Zahlen aus dem Jahr
Einige Zahlen haben in dem nun endenden Jahr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sechs davon haben wir für unsere Hefte ausgewählt und jeweils mit Deutungen versehen. Ein Rückblick.
872 000
So viele Menschen können in Deutschland allein von ihrem Vermögen leben. Erstaunlich für ein Land, in dem für viele andererseits der Ertrag ihrer Arbeit kaum zum Leben reicht. Da scheint es umso passender, dass Hegel den reichen Pöbel als noch verkommener beschreibt als den armen, weil Letzterer aus der Gesellschaft gedrängt wird, während Ersterer die Bande willentlich kappt.
10 Septillionen Jahre
So lange brauchen normale Computer für eine Rechnung, die der neue GoogleQuantenchip Willow in fünf Minuten durchführte. Für Google-Quantum-AI-Gründer Hartmut Neven ein Hinweis darauf, dass Willow sich Rechenleistung aus einem anderen Universum geborgt haben muss. Schließlich übersteige die Operation bekannte Zeitskalen in der Physik und das Alter des Universums bei Weitem.
2 %
des weltweiten Stromverbrauchs gehen auf Kryptowährungen und KI zurück. Forscher gehen davon aus, dass sich der Anteil sogar verdoppeln könnte. Das chinesische Unternehmen DeepSeek hat jetzt einen KI-Chatbot entwickelt, der viel umweltschonender sein soll. Aber reicht das? Oder müssen wir die KI künftig darauf ansetzen, dass sie ihr eigenes Energieproblem löst?
5 Millionen US-Dollar
So viel soll eine „Gold Card“ (auch „Trump Card“) kosten, die zu einem Aufenthalt in den USA berechtigt. Damit entwickelt Trump in der Debatte darüber, was eine Gesellschaft zusammenhält – Herkunft oder Zukunft –, eine dritte Position: Es ist das Vermögen, der Reichtum, auf dem die Vereinigten Millionäre von Amerika ihren Staat gründen.
25 000 Tonnen
So viel Gold besitzen indische Frauen, die auf Hochzeiten traditionell reich beschenkt werden. Das ist mehr als die Reserven der fünf goldreichsten Staaten zusammen. Für einen Finanzcrash sind Indiens Frauen daher bestens gewappnet, wie Börsen-Gurus bewundernd anerkennen. Manchmal sorgen Traditionen für das klügste Investment.
0
Im letzten Jahr gab es in Helsinki keine Verkehrstoten. Dieser Niedrigwert verdankt sich einem neuen Verkehrskonzept: Neben Tempo 30 wurden Straßen schmaler und mit Bäumen bepflanzt – was sie eigentlich gefährlicher machte. Doch die Autofahrer spürten das und fuhren vorsichtiger. Offenbar muss man manchmal Unsicherheit erzeugen, damit es sicherer wird. •
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Lexika aus dem Jahr
Einige Begriffe haben in dem nun endenden Jahr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sechs davon haben wir für unsere Hefte ausgewählt und jeweils mit Deutungen versehen. Ein Rückblick.
Peter Trawny: "Heideggers philosophisches Erbe steht auf dem Spiel"
„Schwarze Hefte“ nannte Heidegger Denktagebücher, die er ab 1931 führte. Lange geheim gehalten, werden sie nun veröffentlicht. Sie enthalten antisemitische Äußerungen, die eine Neubewertung der Heidegger'schen Philosophie erfordern. Gespräch mit Peter Trawny, dem Herausgeber der Hefte
Das Ideal der Intensität
Man kennt es aus Filmen und Romanen: Die Frage nach dem Lohn des Lebens stellt sich typischerweise erst im Rückblick. Als Abrechnung mit sich selbst und der Welt. Wenn das Dasein noch mal vor dem inneren Auge vorbeifliegt, wird biografisch Bilanz gezogen: Hat es sich gelohnt? War es das wert? Würde man alles wieder so machen? Dabei läge es viel näher, die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, nicht so lange aufzuschieben, bis es zu spät ist, sondern sie zum Gradmesser von Gegenwart und Zukunft zu machen. Zum einen, weil sie so gegen spätere Reuegefühle imprägniert. Wer sich darüber im Klaren ist, was das Leben wirklich lebenswert macht, wird gegenüber dem melancholischen Konjunktiv des „Hätte ich mal …“ zumindest ein wenig wetterfest. Zum anderen ist die Frage als solche viel dringlicher geworden: In dem Maße, wie traditionelle Bindungssysteme an Einfluss verloren haben, also etwa die Bedeutung von Religion, Nation und Familie geschwunden ist, hat sich der persönliche Sinndruck enorm erhöht. Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen, ja, die Mühen des Lebens überhaupt auf sich zu nehmen? Was genau ist es, das einem auch in schwierigen Zeiten Halt verleiht? Und am Ende wirklich zählt – gezählt haben wird?
Wer war Thomas Mann? Sechs philosophische Deutungen
Thomas Manns Romane und Erzählungen vereinen Realismus und Romantik, Humanismus und Sozialismus, Spielerei und Platonismus. Heute vor 150 Jahren wurde der Dichterphilosoph geboren.
Jetzt bist du gefragt! - Sechs Urszenen
Auf der Welt zu sein bedeutet, in der Verantwortung zu stehen: für das eigene Selbst, nächste Verwandte wie auch wildfremde Menschen. Sechs Urszenen, die zeigen, was das im Alltag bedeuten kann.
Mein Schmerz - Sechs Berichte
Der Umgang mit schwerer Schuld gehört zu den größten Herausforderungen der Existenz. Sechs Menschen berichten. Kommentiert von Fabian Bernhardt.
Die aufplatzenden Nähte der Welt
Für den Philosophen Mark Alizart markiert der Krieg in der Ukraine sechs Katastrophen, die nun gleichzeitig ausbrechen: Ressourcen- und Nahrungsmittelknappheit, stagnierende Industrie- und Dienstleistungsproduktion, Umweltverschmutzung und massive Vertreibung.
Susanne Schmetkamp über Empathie
Lebt es sich als emphatischer Mensch leichter? Warum ist der Begriff Empathie philosophisch interessant? Und welche anderen Denkerinnen und Denker haben sich mit ihm beschäftigt? Auf der diesjährigen phil.cologne sprachen wir mit Susanne Schmetkamp über Empathie. Susanne Schmetkamp ist Philosophin und leitet eine Forschungsgruppe zur Ästhetik und Ethik der Aufmerksamkeit an der Universität Fribourg (Schweiz). Ihre Forschungsgebiete sind ästhetische Erfahrung, Empathie, Aufmerksamkeit, Perspektivität, Film und Serien.