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Bild: © Guillaume Herbaut/VU/laif

Essay

Männer der Tat?

Theresa Schouwink veröffentlicht am 19 Mai 2022 4 min

Der Ukrainekrieg ruft eine überwunden geglaubte Vorstellung in Erinnerung: dass Einzelne vermögen, den Weltlauf entscheidend zu beeinflussen. In dieser Idee liegt auch eine Chance.

 

In den Zeitungen ist meist nicht von „Russlands“, sondern von „Putins“ Krieg die Rede. Handelt es sich hier um eine mediale Verzerrung, ungerechtfertigten Personenkult? Wer bestimmt den Verlauf der Geschichte? Eine heute wissenschaftlich in Verruf geratene, aber im 19. Jahrhundert beliebte Antwort lautet: große Männer. Dem schottischen Essayisten und Historiker Thomas Carlyle zufolge ist „die Universalgeschichte“ nichts anderes „als die Biografie großer Männer“. Diese seien die „Gestalter“ und „im weitesten Sinne Schöpfer von allem, was die allgemeine Masse der Menschen zu tun oder zu erreichen vermochte“. Neben Carlyle vertraten auch G. W. F. Hegel, Friedrich Nietzsche und Ralph Waldo Emerson Spielarten der sogenannten Great Men Theory. Paradigmatisches Beispiel eines großen Mannes ist für sie alle Napoleon, der im Zuge seiner Eroberungen für die Ausbreitung des modernen Rechtsstaats gesorgt und so ein neues Zeitalter eingeläutet habe. Obwohl sich die Ausführungen dieser Denker unterscheiden, könnte man die Grundzüge der Theorie wie folgt zusammenfassen: 1. Genialität: Bestimmte Individuen kommen bereits mit besonderen Charaktereigenschaften (etwa Entschlossenheit und Schaffensdrang) zur Welt. 2. Unangepasstheit: Diese Individuen halten sich nicht an das Übliche und Sittliche, sondern leben gemäß ihren eigenen Vorstellungen. 3. Zukunftssinn: Sie haben ein Gespür dafür, „was an der Zeit“ (Hegel), aber noch nicht realisiert ist. 4. Inkarnation: Die Individuen verfolgen egoistisch ihre eigenen Zwecke, doch ohne ihr Wissen verkörpert sich in ihnen eine allgemeine Kraft – etwa der Weltgeist, das Göttliche oder die Natur. 5. Ansteckung: Den herausragenden Individuen gelingt es, Anhänger um sich zu scharen.

Die antiegalitären, sexistischen und mystifizierenden Züge dieser Theorie sind offensichtlich. Sie hat deshalb immer wieder scharfe Kritik erfahren. In Wirklichkeit werde die Geschichte keineswegs von durch den Weltgeist oder Gott autorisierte Einzelne, sondern von überindividuellen Kräften bestimmt: Von Kollektiven, sozialen Strukturen, Institutionen, technischen Entwicklungen, Einflüssen der Natur und den Wechselwirkungen all dieser Faktoren. Bereits im 19. Jahrhundert entwickelt etwa Karl Marx eine der Great Men Theory entgegengesetzte Theorie, in der das Verhältnis von Produktivkräften (Technik) und Produktionsverhältnissen (Eigentumsbestimmungen) sowie die daraus entstehenden Klassenkämpfe die entscheidende Rolle spielen. Das „revolutionäre Subjekt“ ist für Marx kein Einzelner, sondern das gesamte Proletariat. Auch bedeutende Strömungen des 20. Jahrhunderts wie die französische Annales-Schule und der Poststrukturalismus lehnen die Great Men Theory von Grund auf ab. Diese Theorie, so ließe sich die Kritik zuspitzen, ist eigentlich eine kaum verhohlene Neuauflage christlicher Religion nach dem Tod Gottes: An die Stelle des Schöpfergottes treten „große Männer“, die ex nihilo historische Ereignisse schaffen, wofür ihnen Ruhm und Anbetung gebühren.

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Kommentare

Dr. phil. Wilfried Staiber | Mittwoch, 30. November 2022 - 10:19

Mein Wunschszenario: Bevölkerungsrückgang durch weltweite Geburtenregelung...kontrollierte totale Abrüstung... Verhinderung bzw. weltweite Nichtanerkennung und Sanktionierung von Diktaturen... stattdessen weltweit Erziehung zum Prinzip der Gegenseitigkeit...
Aber gegenwärtige Realität: Zunahme der Staaten mit meist maskulinen "Brusttrommlern" an der Spitze wie eh und je in der menschlichen Geschichte. Und in den Geschichtsbüchern werden die Massentöter auch noch als die "Großen" bezeichnet (z. B. Alexander mit schätzungsweise einer Million Opfer)... Wie wahrscheinlich ist es angesichts unserer menschlichen Geschichte, dass einzelne (männliche) Individuen als Anführer zum Wohle der Menschheit regieren???

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