Thea Dorn: „Todesvermeidung um jeden Preis bringt uns in eine existenzielle Aporie“
Der Schutz des Lebens ist das Kernelement der Zivilisation. Aber sind wir gerade dabei, aus lauter Todesangst das Leben selbst zu opfern? Ein Interview mit Thea Dorn über ihr am 8. Februar erschienenes Buch Trost und einen Konflikt, in dem wir alle stecken.
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Kommentare
„Alle wollen in den Himmel, aber keiner will sterben.“ Auch Christen mit einem durchaus belastbaren Jenseitsempfinden kennen die Furcht vor dem Tod. Spreche ich in diesem Kreis an, wie widersprüchlich Angst vor dem Tod in Erwartung eines Jenseits ist, bekomme ich nur Kopfschütteln zu sehen. Thea Dorns Gedanken sublimieren meine Gedanken zu dem Thema. Und das erleichtert mich doch sehr. Soo falsch waren meine Gedanken also doch nicht.
Als Staat kann ich mir diese Gedanken aber nicht zueigen machen. Wer den Tod zulässt macht sich der Mitschuld verdächtig. Eine mir bekannte Medizinerin in einem großen Krankenhaus erzählte von einer Station Coronakranker, die dort seit mehr als einem Jahr beatmet werden. Sie haben keine Aussicht von der Maschine weg zu kommen. Sie sind ohne Bewusstsein, ihre Lungen wurden von Corona irreversibel geschädigt. Die Angehörigen verweigern jedoch das Abschalten der Maschinen. Sie hoffen lieber auf ein Wunder, als das sie dem Tod eines Angehörigen zustimmen.
„Johanna erkennt, dass die Todesvermeidung um jeden Preis den Menschen in eine existenzielle Aporie bringt: Wenn er sein Handeln einzig danach ausrichtet, alles zu unterlassen, was gesundheitsgefährdend bis tödlich sein könnte, bleibt von seinem Leben nichts mehr übrig, das diesen Namen verdient.“