Donna Haraway: „Wir müssen lernen, mit dem Mehr-als-Menschlichen in Kontakt zu treten“
Donna Haraway ist eine der einflussreichsten und innovativsten Philosophinnen unserer Zeit. Ihr feministisch-ökologisches Denken bewegt sich zwischen Thomas von Aquin, Evolutionstheorie, Science-Fiction und Hundetraining. Eine Begegnung unter Bäumen.
In dem Dorf Hurigny im Mâconnais findet jedes Jahr das Festival La Manufacture d’idées statt. Dieses Mal ist die berühmte US-amerikanische Philosophin Donna Haraway eingeladen. Ich reise mit meinem Sohn nach Hurigny, um mit Haraway über ihr Werk zu sprechen, in dem sich die Kategorien Technologie, Geschlecht und Ökologie kreativ kreuzen und verbinden. Das Gespräch findet in dem wunderschönen Park statt, der das kleine Schloss umgibt. Unter einer Linde, abseits des Publikums, das herbeigeströmt ist, um sie zu hören, nehmen wir Platz. Mein Sohn wird hinterher sagen, dass er noch nie eine Frau getroffen hat, die so lustig, radikal und ehrlich zugleich ist.
Frau Haraway, wie sind Sie zur Philosophie gekommen?
Schon als Mädchen habe ich mich mit dem Katholizismus und mit Glaubensfragen herumgeschlagen. Ich hatte einen befreundeten Beichtvater, einen Jesuiten, der mir empfahl, den Heiligen Thomas zu lesen. Damals war ich 13 Jahre alt. Natürlich habe ich nicht alles in der Summa theologica verstanden. Aber die Frage nach dem natürlichen Gesetz und der Freiheit faszinierte mich. Danach las ich französische katholische Philosophen wie Jacques Maritain. Später an der Universität hatte ich sehr gute Lehrer, darunter J. Glenn Gray, ein Freund von Hannah Arendt, durch den ich Phänomenologie und Existenzialismus kennenlernte, und Jane Cauvel, bei der ich eine Einführung in die Philosophie der Kunst und in den Buddhismus erhielt. Die Philosophie wurde also zur Schnittstelle zwischen meinem Glauben und meinem Lesestoff. Ich las viel zu viel. Meine beiden Hauptbeschäftigungen damals waren: Philosophie lesen und Basketball spielen!
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