Sumana Roy: „Alles um uns herum ist lebendig“
Wenngleich Menschen sich der Pflanzenwelt immer wieder überlegen wähnen, offenbart sich vielerorts auch eine tiefe Sehnsucht nach ihrer Nähe. Die Schriftstellerin Sumana Roy wünschte sich sogar, so zu leben wie ein Baum. Im Gespräch spricht sie über ihre Begegnungen mit der nichtmenschlichen Welt und ein Denken, das ohne Binaritäten auskommt.
Philosophie Magazin: Frau Roy, Ihr Buch Wie ich ein Baum wurde, das 2017 in der Erstausgabe erschien, hat internationale Aufmerksamkeit erregt. Warum wollten Sie ein Baum werden?
Sumana Roy: Mir ging es eine Zeit lang seelisch und auch körperlich nicht gut und ich wollte als eine Art Überlebensstrategie als etwas anderes leben – eine andere Lebensform, ein anderes Wesen. Könnte ich zum Beispiel wie ein Hund leben? Hunde allerdings leben nicht außerhalb der Gefühlsökonomie, von der ich wegwollte. Und dann lag ich eines Sommernachmittags krank im Bett. Vor meinem Fenster stand eine Papayapflanze und ich sah den Tanz der Papayablätter, ihre Schatten, an der Decke.
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