Trump – ein Indianer?
Trumps Misstrauen gegen Autoritäten und Institutionen ist tief in der amerikanischen Seele verwurzelt. So tief, dass es etwas mit den Native Americans zu tun haben könnte.
Trumps Wiederwahl gilt vielen als Triumph des Weißen Amerika, der verspäteten Western-Rüpel und nostalgischen Cowboys, die sich nach alter Freiheit, Größe und Wildheit sehnen. Umso mehr überraschte eine Meldung aus den Nachwahlbefragungen: Am besten hat Trump nicht bei Weißen abgeschnitten, sondern bei Native Americans: Rund 65 Prozent haben für ihn gestimmt. Damit wilderte er erfolgreich in einem Territorium, das eigentlich die Demokraten für sich beanspruchen: Förderung von Minderheiten, der Schutz von Stammesgebieten und Entschuldigungen für Verbrechen an den Ureinwohnern sind feste Bestandteile der demokratischen Agenda.
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Bernhard Pörksen: „Trumps Erfolgsrezept ist die Gleichzeitigkeit von Total-Verwirrung und Brachial-Orientierung“
Der Sturm auf das Kapitol war wohl einer der letzten Tiefpunkte von Donald Trumps Präsidentschaft. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen erläutert im Interview, warum die Spaltung der Gesellschaft aber auch künftig Trumps Geschäftsmodell bleiben könnte und weshalb die „sanfte Ignoranz der Idiotie“ eine Zukunftsaufgabe des Qualitätsjournalismus ist.

Trumps dunkle Skepsis
Welches Podium Trump heute auch immer betritt, wie wirr, desinformiert und selbstwidersprüchlich seine Auftritte auch sein mögen: Er verkörpert den lebendigen Tatbeweis, dass seine Vorbehalte gegen sämtliche Institutionen, die ihr Wirken im Zeichen der Wahrheit verstehen, eine gewisse Berechtigung hatten.
Wie soll man Trumps destruktiver Skepsis also begegnen?

Wer ist mein wahres Selbst?
Kennen Sie auch solche Abende? Erschöpft sinken Sie, vielleicht mit einem Glas Wein in der Hand, aufs Sofa. Sie kommen gerade von einem Empfang, viele Kollegen waren da, Geschäftspartner, Sie haben stundenlang geredet und kamen sich dabei vor wie ein Schauspieler, der nicht in seine Rolle findet. All diese Blicke. All diese Erwartungen. All diese Menschen, die etwas in Ihnen sehen, das Sie gar nicht sind, und Sie nötigen, sich zu verstellen … Wann, so fragen Sie sich, war ich heute eigentlich ich? Ich – dieses kleine Wort klingt in Ihren Ohren auf einmal so seltsam, dass Sie sich unwillkürlich in den Arm kneifen. Ich – wer ist das? Habe ich überhaupt so etwas wie ein wahres Selbst? Wüsste ich dann nicht zumindest jetzt, in der Stille des Abends, etwas Sinnvolles mit mir anzufangen?
Susan Neiman: „Trumps Methoden sind klassische Beispiele faschistischer Taktik“
Nachdem Joe Biden bei der Stimmauszählung nun auch in ihrem Heimatstaat Georgia führt, ist die in die Deutschland lehrende US-Philosophin Susan Neiman zuversichtlich, dass eine zweite Amtszeit Donald Trumps verhindert werden kann. Dass mit Biden als Präsident jedoch alles gut werde, sei eine große Illusion.

Aristoteles und die Seele
In seiner wirkmächtigen Abhandlung Über die Seele behauptet Aristoteles: Die Seele ist kein Körper, aber sie existiert auch nicht ohne ihn. Ja, was denn nun, fragen Sie sich? Wir helfen weiter!

„The Apprentice“ – Der kleine Trump wird zum Tyrannen
Ali Abbasis neuer Film zeigt den Aufstieg Donald Trumps zum Immobilienmogul in den 1980ern, unterstützt von einem skrupellosen Anwalt. Eine provokative Reflexion über Trumps Persönlichkeit und den Machtkampf zwischen Politik und Wirtschaft in den USA.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Roger Berkowitz: „Dieser Wahlkampf zeugte vom Ende einer ‚gemeinsamen Welt‘“
Auch wenn es so aussieht, dass Joe Biden die US-Wahlen für sich entscheiden kann, wirft Donald Trumps überraschend gutes Abschneiden viele Fragen auf. Der Philosoph Roger Berkowitz, Direktor des Hannah-Arendt-Zentrums am Bard College in New York, erklärt im Gespräch, weshalb der amtierende Präsident der schrecklichste der amerikanischen Geschichte ist, er nach wie vor so viele Menschen überzeugt und seine Amtszeit im Rückblick dennoch ein Glücksfall für die USA sein wird.
