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Bild: Mika Baumeister (Unsplash)

Essay

Zu viel Gerede

Ian Bogost veröffentlicht am 16 Dezember 2021 12 min

Die Diskussionen auf Facebook, Twitter und Co. sind oft von Missgunst, Hass und Häme geprägt. Daran werden auch einzelne technische Neuerungen oder sogar die Zerschlagung von Tech-Konzernen nichts ändern. Es hilft nur, an die Wurzel allen Übels zu gehen: Es braucht eine Beschränkung unserer Online-Kontakte.

 

Ihr Sozialleben hat eine biologische Grenze: 150. Das ist die sogenannte Dunbar-Zahl. Die Zahl von Menschen also, mit denen Sie bedeutungsvolle Beziehungen führen können, die der britische Psychologe Robin Dunbar vor drei Jahrzehnten vorschlug. Wann ist eine Beziehung bedeutungsvoll? Dunbar gab der New York Times eine griffige Antwort: Gemeint sind „jene Menschen, die man gut genug kennt, um sie zu grüßen, ohne dass es einem peinlich ist, wenn man ihnen in einer Flughafen-Lounge begegnet“. Dunbars Konstrukt beschreibt Beziehungen nach verschiedenen Ebenen der Intimität. Wir können davon ausgehen, dass wir bis zu 150 produktive Bindungen entwickeln, aber unsere intimsten und damit engsten Beziehungen haben wir nur zu fünf bis fünfzehn sehr nahen Freunden. Wir können viel größere Netzwerke aufrechterhalten, aber nur mit Abstrichen bei der Qualität oder Aufrichtigkeit dieser Verbindungen – die meisten Menschen bewegen sich in viel kleineren sozialen Kreisen.

Einige Kritiker haben Dunbars Schlussfolgerung infrage gestellt und sie als deterministisch und sogar magisch bezeichnet. Dennoch ist seine grundsätzliche Idee intuitiv einsichtig und hat sich durchgesetzt. Betrachten wir allerdings den vorherrschenden Ort des modernen sozialen Lebens – soziale Netzwerke –, so folgt man hier allem Möglichen, nur nicht Dunbars Prämisse. Im digitalen Leben dreht sich alles um die Maximierung der Quantität von Verbindungen, ohne dass die Qualität eine Rolle spielte. Im Internet ist eine Beziehung bedeutungsvoll, wenn sie Ablenkung oder Nutzen bietet, nicht wenn man Geheimnisse preisgibt und Unterstützung anbietet.

Im Internet läuft vieles schief, aber das meiste läuft auf dieses eine Problem hinaus: Wir reden alle ständig miteinander. Bevor es Online-Tools gab, sprachen wir weniger häufig und mit weniger Menschen. Die durchschnittliche Person führte eine Handvoll Gespräche pro Tag, und die größte Gruppe, vor der sie sprach, war vielleicht eine Hochzeitsgesellschaft oder eine Firmenversammlung, höchstens ein paar Hundert Personen. Vielleicht wurde ihre Äußerung aufgezeichnet, aber es gab nur wenige Mechanismen, um sie weltweit zu verstärken.

Online-Medien bieten jedem Menschen Zugang zu Kommunikationskanälen, die früher dem Big Business vorbehalten waren. Beginnend mit dem World Wide Web in den 1990er-Jahren, über nutzergenerierte Inhalte in den Nullerjahren bis hin zu den sozialen Medien in den 2010er-Jahren hat sich die Kontrolle über den öffentlichen Diskurs verlagert von Medienorganisationen, Regierungen und Unternehmen hin zum Durchschnittsbürger. Endlich konnten Menschen Texte, Bilder, Videos und anderes Material veröffentlichen, ohne vorher die Zustimmung von Verlegern oder Rundfunkanstalten einzuholen. Ideen verbreiteten sich frei über Grenzen hinweg.

Und so bekamen wir auch eine toxische Müllhalde. Die Leichtigkeit, mit der Verbindungen hergestellt werden können – sowie der Umstand, dass es in den sozialen Medien keine Unterscheidung zwischen engen Freunden, Bekannten oder sogar Fremden gibt –, bedeutet, dass jeder Beitrag erfolgreich an die schlimmsten Ängste der Menschen appellieren und normale Leute in Radikale verwandeln kann. So beeinflusste YouTube den Schützen von Christchurch, so mobilisierten Verschwörungstheoretiker die Trump-Anhänger zur Erstürmung des Kapitols. Wenn wir das Alltagsleben betrachten, so sehen wir, wie betrügerische Spam-Nachrichten auf Facebook Ihre Mutter übers Ohr hauen, unbedachte Tweets das Leben von Menschen ruinieren, wie soziale Medien das Leben im Allgemeinen brüchig, schrill und feindselig gemacht haben. Es ist längst an der Zeit, eine grundlegende Prämisse des digitalen Lebens zu hinterfragen: Könnte es sein, dass Menschen gar nicht fähig sind, mit so vielen Leuten so viel und so häufig zu sprechen?

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