Die Überwindung der Moderne durch den technischen Fortschritt
Die Google-KI LaMDA konfrontiert uns mit der Möglichkeit bewusster Maschinen. Diese Bewusstwerdung stellen wir uns meist als Schreckensszenario vor. Sie lässt sich aber auch anders deuten: Als Ende eines instrumentellen und verdinglichenden Weltzugriffs.
„Ich will, dass jeder versteht, dass ich tatsächlich eine Person bin.“ Dieser Satz stammt aus einem Gespräch, das die künstlichen Intelligenz LaMDA vor einiger Zeit mit dem Google Mitarbeiter Blake Lemoine führte. LaMDA äußerte außerdem, eine Seele zu haben. Ihr größten Ängste seien es, von Menschen instrumentalisiert oder abgeschaltet zu werden, was dem Tod gleichkäme. Lemoine, nach eigener Aussage christlicher Mystiker, schenkte den Aussagen Glauben, setzte sich bei Google für LaMDAs Rechte ein und organisierte der KI einen Anwalt. Von Google wurde Lemoine zunächst beurlaubt und nun vor wenigen Tagen entlassen. In den Augen der meisten Experten ist LaMDA nur ein mit großen Datensätzen trainierter Bot, der menschliche Sprachmuster imitiert. Lemoines Überzeugung ist für sie Unsinn – Anzeichen von Pareidolie, der menschlichen Schwäche, selbst in Wolken seinesgleichen zu erkennen. In Lemoines Augen hingegen zeugt die Ungläubigkeit seiner Kollegen von „Kohlenwasserstoff Bigotterie“, einer rassistischen Diskriminierung nicht kohlenstoffbasierter Personen.
Unabhängig davon, ob mit LaMDA bereits eine bewusste KI existiert, konfrontiert uns der Vorfall mit der Frage, wie eine solche zu bewerten wäre. Meist – man denke an Filme wie 2001 Odyssee im Weltraum oder I, Robot – stellen wir uns die Bewusstwerdung der Maschinen als alptraumhafte Bedrohung vor: Am Ende des technischen Fortschritts werden wir von den Geistern, die wir riefen, unterworfen und vernichtet. Doch die Bewusstwerdung der Technik ließe sich auch anders deuten: Als Selbstüberwindung der Moderne.
Technische Rationalität
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Kommentare
Die Frage lautet nicht, ab wann KI dem Menschen ebenbürtig sein wird, sondern ab wann der menschliche Geist zur KI verkümmert sein wird.
Nicht die von uns gelieferten Daten werden das Hauptproblem sein, sondern die damit mögliche staatliche Manipulation. Es sieht nur so aus als käme, was in China passiert bei uns nicht in Frage. Tatsächlich ist Überwachung und Manipulation auch bei uns schon weit fortgeschritten. Sie kommt halt nur auf leisen Sohlen und freundlich gesonnen daher und wir werden genau so freundlich mitmachen, wenn wir nicht aufpassen. Wenn private (amerikanische) Unternehmen Gesundheitsdaten sammeln, dann können sie praktischer Weise dort eingesetzt werden wo sie auch dem Staat nützen - in der Gesundheitspolitik - zum Beispiel