Direkt zum Inhalt
Menu Top
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
 Philosophie Magazin - Impulse für ein freieres Leben
Menu du compte de l'utilisateur
    Anmelden Hefte kaufen Abonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
Tag - Body
Tag - Body

Illustration: © Benedikt Rugar

Kolumne: Blickwechsel

Gruppenherrschaft

Nora Bossong veröffentlicht am 11 März 2021 2 min

Kürzlich wurde erneut der Versuch gekippt, Geschlechterparität auf Parteilistenplätzen zu garantieren. Widersprechen Frauenquoten dem liberalen Freiheitsgedanken? Nein, meint Nora Bossong.

 

Dass Paritätsregelungen und Quoten mit den Funktionsgesetzen einer liberalen Demokratie unvereinbar sind, scheint durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts abermals bestätigt worden zu sein. Im freien Wettbewerb der Ideen und Argumente sollen sich schließlich die Kandidaten und Kandidatinnen fürs Parlament durchsetzen, die am besten zu überzeugen verstehen. Wenn hier der Staat mit quotierenden Regelungen eingreift, wird der Wettbewerb verzerrt und schwache Kandidatinnen paternalistisch aufgepäppelt. Selbstbehauptung ist etwas anderes.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Wie sehr ein Mensch Rechte wahrnehmen kann, hängt davon ab, wie viel Raum ihm oder ihr in der Gesellschaft zugestanden wird. Dies entscheiden nicht nur Gesetze, sondern auch subkutane Strukturen, die exkludierend den eigentlich als fair angenommenen Wettbewerb blockieren. So unterschlägt die Behauptung, nur Leistung würde zählen, die auch Unternehmen gegen Quoten in Führungsetagen vorbringen, dass Personalentscheidungen oft von sekundären Gruppenmerkmalen beeinflusst sind. Menschen suchen sich gern andere Menschen zur Zusammenarbeit aus, die ihnen möglichst ähnlich sind. Das kann das Geschlecht, die Hautfarbe oder die Herkunft sein. Was vertraut ist, lässt sich leichter einschätzen, das beruhigt. Verzichtet man auf gegenläufige Maßnahmen, setzt sich diese Gruppenbildung fort, was ein Blick in die Führungsriegen deutscher Großunternehmen unmittelbar zeigt.

 

Fairer Wettbewerb

 

In ihrem Essay Die feministische Kritik des Liberalismus fordert die US-amerikanische Philosophin Martha Nussbaum folgerichtig, sich von der Idee einer voraussetzungslosen Chancengleichheit zu verabschieden und sich einzugestehen, „dass manche Individuen schon mit vielen Vorteilen, die sie moralisch belanglosen Eigenschaften verdanken, in die Gesellschaft eintreten“. Liberale, die dies mitbedächten, hielten es „nicht nur für vernünftig, sondern auch für moralisch geboten, die Dinge so umzugestalten, dass Individuen nicht die Rolle von Königen und Fürsten spielen können“. Nussbaum rät, hierarchische Gruppenherrschaft mit einzurechnen, wenn es um Chancengleichheit geht.

Wirkt man exkludierenden Strukturen mit staatlichen Mitteln wie einer Quote entgegen, lässt sich das also nicht nur mit liberalen Überzeugungen verbinden – es steht geradezu in ihrer Tradition. Denn schließlich basiert eine liberale Demokratie nicht auf dem Anything-goes-Prinzip, sondern darauf, dass Ordnungsprinzipien strukturelle Bevorzugung und Machtmonopole in ihre Schranken weisen und so den Wettbewerb fair halten: Liberale Überzeugungen und feministische Anliegen treffen sich in der Einsicht, dass der regulatorische Eingriff individuelle Entfaltungsmöglichkeiten allererst hervorbringt.

So wichtig es ist, diese Strukturen zu erkennen und auf sie zu reagieren, zur Generalentschuldigung sollten sie nicht werden. Wenn sich etwa eine gut situierte und gut ausgebildete Frau nach der Geburt eines Kindes vollständig aus dem Berufsleben verabschiedet und vom Kindsvater finanzieren lässt, könnte das nicht nur an den Strukturen liegen, sondern auch an fehlendem Mut zum Konflikt oder einfach an der guten alten Bequemlichkeit. •

 

Nora Bossong studierte Philosophie und ist Schriftstellerin und Publizistin. Ihr literarisches Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihr „Schutzzone“ (Suhrkamp, 2019).

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige
Tag - Body

Weitere Artikel

Gespräch
8 min

Nora Bossong: „Ich hoffe, dass diese Generation eine Brücke baut zwischen den Boomern und der Klimajugend“

Moritz Rudolph 24 Februar 2022

In ihrem heute erscheinenden Buch Die Geschmeidigen zeichnet Nora Bossong ein politisches Porträt ihrer Generation. Ein Gespräch über Angepasstheit, den „neuen Ernst des Lebens“ und vernünftige Visionen.

Nora Bossong: „Ich hoffe, dass diese Generation eine Brücke baut zwischen den Boomern und der Klimajugend“

Gespräch
3 min

"Wird die Kraft des Verbots überschätzt, Frau Müller-Mall?"

Svenja Flasspoehler 01 Oktober 2016

Nein heißt Nein, Burkaverbot: Immer öfter münden Debatten in einen Ruf nach verschärften Gesetzen. Wie ist das zu erklären? Und was kann das Recht wirklich regeln?


Impulse
3 min

Preis der Progression

Nora Bossong 08 Dezember 2021

Jüngst wurde eine Regierung vereidigt, die sich „Fortschritt“ auf die Fahnen schreibt. Ein wichtiges Verspechen. Doch sollte man gerade in einer Demokratie mit diesem Begriff vorsichtig sein, meint unsere Kolumnistin Nora Bossong.

Preis der Progression

Artikel
3 min

Kampf um Würde

Nora Bossong 11 Mai 2021

Arbeitskampf oder Identitätspolitik? Die SPD ist innerlich zerrissen. In Wahrheit aber handelt es sich um gar keinen Widerspruch. Vielmehr muss die Partei ihrem eigenen Gründungsgedanken folgen, meint Nora Bossong.

Kampf um Würde

Artikel
3 min

Gefahr der Gefühle

Nora Bossong 19 Mai 2022

Den Menschen in der Ukraine zeigen wir uns verbundener als anderen Notleidenden auf der Welt. Grund hierfür ist das Primat des Gefühls vor der Vernunft, meint unsere Kolumnistin Nora Bossong.

Gefahr der Gefühle

Impulse
3 min

Die Macht der Form

Nora Bossong 07 Januar 2021

Am 20. Januar wird Joe Biden als Präsident der USA vereidigt. Was ihn auszeichnet, ist eine tiefe Achtung der Form, die mehr ist als eine Äußerlichkeit, meint unsere Kolumnistin Nora Bossong.

Die Macht der Form

Artikel
2 min

Baerbocks Taschenspielertrick

Nora Bossong 18 November 2021

Verbote fördern die Innovation? Mit dieser Behauptung praktiziert die Grünen-Vorsitzende einen Paternalismus, den bereits der Philosoph Isaiah Berlin kritisch analysierte, meint Nora Bossong.

Baerbocks Taschenspielertrick

Artikel
3 min

Theatrale Reue

Nora Bossong 08 Juli 2021

Für den Völkermord in Namibia durch deutsche Kolonialtruppen bat Außenminister Heiko Maas nun mehr als ein Jahrhundert später offiziell um Vergebung. Eine hochproblematische Geste, die das Wesen der Vergebung sträflich verfehlt, meint Nora Bossong.

Theatrale Reue

Artikel aus Heft Nr. 57 März 2021 Online Vorschau
Anzeige
Tag - Body
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Zweimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Gruppenherrschaft
Philosophie Magazin Nr.Nr. 64 - Mai 2022
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Juni/Juli 2022 Nr. 64
Online Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Rechtliches
  • Werbung
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • RSS
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

Mit unseren Denkanstößen philosophische Ideen regelmäßig in Ihrem Postfach

Jetzt anmelden!