Die Linkswende der Kritischen Theorie
Führende Köpfe der Kritischen Theorie rufen im Rahmen der Initiative Wissenschaft wählt Die Linke! zu einem entsprechenden Votum auf. Das ist erstaunlich, bedenkt man Adornos und Horkheimers Skepsis gegenüber solchen Parteinahmen.
In der Hoffnung auf intellektuellen Rückenwind im Wahlkampfendspurt hat die Linkspartei die Initiative Wissenschaft wählt Die Linke! gestartet. Namhafte Experten aller Disziplinen rufen zur Unterstützung der „öko-sozialistische[n] Partei“ auf, die „Druck auf andere Parteien macht, Missstände anprangert und versucht, ihnen vereint zu begegnen, um gemeinsam dem Ziel eines guten Lebens für Alle näher zu kommen.“ Auf der Liste der Erstunterzeichner findet sich auch das Who is Who der Kritischen Theorie: Rahel Jaeggi, Christoph Menke, Eva von Redecker, Stephan Lessenich, Robin Celikates, Katja Diefenbach, Alex Demirović, Ilka Quindeau, Frieder Vogelmann, Daniel Loick und viele mehr – fast alles, was in Frankfurt Rang und Namen hat, steht offenbar fest an der Seite der Linkspartei.
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Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“
Aufklärung und Mythos sind in gewisser Weise das Gleiche, behaupten Theodor W. Adorno und Max Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung (1944), dem Hauptwerk der Kritischen Theorie. Klingt widersinnig? Wir helfen weiter.

Der fehlende Teil. Karl Heinz Haag zum Geburtstag
Karl Heinz Haag, der heute 98 Jahre alt geworden wäre, galt einmal als philosophischer Nachfolger Horkheimers und Adornos. Doch dann verschwand er von der Bildfläche. Seine Schriften greifen einen metaphysischen Strang der Kritischen Theorie auf, der heute vergessen, aber vielleicht aktueller denn je ist.

„No Other Land“ – Kino ohne Heimat
No Other Land dokumentiert den Widerstand in Masafer Yatta gegen die israelische Besatzung. Trotz Oscar-Nominierung fehlt in den USA bisher allerdings ein Verleih. Ein Skandal, der sich durch das Werk Adornos und Horkheimers besser verstehen lässt.

Gretel Adorno, die Hebamme der Kritischen Theorie
Erst langsam kommt Gretel Adorno die Aufmerksamkeit zu, die sie verdient. Denn die promovierte Chemikerin und Unternehmerin war die heimliche Kraft hinter ihrem Ehemann, Horkheimer sowie Benjamin und prägte die Kritische Theorie maßgeblich. Millay Hyatt erinnert an die zu Unrecht vergessene Denkerin.

Eher orientierungslos als links – wohin driftet die kritische Theorie?
Die kritische Theorie war politisch nie einheitlich: Einst marxistisch engagiert, lehnten Adorno und Horkheimer später blinden Aktivismus ab. Frederik R. Heinz deutet den Wahlaufruf heutiger Vertreter, anders als unser Redakteur Moritz Rudolph, nicht als Linkswende, sondern als Zeichen von Orientierungslosigkeit. Eine Replik.

Adornos Erben
Vom Institut für Sozialforschung über die Frankfurter Schule in die Gegenwart: Philipp Lenhard und Jörg Später beleuchten die Geschichte der Kritischen Theorie. Und Jürgen Habermas plädiert für „vernünftige Freiheit“.

Trumps dunkle Skepsis
Welches Podium Trump heute auch immer betritt, wie wirr, desinformiert und selbstwidersprüchlich seine Auftritte auch sein mögen: Er verkörpert den lebendigen Tatbeweis, dass seine Vorbehalte gegen sämtliche Institutionen, die ihr Wirken im Zeichen der Wahrheit verstehen, eine gewisse Berechtigung hatten.
Wie soll man Trumps destruktiver Skepsis also begegnen?

Marie-Luisa Frick: „Man sollte Selbstdenken nicht undifferenziert heroisieren“
Corona und Terror rufen die Ideale der Aufklärung wieder auf den Plan und stellen die Demokratie gleichzeitig hart auf die Probe. Die Philosophin Marie-Luisa Frick, deren Buch Mutig denken (Reclam) gerade erschienen ist, erklärt vor diesem Hintergrund, was wir heute noch von den Aufklärern lernen können.

Kommentare
"[...]Adornos und Horkheimers Skepsis gegenüber solchen Parteinahmen."
Eh, also, bei meiner Arbeit in und zur Frankfurter Schule steht die Parteinahme komischerweise ganz im Gegenteil ganz am Anfang der Kritischen Theorie. Die gesellschaftliche Parteinahme ist doch gerade konstituierend für die Kritische Theorie.
Da frage ich mich gerade welche Parteinahme in der Redaktion des Magazins herrscht? Neutral?