Kleine Herrlichkeiten in großer Katastrophe
Der neue Film von Georg Maas zeigt die Liebe zwischen Franz Kafka und Dora Diamant als machtvolles Aufbäumen der Winzigkeiten.
Es ist Sommer an der Ostsee. Dora Diamant ist Mitte zwanzig und stinkgenervt von ihren jüdisch-orthodoxen Eltern, weshalb sie die heißen Monate in einem Ferienhaus am Meer verbringt, um dort Kinder aus der Hauptstadt zu hüten. In diesem Modus freiwilliger Verantwortung, barfüßiger Nachmittage am Strand und sich mehrender Sommersprossen sieht sie eines Tages einen elegant in Schwarz gekleideten Mann den Strand entlanggehen. Er wird sich als „Doktor Franz Kafka“ herausstellen, der in der nahe gelegenen „Pension Glückauf“ nach Linderung für sein chronisches Lungenleiden sucht. Die beiden verlieben sich und Dora wird ihm ein Jahr ihres jungen Lebens schenken. Er ihr – selbstverständlich ohne, dass es beide zu diesem Zeitpunkt ahnen können – sein letztes.
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Weitere Artikel
Die neue Sonderausgabe: Der unendliche Kafka
Auch hundert Jahre nach seinem Tod beschäftigt und berührt Franz Kafka. Fast unendlich erscheint der Interpretationsraum, den sein Werk eröffnet.
Der philosophischen Nachwelt hat Kafka einen Schatz hinterlassen. Von Walter Benjamin und Theodor Adorno über Hannah Arendt und Albert Camus bis hin zu Giorgio Agamben, Gilles Deleuze und Judith Butler ist Kafka eine zentrale Referenz der Philosophie. Überlädt man ihn damit zu Unrecht mit posthumen Deutungen? Vielleicht. Sein Werk lässt sich aber auch als Einladung lesen, seine Rätselwelt zu ergründen und im Denken dort anzuknüpfen, wo er die Tür weit offen gelassen hat.
Hier geht's zur umfangreichen Heftvorschau!

„Reflet dans un Diamant Mort“ – Dekonstruktion der Männlichkeit
Hélène Cattets Berlinale-Beitrag Reflet dans un Diamant Mort zeigt das Ringen eines Ex-Spions mit seiner Vergangenheit, während eine mysteriöse Frau überholte Männlichkeitsideale brutal erschüttert. Surreale Rückblenden, Action und historische Anspielungen machen den Film zu einem sehenswerten Psychogramm (fast) vergangener Tage.

Theatrale Reue
Für den Völkermord in Namibia durch deutsche Kolonialtruppen bat Außenminister Heiko Maas nun mehr als ein Jahrhundert später offiziell um Vergebung. Eine hochproblematische Geste, die das Wesen der Vergebung sträflich verfehlt, meint Nora Bossong.

Virologischer Egalitarismus
Heiko Maas (SPD) forderte jüngst die Aufhebung von Beschränkungen für Corona-Geimpfte und erntete damit viel Ablehnung. Zu Unrecht, argumentiert der Philosoph Arnd Pollmann. Wer angesichts dieses Vorschlags von einer „Zweiklassengesellschaft“ spricht, hat vergessen, dass wir in Zeiten massiver Grundrechtseinschränkungen leben.

Wie echt sind falsche Diamanten?
Eines der weltweit größten Schmuckunternehmen hat angekündigt, künftig nur noch synthetisch hergestellte Diamanten zu vertreiben. Schließlich seien diese von vergleichbarer Reinheit, dafür aber umweltschonender. Doch sind sie damit auch „echt“? Der Philosoph Baruch de Spinoza kann weiterhelfen.

Dora Russell, eine unerschrockene Kritikerin des Patriarchats
Was heißt es, dass das „Private politisch ist“? Schon lange bevor dieser Satz zum Slogan wurde, verkörperte ihn Dora Russell in Werk und Leben. Millay Hyatt erinnert an den unerschrockenen Blick einer Feministin, die zu oft im Schatten ihres Mannes verschwindet.

Rüdiger Safranski: „Kafka pflegt einen Absolutismus der Literatur“
Existenzielle Schuldgefühle plagten Kafka, der heute vor 100 Jahren gestorben ist. Ihr Ursprung, meint Rüdiger Safranski, liegt im Konflikt zwischen Leben und Schreiben. Im Gespräch erläutert er, wie Kafka beide Pole fast versöhnt und was seine Texte philosophisch so ergiebig macht.

Kafka als Zeichner
Franz Kafka schrieb nicht nur Weltliteratur, wie ein Band mit seinen Zeichnungen enthüllt. In diesen Werken zeigt sich der Humor des großen Schriftstellers. Dieser Text ist zuerst bei Monopol erschienen.
