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Bilder: Manfred Segerer (Imago); Sophie Brand; Emmanuele Contini (Imago); Gene Glover/Agentur Focus; dts Nachrichtenagentur (Imago)

Impuls

Parteinahme im Angesicht der Ohnmacht

Rime Abd Al Majeed, Simon Gurisch, Hannah Sabrina Hübner und André Möller veröffentlicht am 09 April 2025 4 min

Viele Kritische Theoretikerinnen und Theoretiker bekennen sich zur Linkspartei. Ist das eine Linkswende? Ein Zeichen von Orientierungslosigkeit? Nein, es geschieht aus Ohnmacht. Teil drei unserer Debatte über Kritische Theorie und Praxisdurst. 

 

Der Wahlaufruf Wissenschaft wählt die Linke von führenden Köpfen zeitgenössischer Kritischer Theorie hat für Aufsehen gesorgt. So hat sich Moritz Rudolph im Philosophie Magazin gefragt, inwiefern diese Parteinahme auf die Tradition Kritischer Theorie zurückführbar ist. Rudolph vertritt die These, dass die von ihm als „Hausgötter“ apostrophierten Adorno und Horkheimer das Band zwischen Theorie und Praxis zerschnitten hätten. Entgegen Marcuse, der im entfernten Kalifornien saß und auf der Verbindung von Theorie und Praxis beharrt habe, hätten die Frankfurter dem politischen Aktivismus abgeschworen: „Nun gab es zwei Linien der Kritischen Theorie, die sich nach dem Krieg immer weiter voneinander entfernten: Eine links-aktivistische und eine bürgerlich-kontemplative“, schreibt Rudolph. Dieses vermeintlich fehlende politische Engagement Adornos spiegelt sich für Rudolph auch in der Tatsache wider, dass Adornos Werk offen für Aneignungen aus dem rechten politischen Spektrum sei. Gerade in den USA fänden sich viele „Rechtsausreißer“. Die Positionierung, die mit dem Wahlaufruf einhergeht, sei dementsprechend ein Indiz dafür, dass die betreffenden Kritischen Theoretiker:innen in Deutschland eine Linkswende vollzögen, über die „sich Adorno und Horkheimer verwundert die Augen gerieben hätten“.

Darauf hinzuweisen, dass Rudolphs Rekonstruktion der Politizität Adornos und Horkheimers undifferenziert ist und nicht das volle Bild abdeckt, ist die Leistung der Replik von Frederik R. Heinz. In seinem Beitrag zeigt er auf, dass das Frankfurter Institut für Sozialforschung, nachdem es vor dem Krieg „eine Art Think Tank für die Kommunistische Partei“ gewesen sei, auch nach dem Zweiten Weltkrieg dem Marxismus verschrieben blieb. Dieser sollte jedoch „nicht hinter die fortgeschrittenste Kultur“ zurückfallen und dementsprechend an die konkrete historische Situation angepasst werden. Vor allem trifft Heinz den entscheidenden Punkt, dass „das Auseinanderfallen von Theorie und Praxis keine dogmatische Setzung kritischer Theoretiker, sondern eine schmerzhaft-kritische Bestandsaufnahme“ war, die die Ermordung sozialistischer Kräfte in deutschen Vernichtungslagern konsequent in Rechnung stellt. Dies ist die materielle Wahrheit der Kritischen Theorie: das Eingedenken der Ohnmacht.

Beide Stellungnahmen verraten sich allerdings durch ihre Sprache: Einerseits die Apotheose der Vordenker („Hausgötter“, „Könige“), andererseits die Charakterisierung der Kritischen Theorie als Denkfabrik („Think Tank“, „Unternehmen“). Schwerer wiegt jedoch ihre auf Dualismen abstellende Argumentationsstrategie: Theorie versus Praxis, Elfenbeinturm versus Straße, marxistische Kaderpartei versus Bewegung, oder Aktivismus versus Ohnmacht. Entgegen dieser Dichotomien verlangt die Kritische Theorie unseres Erachtens die entschiedene „Parteinahme für die Residuen von Freiheit, für Tendenzen zur realen Humanität, selbst wenn sie angesichts des großen historischen Zuges ohnmächtig scheinen.“ Also nicht nur Eingedenken, sondern: Parteinahme im Angesicht der Ohnmacht!

Es ist schön und gut, und sicherlich auch von historischem Interesse, zu rekonstruieren, welche Kontinuitäten bzw. Diskontinuitäten aktuelle Theoriebildungen mit ihren Vorgängern verbindet. Aber ist die Frage, die mit dieser Beschäftigung einhergeht, nicht schon von vornherein falsch gestellt? Der Wahlaufruf fordert nicht zur sozialistischen Revolution auf. Er besteht eigentlich aus kaum mehr als klassischen, alten sozialdemokratischen Forderungen, die nur in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Verhältnisse radikal zu sein scheinen. Vor diesem Hintergrund ist Rudolphs Beschäftigung mit dem sogenannten „Linksdrall“ der heutigen Kritischen Theorie eine Halluzination. Der neue alte Rechtsradikalismus steht vor der Tür, auch in Deutschland, und einer Gruppe kritischer Akademiker:innen, die bei weitem nicht die Mehrheit oder den Mainstream an den deutschen Philosophie-Instituten stellt, gelingt es tatsächlich, für eine Parteinahme zusammenzukommen. Und das trotz Orientierungslosigkeit, die objektive Tatsache ist, und ohne auf den Messias einer neuen Arbeiter:innenpartei zu warten.

Vor diesem Hintergrund ist es hilfreich, kurz daran zu erinnern, wie die Kritische Theorie mit dieser Orientierungslosigkeit umgegangen ist. So entwickelt Adorno keine Theorie über Aspekte des neuen Rechtsradikalismus als Einspruch gegen die „falsche Praxis“. Er folgt im Frühjahr 1967 der Einladung des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs, um sie gerade in ihrer politischen Praxis zu unterstützen. Das ist praktische Solidarität des Intellektuellen, um der Praxis willen. Erziehung nach Auschwitz ist keine Phrase aus dem Elfenbeinturm, kein Re-Education-Program für die deutschen Studierenden, sondern ein vorsichtig tastender Versuch, an der Notwendigkeit von Praxis festzuhalten und sie praktisch zu erproben. Wenn wir uns an Adornos Vortrag in Wien erinnern, dann tun wir das nicht um der Heiligsprechung, sondern der Profanierung willen. Profanieren heißt: In den Gebrauch überführen. Denn kritisches Denken wird nicht nur durch den offenen Widerspruch bedroht, sondern auch durch Schaffung harmloser Götzen im Pantheon der Philosophie. Weder der Aufruf einer Handvoll Professor:innen für die Wahl einer Partei noch ihr überraschend gutes Abschneiden bei der Wahl, können über unsere Ohnmacht hinwegtäuschen. Der Wahlaufruf bezeugt vielmehr diese Ohnmacht erst. Der vielfache Zuspruch der Studierenden hingegen bezeugt gleichfalls die Möglichkeit von Praxis im Angesicht dieser Ohnmacht. Das ist aber nur ein erster, tastender Schritt. •

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