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Bild: © Brooke DiDonato/Agence VU/Laif

Essay

Hermeneutische Liebeskunst

Svenja Flasspoehler veröffentlicht am 10 November 2022 4 min

Das Rätsel im anderen zu bewahren, gilt als Voraussetzung gelingender Liebe. Aber stimmt das? Plädoyer für eine Erotik des Verstehens.

 

Auch in der Philosophie gibt es Irrtümer. Ein Beispiel: Dass man dem anderen sein Geheimnis lassen, ihn sich als Rätsel bewahren solle, und zwar vor allem dann, wenn man ihn liebt. Dieser Irrtum schwingt etwa bei Jean-Paul Sartre mit, wenn er den verdinglichenden „Blick“ beschreibt, der einen Menschen unweigerlich zum Objekt macht; so als dürfe man nicht allzu genau hinschauen, weil man ihn respektive die Liebe sonst tötet. Im Werk von Emmanuel Lévinas wird dieser Gedanke zum Programm, die Rätselhaftigkeit des anderen gewinnt regelrecht religiöse Züge: Es gelte, den anderen in seiner Andersartigkeit zu belassen, diese nicht anzutasten. Wer versuche, sein geliebtes Gegenüber zu verstehen, unterwerfe es eigenen Kategorien und lösche so die Andersartigkeit im anderen.

Zugegeben, die Beobachtung ist natürlich nicht ganz falsch. Der Wille zu verstehen kann auch und gerade in Liebesbeziehungen einer regelrecht pornografischen Logik gehorchen: Der andere wird, wenn man es zu weit treibt, verdinglicht, indem man ihn ausleuchtet bis in die letzte Ritze seines Seins. Was er sagt und tut, wird sofort ins grelle Licht gezerrt und eingeordnet in bestimmte Raster, weil man seine Andersheit schlicht nicht erträgt, sie gar als Bedrohung empfindet. Nichts, keine Reaktion, kein Gefühl des anderen darf im Dunkeln, ohne Erklärung bleiben. Alles muss zurückgeführt werden auf eine Ursache, ein gestörtes Verhältnis zur Mutter, eine komplizierte Geburt, unterdrückte Aggressionen … So wirkt das Verstehen wie ein Abwehrzauber gegen Verlustängste: Indem man den anderen bis ins Letzte zu kennen glaubt, meint man, sich vor unangenehmen Überraschungen zu schützen. Im Zweifelsfall hat man es kommen sehen – besser als nichts. Die Verdinglichung des anderen zu einem kontrollierbaren Objekt, dessen Handlungen antizipierbar sind, geht automatisch mit seiner Abwertung und, spiegelbildlich, einer Aufwertung des eigenen Ich einher: Im Zuge des Verstehensprozesses werden Gründe und Beweise herausgearbeitet für die Untermauerung der (bequemen) Annahme, dass der andere die pathologische Abweichung ist – und nicht man selbst. Ob es das Verhältnis zur Arbeit ist oder die Art, die Klopapierrolle aufzuhängen: Das Maß aller Dinge ist das eigene Ich, an das sich der andere zu assimilieren hat, wenn Streit zukünftig vermieden werden soll.

 

Lustvolle Transgression

 

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Kommentare

Alexander | Samstag, 19. November 2022 - 17:56

Ich versteh dich, damit du anfängst dich als historischer Materialist lustvoll selbst zu erkennen? Einen so philosophisch-pädagogischen Zweck mit dem Verstehen zu verfolgen darf natürlich auch sein.
Verstehen ist mir wichtig, weil es im Konflikt Schuld und Ausschluß durch Sym-pathos und Gemeinschaft ersetzt. Den Anderen Kennen ersetzt Getrenntsein des Bewusstseins durch Einheit des Bewußtseins, Fremdheit durch Liebe. Deshalb kann nicht wahrgenommen und verstanden zu werden als verletzend empfunden werden.

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