Müssen wir Ordnung halten?
Besonders im Frühjahr packt viele der Putz- und Aufräumwahn. Aber warum halten wir überhaupt Ordnung? Drei Positionen zum Scheuern, Wischen und Umsortieren.
Konfuzius
(6.–5. Jh. v. Chr.)
„Ja, um frei zu sein“
Ungeregelte und chaotische Zustände waren dem chinesischen Gelehrten Konfuzius ein Graus – in ihnen herrschten Zwang und Bedrängnis. Freiheit gibt es für ihn erst in geordneten Zuständen, in einem harmonischen großen Ganzen. Dafür müssen wir uns alle an Sitten halten und unsere Pflichten erfüllen. In diesem strengen moralischen Kodex sieht Konfuzius keine Einschränkung der eigenen Freiheit, sondern deren Bedingung. Es ist wie bei einem Spiel: Erst die Regeln machen das Spielen an sich überhaupt möglich. Daher geht die Ordnung einem freien Leben voraus. Der lange Weg zur Freiheit – vielleicht beginnt er ja mit einem ersten Schritt Richtung Staubsauger.
Friedrich Nietzsche
(1844–1900)
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Die Frage irritiert. Was soll mein Körper schon wissen? Ist das Problem denn nicht gerade, dass er nichts weiß? Weder Vernunft noch Weisheit besitzt? Warum sonst gibt es Gesundheitsratgeber, Rückenschulen, Schmerztabletten, viel zu hohe Cholesterinwerte. Und wieso gibt es Fitness-Tracker, diese kleinen schwarzen Armbänder, die ihrem Träger haargenau anzeigen, wie viele Meter heute noch gelaufen, wie viele Kalorien noch verbrannt werden müssen oder wie viel Schlaf der Körper braucht. All das weiß dieser nämlich nicht von selbst – ja, er hat es bei Lichte betrachtet noch nie gewusst. Mag ja sein, dass man im 16. Jahrhundert von ganz allein ins Bett gegangen ist. Aber doch wohl nicht, weil der Körper damals noch wissend, sondern weil er von ruinöser Arbeit todmüde und es schlicht stockdunkel war, sobald die Sonne unterging. Wer also wollte bestreiten, dass der Körper selbst über kein Wissen verfügt und auch nie verfügt hat? Und es also vielmehr darum geht, möglichst viel Wissen über ihn zu sammeln, um ihn möglichst lang fit zu halten.
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