Erfüllte Zeit
Was können wir von den alten Griechen und Römern über den Sinn der Freizeit lernen? Ihre Begriffe von scholē und otium unterscheiden sich von unserem Verständnis der Muße. Aristoteles, Cicero und Seneca zeigen, worin wahre Erfüllung besteht.
Die Griechen bezeichneten das, was manchmal als „Freizeit“ oder „freie Zeit“ übersetzt wird, mit einem seltsamen Wort: scholē. Was haben scholē und Schule, die beide dieselbe Etymologie haben, miteinander zu tun? Was könnte gegensätzlicher sein als das mühsame Lernen und der süße Müßiggang? Der Umweg über die indoeuropäische Wurzel der beiden Wörter bringt Licht ins Dunkel: echō bedeutet „besitzen“, genauer gesagt „sich selbst besitzen, Herr seiner selbst sein“. Die Menschen der scholē im antiken Griechenland sind Menschen, die die Freiheit dieses Besitzes genießen: diejenigen, die sich nicht an die Notwendigkeit zu arbeiten verkauft haben, um die Grundbedürfnisse des Lebens zu befriedigen. Es sind jene, deren Existenz sich nicht darauf beschränkt, die niedersten, drängendsten Bedürfnisse des Körpers und seiner Triebe zu erfüllen. Jene Menschen also, die sich den höheren Dingen des Geistes widmen können und ihr Studium nur aus eigener Motivation heraus betreiben.
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Was macht Fußball schön?
In Frankreich findet in diesen Wochen die Fußball-Europameisterschaft statt, mit der die populärste Sportart unserer Zeit breite Schichten des Kontinents fasziniert. Doch worin liegt die besondere ästhetische, spielerische und emotionale Attraktivität des Spieles? Man mag es kaum noch glauben. Aber es gab auch eine Welt ohne Fußball. In weniger als 150 Jahren eroberte ein Freizeitvergnügen für englische Internatsschüler den gesamten Erdball. Heute wirkt es als globales Medium der Völkerverständigung, ist Zentrum nationaler Selbstverständnisse, bildet den Lebensinhalt ganzer Familien. Auf der phil.cologne 2013 drangen Volker Finke und Gunter Gebauer gemeinsam in die Tiefen des Spiels vor und legten für uns die verborgenen Schönheiten des „simple game“ frei. Der langjährige Bundesligatrainer Finke und der Sportphilosoph Gebauer im Dialog über die Ästhetik des Kurzpasses, androgyne Helden und die falsche Dogmatik des Jogi Löw.

Was macht uns schön?
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Marion Bourbon: „Die Suche nach unserem Innersten bringt keineswegs Ruhe“
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In seiner wirkmächtigen Abhandlung Über die Seele behauptet Aristoteles: Die Seele ist kein Körper, aber sie existiert auch nicht ohne ihn. Ja, was denn nun, fragen Sie sich? Wir helfen weiter!

Donald Trump als philosophisches Problem
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Marie-Luisa Frick: „Man sollte Selbstdenken nicht undifferenziert heroisieren“
Corona und Terror rufen die Ideale der Aufklärung wieder auf den Plan und stellen die Demokratie gleichzeitig hart auf die Probe. Die Philosophin Marie-Luisa Frick, deren Buch Mutig denken (Reclam) gerade erschienen ist, erklärt vor diesem Hintergrund, was wir heute noch von den Aufklärern lernen können.

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