Gibt es die Guten und die Bösen?
Nr. 75 - April/Mai 2024
Durch moralische Abwertung werden Debatten vergiftet. Wer aber von den Kategorien Gut und Böse absieht, läuft Gefahr zu relativieren, gar zu verharmlosen. Was also tun, wenn Einzelne oder Gruppen ganz anderen Werten folgen?
Alle Texte in der Übersicht
Arena
Schaukelnde Ordnung
In Miami ist das größte Kreuzfahrtschiff der Welt in See gestochen, das sich mit Foucault als Ort verstehen lässt, der viel über unsere Gesellschaft verrät.

Rückwärts leben
Sprünge durch die Zeit, so das Ergebnis einer Cambridge-Studie, sind durch simulierte Zeitschleifen möglich – Erfolgsquote: 25 Prozent.

Impeachment ohne Amt
Über 1,3 Millionen Menschen haben bereits einen Aufruf unterzeichnet, Björn Höcke auf der Grundlage des 18. Artikels des Grundgesetzes seine Grundrechte zu entziehen. Der Rechtswissenschaftler Florian Meinel erläutert, wie sinnvoll der Vorstoß ist.

Mirna Funk: „Es geht darum, einander ausschließende Narrative zeitgleich zu dulden“
Was lehrt uns die jüdische Geistesgeschichte über eine gute Streitkultur? Die Autorin Mirna Funk zu ideologiefreiem Denken.

Weder Kapitalist noch Arbeiter
Die Bauernproteste sollen von Rechten unterwandert sein. An Karl Marx’ Überlegungen zur Bauernfrage zeigt sich, dass es ihre einzigartige Position ist, die sie zu einem streitbaren Subjekt macht.

Wie regieren in Zeiten des Umbruchs?
Die Umfragewerte des Kanzlers sind schlecht. Gleichzeitig erlebt die AfD einen Höhenflug. Für Juli Zeh ist diese Entwicklung auch das Resultat eines Entfremdungsprozesses zwischen Bürgern und ihren Repräsentanten. Ein Gespräch über falsche Kümmerer-Mentalität und Optimismus in dunklen Zeiten.

Schluss mit Talent
Talentierte Menschen verdienen besser, ernten mehr Anerkennung und verkörpern das innerste Prinzip der Leistungsgesellschaft. Doch handelt es sich bei näherem Hinsehen um ein unhaltbares Konzept, das nicht nur ungerecht ist, sondern auch Individuen in die Verzweiflung treibt. Höchste Zeit, es abzuschaffen.

Protest für die Normalität
Auf Deutschlands Straßen regt sich Widerstand gegen Remigrationspläne und andere menschenrechtsverletzende Vorhaben der AfD. Das ist gut so. Und doch wird bei genauem Hinsehen für das Falsche gekämpft, meint unsere Kolumnistin Eva von Redecker.

Leben
Sehnsucht nach Glitzer
Die Nullerjahre sind zurück und erinnern an unbeschwerte Friedenszeiten. Aber warum schwelgt gerade die Generation Z in Nostalgie für ein Jahrzehnt, an das sie selbst keine Erinnerungen hat?

Spiegelnder Paternalismus
Wer morgens in den Spiegel schaut, will sich eigentlich nur vergewissern: Da bin ich noch und sehe nicht müder aus als gestern.

Delulu
Wenn Klimakrise und Pubertät zusammenfallen, hilft nur noch eins: Man muss sich das Leben schöner träumen, als es ist.

Die Sache mit der Rudermaschine
Gute Vorsätze verlaufen oft im Sande. So wird das Heimsportgerät schnell zum Mahnmal für die Tücke gegenwärtiger Subjektivität.

Peter Sloterdijk: „Das Leben ist eine autodidaktische Angelegenheit“
Das Werk von Peter Sloterdijk, der heute 77 wird, ist schier unüberschaubar. In seinem Buch Zeilen und Tage III schlägt er vor, es vom Thema des Geborenwerdens her zu begreifen. Ein Gespräch über das Drama der Existenz, Urschreitherapie und die Ambivalenz der Vaterlosigkeit.

Ist es gut, die Kontrolle abzugeben?
Kontrollverlust kann Hingabe und Ekstase, aber auch Angst und Überwältigung bedeuten. Drei philosophische Klärungsversuche.

Dossier: Gibt es die Guten und die Bösen?
Freund und Feind
Die gegenwärtige Debattenlage zeigt: Der Feind ist wieder da. Und damit auch der Vernichtungswunsch. Ein Deutungsversuch des Zeitgeists mit Carl Schmitt.

Meine Toleranzgrenze
Die Zuschreibung des Bösen liegt nahe, sobald ein Gegenüber sich an Werten orientiert, die man selbst für problematisch oder gar gefährlich hält. Fünf Menschen erzählen.

Die Natur des Bösen
Die Frage, wie das Böse in die Welt kommt, hat Philosophen seit jeher beschäftigt. Steckt Absicht dahinter oder Arglosigkeit? Können wir es überhaupt restlos verstehen? Und führt es vielleicht unwillentlich zum Guten? Sechs Interpretationen von Platon bis Arendt.

Das Böse als ethische Kategorie
Die grauenvollsten Verbrechen werden menschheitsgeschichtlich als notwendig im Dienste des Guten legitimiert – und zwar bis heute. So berührt sich das Böse mit dem moralischen Gesetz in uns, das uns Kant zufolge auferlegt, selbst zu bestimmen, worin unsere Pflicht besteht. Die Folgen dieser Autonomie können teuflisch sein. Die Verantwortung für unser Handeln aber tragen wir allein.

Übertreiben wir es mit der Moral?
Von einem Diskurs jenseits von Gut und Böse sind wir heute weit entfernt. Ehemals privilegierte Identitäten werden häufig als toxisch kritisiert. Braucht es die Rede von Privilegierten und Marginalisierten, von Patriarchat und White Privilege, um Diskriminierung zu bekämpfen und Fortschritt zu erzielen? Oder steht Identitätspolitik dem Ziel der Gleichheit entgegen? Der Philosoph Philipp Hübl, dessen Buch „Moralspektakel“ am 24. April bei Siedler erscheint, und die Politologin Emilia Roig diskutieren.

Klassiker
Paul Feyerabend und die Wissenschaftskritik
Für Paul Feyerabend ähnelt Wissenschaftsentwicklung, so seine provokant ironische Zuspitzung, den wechselvollen Trends der Kunst. Gerade heute hat uns seine Philosophie des „anything goes“ Wesentliches zu sagen. Sie weist uns einen Weg zwischen Expertokratie und Faktenleugnung.

Martin Buber und das Ich
Was verbirgt sich hinter dem Wort „Ich“? Martin Buber schreibt, es gebe das Ich nie in einer abgeschlossenen Form, sondern immer nur in einer „Ich Du“ oder „Ich Es“ Beziehung. Hier eine Interpretationshilfe.

Salon
Raum und Sein
Katharina Kollmann alias Nichtseattle zimmert mit ihrem neuen Album Haus an einem Unterschlupf für das Dasein.

Kleine Herrlichkeiten in großer Katastrophe
Der neue Film von Georg Maas zeigt die Liebe zwischen Franz Kafka und Dora Diamant als machtvolles Aufbäumen der Winzigkeiten.

Erleuchtendes Perpetuum mobile
Anlässlich seines 92. Geburtstags eröffnet in Alexander Kluges Heimatstadt Halberstadt die Sonderausstellung „Enlightenment“, in der Kluge über die Schattenseiten der Moderne nachdenkt.

Prinzip der guten Nachbarschaft
Der Podcast Des Pudels Kern verfährt alles andere als zentriert. Gerade das Nebeneinander disparater Wissensgebiete führt die Hörer zum Wesentlichen.

Bücher
Vom Anfang und Ende des Bewusstseins
In seiner Philosophie der Zwecklosigkeit lässt Michael Hampe den Druck des Nützlichen verschwinden – und findet zu eindrucksvollen Sprachbildern.

Mensch und Müll
In drei neuen Büchern untersuchen Nikolaj Schultz, Roman Köster und Oliver Schlaudt, wie unser Abfall unser Denken prägt – und umgekehrt. Sicher ist: Eine Lebensweise, die ihre Hinterlassenschaften verdrängt, riskiert den Kollaps.

Der weltweise Praktiker
Drei Neuerscheinungen erkennen in Immanuel Kant einen höchst relevanten Denker für die intellektuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart. Eine Jubiläumslektüre.

Finale
Phil.Kids (03/24)
Kleine Menschen wissen oft mehr als große. Wir fragen, Kinder antworten.
