Céline Spector: „Eine Solidarität aus Angst bringt Europa näher zusammen“
Stärkt der Krieg in der Ukraine die europäische Idee? Diese These vertritt Céline Spector, Professorin für Philosophie an der Sorbonne im Interview und erläutert die Kraft der „negativen Solidarität“.
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Rainer Forst: „Solidarität ist kein Wert an sich“
Durch Flaggen, Appelle oder Konzerte bekunden derzeit viele ihre Solidarität mit der Ukraine. Doch was ist Solidarität überhaupt? Der Philosoph Rainer Forst plädiert dafür, Solidarität auf der gemeinsamen Menschenwürde zu gründen, und mahnt, dass der Begriff als ideologische Fabrikation gerade in Kriegszeiten auch eine Gefahr sein kann.

Die neue Ausgabe: Was machen wir mit unseren Ängsten?
Angst lähmt. Wer sie empfindet, will sie schnell wieder loswerden. Doch was, wenn in der Angst eine Chance läge? Wie kann es gelingen, diesem negativen Gefühl ein produktives Potenzial abzuringen? Lässt sich Angst gar als Möglichkeit für eine freiere Existenz begreifen?
Hier geht's zur umfangreichen Heftvorschau!

Welche Idee der europäischen Einheit?
Der Ukrainekrieg hat die Einheit Europas durch eine Form von „negativer Solidarität“ gestärkt. Wichtig wäre jetzt allerdings, eine positive europäische Idee zu formulieren, die auf Frieden und Zusammenarbeit abzielt, meint Felicitas Holzer.

Flüchtlingskrise: Solidarität ohne Grenzen?
Der Bürgerkrieg in Syrien eskaliert immer stärker, die Lage in Afghanistan droht außer Kontrolle zu geraten und täglich machen sich Tausende Flüchtlinge auf den Weg in den Westen, vor allem nach Deutschland. Noch nie stand die Europäische Union vor einer derartigen Herausforderung. Ein Dialog über das Erbe der Aufklärung, europäische Identität und Verantwortung im Ausnahmezustand.
Seyla Benhabib: „Kyjiw könnte das Damaskus Europas werden“
Bereits eine Woche nach Kriegsausbruch sind rund eine Million Menschen aus der Ukraine geflohen. Die Philosophin Seyla Benhabib erläutert, warum sie Angst vor syrischen Verhältnissen hat und russische Raketen in Kants Geburtsstadt eine europäische Tragödie sind.

Die Illusion ideeller Kriegsführung
Wann ist es gerechtfertigt, dass Menschen in einem Krieg ihr Leben opfern? Angesichts der Diskussion um europäische Bodentruppen für die Ukraine ist das eine Frage, die zunehmend an Brisanz gewinnt. Für Carl Schmitt ist die Antwort klar: Ein Krieg kann nie ideell begründet werden, sondern nur existenziell.

Solidarität als Schafspelz – Warum rechte Solidarität mit Juden nichts wert ist
Seit dem Hamas-Pogrom bekunden einige autoritäre Rechtspopulisten ihre Solidarität mit Israel. Vermutlich aus strategischen Gründen, um ihren Kampf gegen den Islam zu stärken. Doch wie passt das zusammen, da sie historisch das Judentum viel grundsätzlicher ablehnen als den Islam? Eine Analyse.

Der europäische Krieg
Für Etienne Balibar führt die Ukraine einen gerechten Verteidigungskrieg. Er warnt jedoch davor, ihn durch Russophobie und Militarisierung anzuheizen. Europa sollte sich darauf konzentrieren, Geflüchtete aufzunehmen, und anerkennen, dass die Ukraine demografisch bereits Teil der EU ist.

Kommentare
Celine ist eine hervorragende Philosophin. Das soll bitte nicht als captatio benevolentiae verstanden werden.Die Position, der sie sich verpflichtet fühlt gegenüber Kiew ist das eine. Nicht in den Fokus geraten aber andere Stimmen, deren Fokus hinsichtlich einer deeskalierenden Position, die auf ernsthafte Ininitiativen für einen Waffenstillstand setzen. Wer der Kriegslogik ad Infinitiv folgt, kann keinen Krieg beenden - bis er siegt. Ein klassischer Sieg ist - angesichts der Kräfteverhältnisse R und UA - aber völlig un- wahrscheinlich, Celine
a) Wer jetzt auf negative Solidarität setzt, muss wissen, dass bei Ende des Krieges nichts mehr von ihr bleibt.
b) 1945 ( Potsdam?) als "Friedensvertrag " zu werten, scheint doch arg daneben. Auch 1990 kam es nicht zu einem Friedensvertrag.
c) Die Verträge der EU - Ebene kennen auch die funktionale Beschränkung ihrer Reichweite bzw. Handlungsmacht: Subsidiarität. Sie gilt aber im Laufe fortschreitender Integrationsintensität immer mehr als Störfaktor. In dem Maße wie Brüssel immer mehr, immer weitere Kompetenzen anhäuft, verliert die korrektive Demokratie und selbst eine nur funktional verstandene Subsidiarität.