Wem gehören meine Organe?
Jeder ist automatisch ein Organspender, so er nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen hat: Das fordert eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten. Zu Recht ist dieses Vorhaben umstritten, wie Svenja Flaßpöhler anlässlich ähnlicher Pläne von Ex-Gesundheitsminister Spahn 2018 schrieb.
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Familie - Zuflucht oder Zumutung?
Der Herd ist noch an. Es fehlen einige Gabeln sowie Tante Barbara, die wieder „im Stau“ steckt. Egal. Anfangen, „bevor das Essen kalt wird“, mahnt meine Mutter wie jedes Jahr. Vor allem aber: „Langsam essen!“ Vater hat derweil schon den zweiten Bissen im Mund. Der Neffe spielt unter der Tischplatte auf seinem Smartphone. Meine Schwester versetzt ihm dezent einen Tritt. Der Schwager zischt: „Lass ihn doch einfach!“ Dass die Flüchtlingskrise als Thema tabu ist, hatten wir im Vorfeld per Rundmail zwar ausdrücklich vereinbart, aber was interessiert das schon Onkel Ernst? Denn erstens hat er kein Internet und zweitens kein anderes Thema. Ein verzweifelter Blick auf die Uhr. Und zur Gattin. Noch 22 Stunden und 34 Minuten, bis der Zug zurück nach Hause fährt. Durchhalten. Frieden wahren. Schließlich ist heute Weihnachten. Und das hier meine Familie.
Dem Tod entgegen
2010 wurde der Berliner Schriftsteller Wolfgang Herrndorf mit einem Glioblastom diagnostiziert, einem in 100 Prozent der Fälle tödlichen Tumor. In seinem Blog „Arbeit und Struktur“ schrieb er über sein Leben ohne Zukunft, bevor er sich im August 2013 das Leben nahm. Mit der philosophischen Substanz dieses Unternehmens befasste sich Svenja Flaßpöhler 2012 im Philosophie Magazin.
Karl Lauterbach: „Die Corona-Maßnahmen sind eine Politik des Freiheitsschutzes“
Am Mittwoch wurde Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister ernannt. Im März dieses Jahres sprachen wir mit dem SPD-Politiker und Epidemiologen über John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit, ethische Dilemmata sowie die Rolle der Eigenverantwortung.
Die Städte der Anderen
Offenbach und Zwickau, zwei deutsche Städte, wie sie auf den ersten Blick nicht ähnlicher sein könnten. Beide gleich groß, beide ehemalige Industriezentren, beide mit niedriger Arbeitslosenquote. Was sie radikal voneinander unterscheidet, ist ihr Verhältnis zum Anderen. Denn das hessische Offenbach hat mit 57 Prozent den höchsten Migrantenanteil der BRD, das sächsische Zwickau gehört mit 2,6 Prozent Ausländeranteil hingegen zu den kulturell einheitlichsten Städten der Republik. Beispielhaft stehen sie damit für zwei alternative Visionen eines Deutschlands der Zukunft: Hybridität versus Homogenität, Multikulti oder Leitkultur, dynamische Polyphonie gegen klassische Harmonie. Eine Doppelreportage auf der Suche nach der Funktion des Anderen in unserer Mitte
Die Stacheln der Anderen
In der Coronakrise hat sich eine grundlegende Zwiespältigkeit zugespitzt: Einerseits sehnen wir uns nach Nähe. Doch Nähe bedeutet: Kontrollverlust. Wie umgehen mit der Unverfügbarkeit, die in jeder Begegnung wohnt? Ein Essay von Svenja Flaßpöhler.
Werde ich meine Herkunft jemals los?
Herkunft stiftet Identität. Biografische Wurzeln geben uns Halt und Sinn. Gleichzeitig beschränkt die Herkunft unsere Freiheit, ist gar der Grund für Diskriminierung, Enge und Depression. Die großen Denker der Moderne waren sich daher einig: Löse dich von den Fesseln der Herkunft! Werde du selbst, indem du mit deinem Erbe brichst! Peter Sloterdijk legt dar, weshalb diese Form der Herkunftsverleugnung die eigentliche Ursünde der Moderne darstellt. Für Reyhan Şahin ist das Bestreben, die eigene Herkunft loszuwerden, vor allem eines: typisch deutsch. Und Svenja Flaßpöhler argumentiert: Nur wer sich seiner Herkunft stellt, muss sie nicht wiederholen. Was also tun mit der eigenen Herkunft: akzeptieren, transformieren – sie ein für alle Mal hinter sich lassen?
Gerichtsmediziner Philippe Boxho: „Ich bin die letzte Chance für einen Toten, sich bei den Lebenden Gehör zu verschaffen“
Die Arbeit eines Gerichtsmediziners ist philosophischer, als es im ersten Moment scheint: Der belgische Rechtsmediziner Philippe Boxho erklärt, wie sich Absichten in Organen materialisieren, weshalb die Wahrheit schwerer wiegt als der Wunsch der Verstorbenen und warum Menschen sich gegenseitig töten.
Stanley Cavell: „Der Kampf zwischen Hoffnung und Verzweiflung motiviert das Denken“
Stanley Cavell gehörte zu den einflussreichsten amerikanischen Philosophen der Gegenwart. Abseits von den traditionellen Wegen beruht sein Werk auf den Arbeiten Wittgensteins, dem Theater Shakespeares und Hollywoodkomödien. Als Suche nach dem Alltäglichen schlägt seine Philosophie eine Neubegründung des Skeptizismus vor, der sich mehr an der Erfahrung als an der Erkenntnis orientiert. Am 19.06.2018 ist Stanley Cavell im Alter von 91 Jahren verstorben. Aus diesem traurigen Anlass veröffentlichen wir dieses 2012 geführte Interview das erste Mal in deutscher Übersetzung.