Aber woran entscheidet sich, ob wir an Schicksalsschlägen scheitern – oder reifen? Was unterscheidet gesunde Widerständigkeit von Verdrängung und Verhärtung? Machen Krisen kreativer? Ermöglichen allein sie wahre Selbstfindung? Oder wären solche Thesen bereits Teil einer Ökonomisierung des Daseins, die noch in den dunkelsten Stunden unserer Existenz nach Potenzialen der Selbstoptimierung fahndet?

Wolfram Eilenberger legt mit Nietzsche frei, wie man existenzielle Krisen nicht nur überleben, sondern für sich nutzen kann. Ariadne von Schirach singt dagegen ein Loblied auf den Menschen als ewiges Mangelwesen, und im Dialog mit dem Kulturtheoretiker Thomas Macho sucht Roger Willemsen nach dem Gleichgewicht zwischen beschädigter Existenz und Liebe zur Welt.

 


Gespräch
12 min

Nassem Nicholas Taleb: "Moralisch ist, wer seine Haut aufs Spiel setzt"

Catherine Portevin 15 Juni 2018

Der ehemalige Wallstreetbanker und Autor Nassim Nicholas Taleb verbindet Wahrscheinlichkeitsrechnung mit antiker Philosophie. In seinem neuen Buch klagt er all jene Politiker, Trader und Intellektuelle an, die für Entscheidungen kein Risiko eingehen – und fordert die Rückkehr zu alten Weisheiten
.

Nassem Nicholas Taleb: "Moralisch ist, wer seine Haut aufs Spiel setzt"

Impulse
1 min

Warum singen wir?

Claudia Nussbaumer 01 Februar 2020

Ob unter der Dusche, unter freiem Himmel oder bald wieder in der Karaoke-Bar und im Chor: Zu singen ist offenbar ein tiefes menschliches Bedürfnis. Aber warum genau? Drei Positionen.

Warum singen wir?

Gespräch
6 min

Hayden Wilkinson: „Wir sollten die Menschen der Zukunft vor Leid bewahren“

Lia Nordmann 09 März 2023

Vertreter des Longtermism argumentieren für eine drastische Erweiterung unseres moralischen Horizonts: Nicht nur unsere Kinder und Enkelkinder, sondern auch Menschen, die vielleicht erst in mehreren Millionen Jahren leben werden, sollten in unseren heutigen Entscheidungen Beachtung finden. Der Philosoph Hayden Wilkinson erklärt, was es mit diesem neuen Langfristigkeitsdenken auf sich hat und warum wir uns gerade jetzt um die ferne Zukunft sorgen sollten.

Hayden Wilkinson: „Wir sollten die Menschen der Zukunft vor Leid bewahren“

Impulse
2 min

Netzlese

Philomag Redaktion 07 Februar 2021

Fünf Klicktipps für den Sonntag. Diesmal mit der Wiederentdeckung Simone Weils, der Bedeutung schwacher Bindungen, brasilianischem Feminismus, Eva Illouz und Armin Nassehi im Gespräch sowie dem 100. Geburtstag von Hans Albert.

Netzlese

Artikel aus Heft Nr. 57 Apr./Mai 2021 Vorschau
Anzeige
Tag - Body
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Dreimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Die Sache mit dem Handtuch
Philosophie Magazin Nr.Nr. 69 - März 2023
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
April/Mai 2023 Nr. 69
Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Rechtliches
  • Werbung
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • RSS
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

3 Hefte frei Haus und PhiloMag+ Digitalzugang für nur 20 €

Jetzt ausprobieren!