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Bild: Marysa Dowling

Interview

Ruth Catlow: „Keine technologische Infrastruktur wird uns befreien“

Ruth Catlow, im Interview mit Philipp Hindahl veröffentlicht am 24 Januar 2022 4 min

Viele sehen die Blockchain-Technologie lediglich als Plattform für Spekulation. Die Kuratorin Ruth Catlow allerdings erklärt, wie diese die Kunstwelt von Grund auf ändern könnte und warum wir trotzdem realistisch bleiben sollten.

Monopol

 

 

Dieser Text ist zuerst bei Monopol erschienen.


Ruth Catlow, die meisten haben von der Blockchain gehört, dem dezentral, digital verschlüsselten Verzeichnis für Geldtransaktionen, das die Grundlage für Kryptowährungen bildet. Sie sind jetzt Teil eines Gipfels über DAOs. Was ist das, und wie verhält sich das zur Blockchain?

Eine DAO – Decentralised Autonomous Organisation – ist eine Gruppe, die auf der Blockchain basiert und aus smart contracts besteht. Das wiederum sind Sequenzen von Code, die auf der Blockchain verzeichnet sind und verbindliche Regeln zur Organisation möglich machen. Das lässt die Mitglieder Entscheidungen treffen, zum Beispiel wie Ressourcen gesammelt und verteilt werden. Außerdem erlauben solche Organisationen, über Ländergrenzen hinaus zu kooperieren.

Mit dem Projekt Furtherfield haben sie auch schon mit DAOs gearbeitet, aber auch mit anderen Arten gemeinschaftlicher Organisation. Was dabei immer wieder auftaucht, sind Allmende. Das Konzept stammt von der Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom, und es beschreibt Ressourcen, die gemeinschaftlich genutzt werden und sich dem Privatbesitz entziehen. Was haben DAOs damit zu tun?

Wir haben Mitte der 90er mit Furtherfields begonnen, zu einer Zeit als das Internet von Menschen gebaut wurde, die eine Reihe von Werten teilten. Dazu gehören frei verfügbares Wissen und Open-Source-Software. Künstlerinnen und Künstler, Techies und Menschen, die an sozialem Wandel interessiert waren, arbeiteten im Geiste der Allmenden, der sich auf alle möglichen Organisationen anwenden lässt – und DAOs gehören dazu.

Eine Art Krypto-Genossenschaft also. Wir sprechen jetzt über Blockchain im Kunstkontext, und in der Kunstwelt war diese Technologie schon früh ein Thema. Warum interessiert man sich dort so sehr dafür?

Das frühe Internet war so aufregend für uns, weil wir unsere eigene Infrastruktur bauen konnten. 2007 haben wir einen Begriff geprägt: Do It With Others. Das erinnert an DIY, das alte Punk-Prinzip, Werkzeuge zu hacken und selbst etwas aufzubauen. Dann, in den 2010ern, fing der Kunstmarkt an, sich für die Blockchain zu interessieren. Sie sollte das Geschäft nachhaltig verändern. Sie versprach bessere Nachvollziehbarkeit von Transaktionen und der Provenienz von Kunstwerken. Die Technologie ermöglicht aber auch, so etwas wie Geld und Strukturen ins Leben zu rufen, die unabhängig von Staaten und Banken existieren. Und wir dachten, dass daraus sozialer Wandel folgen könnte. Also mussten wir versuchen, ihre Funktion zu verstehen, um sie nicht allein finanziellen Interessen zu überlassen.

Die Blockchain gibt Raum für Kollaboration, und sie ist dezentral. Aber das bedeutet auch, dass sie ein Spielfeld für deregulierte Spekulation ist, oder?

Moment: Blockchain und die Kunst darüber zeigen ja auch, dass finanzielle Strukturen schon längst zentralisiert sind. Die Technologie kann aber auch demonstrieren, wie es wäre, wenn diese Systeme transparenter wären.

Im Moment sind Künstlerinnen und Künstler darauf angewiesen, am Markt zu verkaufen oder Förderungen einzuholen, um zu überleben und weiter Kunst zu produzieren. Was können DAOs daran ändern?

Für sich genommen lösen DAOs gar keine Probleme. Sie könnten die hierarchische Struktur der Kunstwelt einfach kopieren. Sie geben uns aber die Werkzeuge und Vorlagen, um uns anders zu organisieren. Das Internet bot die Möglichkeit, die symbolische Kultur mitzugestalten: mit Bild, Ton und Text. DAOs bieten die Gelegenheit, auf der wirtschaftlichen Seite mitzureden.

Sie haben mit der Autorin und Kuratorin Penny Rafferty ein Projekt gestartet, bei dem Sie DAOs initiiert haben. Lassen Sie uns doch einmal über die Praxis reden – wie funktioniert das?

Als Teil der Initiative DAO With Others haben wir – unterstützt vom Goethe Institut – mit vier Teams in verschiedenen Städten gearbeitet: Berlin, Minsk, Moskau, Johannesburg und Hongkong. Die Beteiligten haben Think-Tanks gebildet und DAOs für ihre jeweiligen Kontexte entworfen. Darunter war eine, die Geld aus dem Kunst-Ökosystem umverteilt und damit dem Kunstprekariat hilft. Eine andere inszeniert Live-Action-Rollenspiele, die eine Zukunft nach der Blockchain imaginieren. Es geht also um Dezentralisierung. Das ist natürlich vor allem unter autoritären Regimen wichtig.

Sie haben jetzt viel über Umverteilung gesprochen. Wie geht das?

Nehmen Sie das Black Swan DAO. Das ist eine Genossenschaft, die Kunstinstitutionen einlädt, einen Teil ihrer Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Dann entscheiden die Mitglieder, welche Projekte damit gefördert werden.

Das hängt also doch am traditionellen Kunstsystem?

Das DAO verlangt, dass das System weniger ausbeuterisch verfährt und anerkennt, dass es dem Ökosystem Kunst dienlich sein sollte.

Mit dem Hype um NFTs hat Blockchain-Technologie den Sprung in den Mainstream geschafft, und ich habe gestaunt, wie schnell die etablierten Auktionshäuser sich darauf gestürzt haben. Galerien folgten ziemlich schnell und versprachen, den Kunstmarkt zu demokratisieren. NFTs sind dann gehypte Sammelobjekte, ähnlich wie limitierte Sneaker, aber eben auch sehr teuer. Das Gegenmodell scheinen utopische Räume und Allmenden zu sein. Glauben Sie, dass diese beiden Welten koexistieren können? Oder gibt es irgendwann die NFT-Welt und die DAO-Welt, in der Praktiken wie Rollenspiele und gemeinschaftliche Organisation einen Platz haben – alles also, was sich nur schwer verkaufen lässt?

Als genesende Internet-Utopistin weiß ich, dass uns keine technologische Infrastruktur befreien wird. Der NFT-Markt reproduziert derzeit nur, was der Kunstmarkt ohnehin schon tut. Es geht darum, der Erste zu sein, es geht um branding. Das als Demokratisierung zu verkaufen ist sehr oberflächlich. Aber die Ästhetik unterscheidet sich vom traditionellen Kunstmarkt. Denn das Geld kommt von Kryptoinvestorinnen und -investoren, und viele davon wollen mit NFTs ein Souvenir ihrer eigenen Memekultur. Mit dem Kauf eines NFTs kann man an dieser neuen Kunstgeschichte teilhaben. Das wirkt natürlich befremdlich, wenn man aus der kritischen Medienkunst kommt. •

 

Ruth Catlow ist eine englische Künstlerin, Theoretikerin und Kuratorin. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf die kritische Untersuchung digitaler und vernetzter Technologien sowie deren emanzipatorisches Potenzial. Gemeinsam mit Marc Garrett leitet sie die 1997 gegründete Galerie Furtherfield.

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